Paraforce Band 9 - Der Schlag eines Herzens 2
die spitz vorstehenden Kanten des Felsens an seinem Rücken hinterlassen hatten.
Alles nur Einbildung? Waren all die Jahre der Qual und der Folter, die er erlebt hatte, tatsächlich nur Fantasien gewesen, die ihm dieses ...?
Er hob den Kopf und blickte seitlich an Ali (ja, Ali ist sein Name. Ganz sicher!) vorbei.
Das Hexerhaus stand immer noch im Zentrum der Senke und verbreitete dabei immer noch reine Düsternis, wie es schien.
»Dieses elende Scheißteil«, fluchte Tom.
»Na ja, es scheint dir wieder etwas besser zu gehen. Wir müssen schnell handeln. Ich habe Proschers Geist für den Moment lähmen können, aber er wird schon bald wieder ...«
Tom starrte entgeistert auf den Perser. »Was machst du eigentlich hier?«, unterbrach er ihn.
»Lange Geschichte, aber ob du es glaubst oder nicht, wir arbeiten beide für Paraforce.«
Tom kicherte.
Er konnte selber nicht erklären, warum er das tat, aber auf einmal war da das Bedürfnis loszulachen. Vielleicht verabreichte ihm sein eigener Körper gerade die notwendigen Hormone dafür, sozusagen als Gegenreaktion auf den Schrecken, durch den ihn dieser verfickte Proscher hatte gehen lassen.
KLATSCH! Eine Ohrfeige explodierte auf Toms linker Wange. Er kippte beinahe wieder in die Rückenlage zurück, konnte dies aber verhindern, packte den Kragen Alis und zerrte ihn in einem Reflex an sich heran.
Die Gesichter der beiden waren sich jetzt ganz nah. Tom fühlte Wut in sich auflodern und hätte Ali am liebsten ein volles Pfund verpasst. Doch ebenso schnell, wie der Zorn entstanden war, zog er sich auch wieder zurück. Das Lachbedürfnis schwand ebenfalls und der Verstand nahm seinen angestammten Platz in Toms Schädel ein.
»Sorry!«
Er ließ Ali los. Sein neuer Kollege richtete sich auf und streckte seine rechte Hand aus. Tom ergriff sie und ließ sich in den Stand ziehen.
»Und vielen Dank, Ali. Ich denke, viel länger hätte ich da drinnen ...«, er deutete auf das Hexerhaus, »... nicht mehr durchhalten können.«
Ali erwiderte nichts, nickte aber zustimmend.
»Jetzt haste meinen Arsch schon zum zweiten Mal gerettet.«
»Und auch dieses Mal war es mir eine Ehre. Was hat Proscher genau mit dir angestellt? Ich nehme an, dass er dich ...«
Tom winkte ab.
»Können wir vielleicht später darüber sprechen? Du selber hast gesagt, dass uns nicht viel Zeit bliebe.«
»Richtig. Ich konnte Proschers Angriff auf meinen Geist abwehren und ihm sogar noch einen schmerzhaften Schlag verpassen, aber diese Wirkung wird nicht ewig anhalten. Er wird sich erholen und uns erneut attackieren.«
»Dann sollten wir die Chance nutzen und dem Penner den Garaus machen.«
Toms Blick glitt über die Hausfassade. Gleichzeitig überschlugen sich seine Gedanken. Die Phase der Schwäche zu nutzen war ein guter Plan, nur leider wusste er nicht, wie dies anzustellen war.
»Mit unseren herkömmlichen Waffen werden wir keinen allzu großen Erfolg haben. Das Haus ist zu massiv, als dass wir es mit Kugeln zerstören könnten.«
Alis Bemerkung riss Tom aus seiner Gedankenwelt.
»Stimmt schon, aber vor über 70 Jahren haben drei Priester es geschafft, dem Vorbesitzer, diesem Anatol Anjoshin, gehörig die Suppe zu versalzen.«
Tom entdeckte einige Meter von sich entfernt etwas auf dem Boden liegen. Er lächelte schmal, trat neben den Gegenstand und hob ihn auf. Als er sich vorbeugte, fühlte es sich an, als bestünde sein ganzer Körper nur aus blauen Flecken.
Als er sich aufrichtete, hatte er seine Schrotflinte in den Händen. Die Remington hatte die erste Auseinandersetzung mit dem Haus gut überstanden. Er lud sie nach.
»Die wird das Haus zwar auch nicht einebnen können, aber immerhin kann sie uns helfen.«
»Trotzdem wissen wir immer noch nicht, wie die Priester Anjoshin besiegt haben.«
Ali zuckte deutlich zusammen, als habe er in eine Steckdose gegriffen.
»Das ist nicht gut«, flüsterte er heiser.
»Was denn?«
»Ich spüre, dass Proscher wieder zu Bewusstsein kommt. Er hat den Schock durch die Formel überwunden und wird gleich wieder im Vollbesitz seiner Kräfte sein.«
Teufel auch, und wir wissen einfach nicht, wie wir ihn aufhalten können , dachte Tom verzweifelt.
Seine Gedanken überschlugen sich. Immer wieder rekapitulierte er sein Gespräch mit Iacob Oprina, als dieser ihm von den drei Priestern berichtet hatte.
Was hatte der letzte Priester noch erzählt?
»Der Pfarrer in Kadesti erzählte mir, dass einer der drei Priester zurückkehrte und seinem Nachfolger
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