Parallelgeschichten
die langen Ärmel des Trikots bis zum Ellenbogen hochgekrempelt.
Angezogen war ich von ihm nicht, aus irgendeinem Grund empfand ich ein Mitleid, das mich ganz erfüllte.
Ich zitterte immer noch ein bisschen wegen der animalischen Erregung und Anziehung, die ich für den älteren Mann empfand, auch vor Angst, was er mit mir machen würde und ob er mich wohl für ein ganzes Leben akzeptieren würde, doch von dem allem konnte der Junge auf der anderen Seite der Büsche nichts merken, es gelang mir, mich zu beherrschen. Das Zittern verselbständigte sich nicht, war nicht mehr so heftig wie bisher. Ich blickte mich verstohlen um, ob mein Mann nicht doch irgendwo in der Nähe sei. Aber ich war auch froh, dass das Zittern, das ja eigentlich seiner Größe und Schönheit galt, mich nicht mehr daran hinderte zu tun, was ich wollte.
Gleich mit wem, gleich wann.
Wenn er nicht da war, dann eben nicht. Er war nirgends. Er hatte mich übel hereingelegt, oder meine Phantasie hatte mich betrogen. Ich hatte das Gefühl, ich sei völlig ausgetrocknet, beim Blinzeln machten meine Lider, beim Schlucken meine Zunge einen ausgedörrten Ton. Das Zittern lief durch das Innere meines Fleisches, nicht stark, aber ständig.
Ich sah nicht hinter den Busch, sah nur, dass er mit seinem milchweiß leuchtenden, stark geäderten Arm jetzt langsamer arbeitete. Bestimmt hatte sich inzwischen sein Schwanz mit Blut gefüllt und war länger geworden. Mit seiner Armbewegung zeigte er mir die Ausmaße, übertrieb sie vielleicht auch, um mir zu imponieren. Man war ja bemüht, sich im besten Licht zu zeigen, der andere sollte sich etwas Langes und Mächtiges vorstellen. Eigentlich suchte man beim anderen gar nicht den wirklichen Menschen, sondern eine heimlich genährte Phantasie, und das machte die Begegnungen zum Ritus. Auch die Phantasien des anderen kannte man.
Ihre Geheimsprache bestand aus den verschiedenen Dialekten dieser gemeinsamen Phantasie.
Auch der Junge wollte sehen, was ich mit meinem tat und reckte sich etwas in die Höhe. Es wäre schrecklich gewesen, daran zu denken, dass sich jetzt alles entscheiden würde. Das Mitleid mit ihm hatte mich gepackt, aber mein Interesse galt nicht ihm, so dass mich die brennende Aufregung verließ. Jetzt brauchte ich nichts mehr zu tun. Es genügte zu sehen, wie sich sein Hals, sein Arm bewegten, es genügte, an der Haltung seines flaumig weißen Halses seine Lust am Steifwerden zu entdecken, schon ließ meine Phantasie den älteren Riesen im Stich und folgte diesem hier beflissen.
Mein Schwanz wurde hart in meiner Hand, stellte sich heftig, trotzig und schmerzhaft auf, ich hielt die Vorhaut mit den Fingern zu, damit sie nicht wieder zurückrutschte, das plötzliche empfindliche Gefühl des freigelegten Eichelrands hätte ich nicht ohne einen sofortigen Erguss überstanden. Schon deshalb verdeckte ich ihn sorgsam mit der Hand, da mochte sich der andere noch so recken und strecken. Was ein besonders wichtiger Ausdruck der rituellen Sprache war. Er wollte einen Vorschuss von mir, damit beim Anblick des meinen seiner noch härter würde, noch vollkommener, bis für ihn der günstigste Augenblick käme, um mir auch den seinen zu enthüllen. Damit ich an ihm die Stärke meiner Verführung sehe und der Vollkommenheit seines Glieds erliege.
Ich hingegen war auf bedingungslose Gegenseitigkeit aus, und so musste für mich die feierliche Vorstellung nicht einzeln, sondern gleichzeitig stattfinden. Ich durfte keinen Vorschuss gewähren, aus dem er einen geschäftlichen Vorteil schlagen konnte.
Das Ausbleiben von Gegenseitigkeit verletzte meinen Geschmack. Ich wünschte, er würde das verstehen.
Sonst gehe ich weg.
Und so hatte die Beziehung in der Zeichensprache doch eine aufregende Geschäftsbedingung. Ich ließ nichts nach.
Das führte zur Frage, wer von uns beiden dem anderen seinen Willen aufzwingen konnte, beziehungsweise ob in mir der sentimentale Wunsch nach Gegenseitigkeit stärker war als meine urtümliche Neugier. Wer dem anderen seinen zuerst zeigte, das wurde in der reglosen Sommernacht zu einer so nervenaufreibenden Frage, dass ich spürte, wie meine Selbstmordabsichten versiegten und wie der schwarzhaarige, dunkelhäutige Riese aus meiner Vorstellung verschwand.
Bei dem Blutandrang im Schwanz war in meinem Kopf kein Platz mehr für ihn.
Ich wurde so schwach, alles war nunmehr so egal, dass ich ihn doch zeigte.
Jetzt schau mal einer an, was der für einen Pimmel hat, rief er begeistert,
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