Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)
ich es nicht mehr aus, mein Körper ist vollkommen angespannt. Es scheint, als würde mein Kopf bald explodieren. Ich kann einen Schrei nicht mehr unterdrücken. Schlagartig hört es auf. Eine enorme Erleichterung breitet sich in mir aus. Meine Muskeln entspannen sich langsam wieder, und es gelingt mir, die Augen wieder zu öffnen. Schnell schaue ich mich auf dem Dach um, doch die dunkle Gestalt ist verschwunden.
Nach einigen Minuten gehe ich wieder ins Haus und schließe die Dachtür fest hinter mir zu. Bevor ich bei Paola anklopfe, atme ich tief durch. Sie öffnet mit meiner Handtasche in der Hand.
»Oh, du hast sie gefunden«, stottere ich.
»Ja, sie war die ganze Zeit über auf der Couch«, antwortet Paola etwas verärgert.
Was hat sie bloß? Ich schaue zum Esstisch und sehe, dass schon alles gedeckt ist.
»Das Essen ist ja schon fertig!«, stelle ich fest.
»Ja, und kalt ist es auch geworden. Wo warst du?«, zischt sie.
»Was meinst du? Ich war doch bloß an meinem Auto. So lange hat es doch nicht gedauert.«
»Du warst eine Stunde lang weg, und dein Telefon hast du auch nicht dabeigehabt. Ich habe mir Sorgen gemacht.«
Eine Stunde? Das waren doch höchstens zehn Minuten!
»Tut mir leid, das Handy lädt noch, und ich habe etwas weiter weg geparkt, also hat es etwas länger gedauert«, stammele ich in Gedanken.
Kapitel 10
Marco steht vollkommen perplex auf einem Dach in der Innenstadt und schaut hinunter auf die Straßen. Es herrscht wie immer reger Verkehr. Einige Touristen stehen vor dem Kolosseum und fotografieren, ein Tourenbus hält an, und weitere Touristen steigen aus, um das Highlight der Stadt zu betrachten. Marco ist schon immer von Rom begeistert gewesen, doch nachts ist es noch unglaublicher. All die Lichter, die charmant alle überwältigenden Gebäude beleuchten, sind atemberaubend, findet er.
»Was hast du dir dabei gedacht?«, tönt Calias Stimme laut hinter ihm.
Marco wirbelt herum.
»Calia, was hast du getan? Warum hast du mich hergebracht?«, fragt er verärgert.
»Du kennst doch die Regeln. Ich habe dich nur vor deiner eigenen Dummheit bewahrt.«
»Eva muss erfahren, was los ist!«, zischt Marco.
»Ja, wenn die Zeit reif ist. Jetzt würde es nichts bringen, und du würdest nur die Regeln missachten. Du weißt genau: Du darfst dich ihr nicht offenbaren, bis sich all ihre Wächtergaben ausgebildet haben!«, erinnert ihn Calia.
»Scheiß auf die Regeln! Sie hat ein Recht darauf zu erfahren, wer sie ist. Heute haben zwei Männer der Organisation sie verfolgt. Ich konnte die Typen diesmal aufhalten, doch das nächste Mal könnte es nicht so gut laufen«, sagt Marco verärgert. »Calia, du weißt genau: Sie werden Eva so lange verfolgen, bis sie all ihre Wächtergaben empfangen hat, und sie dann für ihre Zwecke missbrauchen – genau wie es bei Giuliano geschehen ist. So, wie ich das sehe, ist doch genau das unsere Aufgabe. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Organisation Eva in die Hände bekommt.«
Calia streicht sich über ihr glattes, silbernes Haar.
»Du hast ja recht«, gibt sie resigniert zu. »Aber ich habe die Regeln nicht gemacht. Du musst Eva weiterhin bewachen und dein Bestes tun, doch du darfst dich ihr nicht zeigen.« Sie mustert Marco, der sie verärgert und besorgt zugleich ansieht, und sie hasst es, ihn so zu sehen. Offenbar sorgt er sich wirklich sehr um Eva. »Allerdings ist Eva sehr stark. Sie ist keine gewöhnliche Wächterin. Schon jetzt kann sie ihre Gaben ein wenig kontrollieren und ist anscheinend auch hart im Nehmen«, sagt sie und sieht einen Hoffnungsschimmer in Marcos Augen aufblitzen.
»Was willst du damit sagen, Calia?«, fragt Marco hoffnungsvoll.
»Dass man bei ihr angesichts ihrer ungewöhnlichen Umstände eine Ausnahme machen könnte«, antwortet sie dann.
»Also darf ich mich ihr zeigen?«
»Ich werde versuchen, beim Rat eine Erlaubnis zu bekommen. Bis dahin solltest du dich lieber noch zurückhalten. Ich versuche mein Möglichstes.«
»Danke, das weiß ich sehr zu schätzen.«
Calia nickt und verschwindet im Nichts. Marco dreht sich wieder zur Straße um. Kurz beobachtet er die vielen Touristen. Obwohl es schon spät ist, ist es laut und belebt. Er nimmt das Leben der Stadt in sich auf. Voller Energie und Zuversicht verschwindet dann auch er spurlos.
Kapitel 11
Ich wälze mich schon seit Stunden im Bett. Wieder kann ich nicht schlafen. Die warme Dusche nach dem Abendessen hat auch nichts gebracht. Ich bin total
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