Parallelgeschichten
diese pure Lust und ihre Bereitschaft dazu.
Otmar wollte bisweilen mehrmals.
Sie konnte ihn nicht jedes Mal abweisen.
Auch deshalb war es gescheiter, ruhig zu bleiben und nicht zu zittern.
Wenn Otmar beim Einschlafen wieder hochschreckte, weil er dabei einen lauten Furz losgelassen hatte, und am ganzen Körper zusammenzuckte und sich dann am Rand des Abgrunds, in den ihn der Schlaf stoßen wollte, irgendwie festklammerte, um sie mit einem Ungestüm, als wolle er ihr Zittern bremsen, zu packen, wieder aufzuspannen und in sie einzudringen, diesmal wirklich brutal, damit sie doch noch zur Befriedigung kam, er hatte ja im Dunkeln unter der Decke das Zittern und Wabern des schweren Frauenkörpers gespürt, dann benahm er sich, obwohl auch er keine Lust mehr hatte, aber erregt war von dem hilflosen Zittern und wild drauflosstieß, wie ein hartnäckiges, trotzig forderndes Kind, ja, genau so, ein Kind, das sofort alles will, denn er lebte im Glauben, dass seine Frau, je stärker, je zielgerichteter er zustieß, je tiefer, je schonungsloser er in sie eindrang, umso gründlicher befriedigt wurde.
In solchen Augenblicken hatten förmliche Zärtlichkeiten oder die in jeglicher Lebenslage obligate Zuvorkommenheit keinen Platz mehr, obwohl das sonst zwischen ihnen wirklich einwandfrei funktionierte.
Von der Schuer sah es so, dass das Männchen im Interesse der Fortpflanzung mit dem verführerischen Widerstand des Weibchens ringen muss, und ihre ewige Unbefriedigtheit wäre dieser Widerstand.
Diese Mauer durchbrechen.
Geschah es auf diese Art, hatte Freifrau Erika noch am Sonntagmorgen ein sachtes Knie- und Schenkelschlottern.
Was ihr den ganzen Tag kaputt machte.
Von ihren quälenden sonntäglichen Migränen hätte sie ihrem Mann nie etwas gesagt, sie brachte ihre Eierstockbeschwerden, ihre unregelmäßigen Blutungen nicht mit diesen furchtbaren nächtlichen Szenen in Zusammenhang und fand sie deshalb auch nicht erwähnenswert.
Selbst wenn sie gewusst hätte, wovon sie ungefragt berichten sollte.
Mit so etwas hätte sie ihr wunderbares Familienleben nicht verderben wollen.
Und jetzt dieser Albtraum, aus dem sie sofort erwachen wollte. Lange kann das ja nicht mehr dauern, sagte sie sich, bis dahin beschäftigte sie sich lieber mit den Kindern. Erwachen, um vor Seelenschmerz nicht laut herauszuschreien.
Was tust du mir an.
Sie hätte nicht gedacht, eines solchen seelischen Schmerzes fähig zu sein, es zerriss ihr fast das Herz, was ihre sonntäglichen Kopfschmerzen eher milderte.
Was hast du mir angetan, und was wirst du mir noch antun.
Am anständigsten benahmen sich noch die Kinder, auch wenn ihnen das seltsame Verhalten der Erwachsenen stark zusetzte, so dass Miss Bartleby auf einmal alle Hände voll zu tun hatte. Vor allem die beiden Mädchen musste sie bremsen. Die auf hohen Kissen thronende Ortrud, das kleinste der drei Kinder, schrie und gurgelte immer wieder, weil sie die Spannung unter den Erwachsenen spürte, was Miss Bartleby zu kräftigen Zischlauten und längeren Predigten veranlasste. Die Kinder hatten bei Tisch still zu sein. Sieglinde begann unter dem Tisch mit den Beinen zu schlenkern. Das war im Haus von der Schuer ebenfalls streng verboten. Die Miss und das Zimmermädchen hatten beide den Auftrag, das sofort streng zu ahnden. Sie hatten freie Hand, durften mit dem Stock auf die nackten Beine schlagen. Man war der entschiedenen Meinung, dass ein kleiner Junge oder ein kleines Mädchen nie unkontrolliert in sich versinken durfte, weder in Gesellschaft noch allein. Dabei schwang eine Andeutung mit, die die Kinder nicht verstanden.
Und die gekochte Kartoffel schneiden wir nicht mit dem Messer, sondern teilen sie mit der Gabel.
Das hingegen hatten sie intus.
Auf Schwarzbrot streichen wir keine Marmelade, nur auf weißes. Das wiederum verstanden sie nicht, hatten es aber zu akzeptieren.
Das unkontrollierte und gleichmäßige Schlenkern mit den Beinen würde die Kinder zu entsetzlichen Angewohnheiten verleiten. Von der Muskulatur des Schenkelchens würde ein zu starkes Gefühl in den Schenkelansatz ziehen, die Lust im kleinen Körper würde zu gleichmäßig, das Kind würde es dauernd tun. Miss Bartleby musste kontrollieren, ob sich die kleinen Schamlippen röteten, das wäre das verräterische Zeichen. Oder der kleine Pimmel des Jungen konnte durch ein solches Geschlenker steif werden, durch das gleichmäßige Reiben und Drücken an den kleinen Hoden. Die Engländerin war jetzt aber so sehr mit der
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