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Paraforce 6 - Die Stunde der Bestie

Paraforce 6 - Die Stunde der Bestie

Titel: Paraforce 6 - Die Stunde der Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Slaterman
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    Nur mit Mühe konnte er einen Fluch unterdrücken.
    »Was zum Teufel macht dieser Leitninger um so eine Uhrzeit am Lech?«
    Brauns Hände waren so fest um das Lenkrad gekrallt, dass die Fingerknöchel weiß unter seiner Haut hervortraten. Mit verbissener Miene lenkte er den Streifenwagen in einer Art und Weise durch die Ortschaft, die mit Sicherheit nicht den gängigen Verkehrsregeln entsprach. Das Röhren des Motors und das Quietschen der Reifen hallten dabei unnatürlich laut durch die Stille der schlafenden Ortschaft.
    Während er Salcher demonstrierte, zu welchen Leistungen ein Fahrzeug mit beinahe zweihundert PS unter der Motorhaube fähig war, begann er zu reden.
    »Er ist Jäger und die Schonzeiten für Gams und Bachen sind vorbei. Außerdem gehört die Jagdhütte, in der er die Toten gefunden hat, einem Freund, mit dem er sich die Pacht für das Revier teilt.«
    »So, wie Sie fahren, war also wieder unser Schlächter am Werk«, presste Tobias Salcher zwischen den Lippen hervor und hielt sich krampfhaft am Türgriff fest, nachdem Braun kurz vor dem Ortsende in einer lang gezogenen Kurve auf beinahe einhundert Stundenkilometer beschleunigte.
    Der Reuttener Polizist nickte knapp und steuerte den Streifenwagen trotz allem mit beinahe traumwandlerischer Sicherheit aus der Ortschaft heraus. Dabei presste er die Zähne zusammen, bis seine Kiefermuskeln deutlich zu sehen waren. Obwohl in dem Wagen dank einer perfekt funktionierenden Klimaanlage angenehme Temperaturen herrschten, konnte Tobias die Schweißperlen auf seiner Stirn deutlich erkennen.
    »Diesmal soll es besonders schlimm sein«, berichtete er stockend weiter. »Leitninger ist als Mitglied der freiwilligen Feuerwehr so einiges gewohnt. Trotzdem hat er wie ein Kind geschluchzt, als ich ihn am Telefon hatte.«
    Tobias hatte plötzlich ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend.
    Er ließ sich gegen die Rückenlehne fallen und starrte durch die Windschutzscheibe hinaus auf den hereinbrechenden Tag.
    Je länger Braun mit dem Wagen durch die Morgendämmerung jagte, umso mehr wuchs in ihm der Wille, diesen Fall unbedingt aufzuklären.
    Sie bogen auf die L260 ab, einer Landstraße, die am Lech entlang bis nach Lichtenstein hineinführte, und fuhren etwa eine Viertelstunde mit unvermindert hoher Geschwindigkeit in Richtung Südwesten.
    In einer großzügig ausgebauten Geraden trat Braun unverhofft in die Eisen und lenkte den Wagen danach beinahe sanft auf einen kiesbedeckten Parkplatz oberhalb des Lech. Nachdem Tobias aus dem Fahrzeug gestiegen war, konnte er unten am Flussufer neben einer Holzhütte zwei Polizeiautos, einen Rettungswagen und einen dunklen Van erkennen, die den Weg zur Hütte versperrten. Ihre blinkenden Warnlichter tauchten die anbrechende Morgendämmerung abwechselnd in rotes, blaues und weißes Licht.
    Braun schloss den Wagen ab und lief voraus.
    Kaum hatten sie den Trampelpfad, der von ihrem Parkplatz aus zum Fluss hinunter führte, hinter sich gebracht, kamen ihnen auch schon von der Hütte her zwei Polizisten in Uniform entgegen. Trotz der spärlichen Lichtverhältnisse waren ihre verkniffenen Gesichter deutlich zu erkennen.
    »Alles klar, Männer, ich bin’s und das hier ist der Inspektor aus Innsbruck«, erklärte Braun seinen Kollegen.
    Die beiden Beamten, die ihnen den Weg versperrt hatten, nickten erleichtert und gaben den schmalen Pfad, der zur Jagdhütte führte, sofort frei.
    »Wo sind sie?«
    Einer der Polizisten verzog das Gesicht, als bereitete ihm die Frage regelrecht Schmerzen, und deutete über die Schulter. »Dort in der Hütte, aber an eurer Stelle würde ich da lieber nicht reingehen.«
    »So schlimm?«, erkundigte sich Braun.
    »Wie man’s nimmt. Nachdem sich ein Typ von der Spurensicherung dort drinnen ausgekotzt hat, tragen inzwischen alle eine Maske mit Geruchsfilter.«
    Der Innsbrucker Oberinspektor und sein Kollege musterten sich betroffen.
    Während Braun noch einen Moment zögerte, ging Tobias weiter. Kurz bevor er seinen Fuß über die Türschwelle setzte, holte er noch einmal tief Luft.
    Im ersten Augenblick wurde er von dem grellen Licht der Scheinwerfer geblendet, die von der Spurensicherung überall in der Hütte aufgestellt waren. Er blinzelte, bis sich seine Augen an die gleißende Helligkeit gewöhnt hatten, und sah sich danach eingehend um.
    Man hatte die Hütte einst spartanisch aber zweckmäßig eingerichtet: ein Bett, ein Schrank und vor der offenen Feuerstelle ein Tisch mit vier Stühlen.

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