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Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)

Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)

Titel: Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola Bellin
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kein Telefon, keine Gegenstände, die als Waffe dienen könnten, nichts.
    Das Geräusch des Türgriffes lässt mich zusammenzucken. Der Mann kommt mit einer Bäckertüte herein. »Hier eine kleine Stärkung! Ich weiß zufällig, dass du diese Dinger liebst«, sagt er, stellt die Tüte auf den Tisch und geht wieder aus dem Zimmer.
    Ich stehe auf und öffne die Tüte. Der verführerische Duft von frischen Cornetti steigt mir in die Nase. Mein Magen knurrt beim bloßen Anblick. Der Mann kommt wieder herein, und ich setze mich ruckartig wieder.
    »Nur zu, bediene dich!«, sagt er und stellt zwei Teller und zwei Tassen Kaffee zu der Tüte. Dann setzt er sich zu mir. Er nimmt sich ein Cornetto aus der Tüte und beißt hinein.
    »Na los, auf wen wartest du?«, sagt er mit vollem Mund.
    »Warum ist das wichtig, dass ich hierbleibe, und was ist der Ruf?«, frage ich, setze mich aufrecht und rutsche so weit weg von ihm weg wie möglich.
    »Der Wächterruf ist das Klingeln, das du hörst. Es erlaubt mir, dich zu lokalisieren. Du beherrscht es noch nicht, und deshalb setzt es dir so schwer zu«, antwortet er und sieht mir direkt in die Augen. Sein Blick ist sehr ernst. »Ich darf dir eigentlich noch nichts sagen«, setzt er noch einmal an, »ich darf mich dir noch nicht offenbaren, doch die Organisation ist dir auf den Fersen, und wenn du in meiner Nähe bist, kann ich dich besser beschützen.«
    Beschützen? Was redet er da? Er ist ein kaltblütiger Mörder und ich wahrscheinlich sein nächstes Opfer. Die erschreckenden Bilder der Getöteten der letzten Tage blitzen vor meinem geistigen Auge auf. Alle sind nach demselben Muster umgebracht worden. Ob er eine Art Ritual hat? Erst entführt er sie in seine Wohnung, zieht ihnen seine Klamotten an, bietet ihnen ihr Lieblingsfrühstück als Henkersmahlzeit an und schleift sie schließlich in irgendeine verlassene Seitenstraße, um sie dann dort umzubringen. Ein eiskalter Schauer läuft mir den Rücken hinunter. Der Fremde hat bereits den ganzen Cornetto aufgegessen und seinen Kaffee ausgetrunken.
    »Wo sind meine Klamotten?«
    »In der Wäsche«, antwortet er, während er aufsteht und aus dem Zimmer geht.
    Jetzt kümmert er sich um meine Wäsche? Was sind das denn für Psychospielchen? Soll meine Kleidung etwa schön sauber sein, bevor sie voller Blut im Dreck landet?
    Ich stehe auf und gehe zum Fenster. Es lässt sich nicht ganz öffnen, doch es reicht, um meinen Kopf hinauszustecken. Auf der Straße unter dem Haus ist nicht sehr viel los. Ab und zu fährt ein Auto vorbei, doch von Passanten keine Spur. Ich habe keine Ahnung, wo ich mich befinde, doch anscheinend sehr weit von der Innenstadt entfernt. Zum Fenster kann ich nicht hinausgelangen, und es wäre sowieso zu gefährlich, aus solch einer Höhe zu springen. Resigniert schließe ich das Fenster und setze mich wieder auf die Couch.
    Kurze Zeit später kommt der blauäugige Mann wieder herein. Er hält meine Klamotten in seinen Händen.
    »Hier, die habe ich für dich gewaschen. Sie waren vollkommen durchnässt vom Regen und verdreckt mit Blut«, sagt er und reicht sie mir.
    Sie sind noch ganz warm aus dem Trockner und riechen frisch. Ich bemerke, dass meine Nase überhaupt nicht mehr schmerzt.
    »Danke …«
    »Marco, mein Name ist Marco.«
    »Danke, Marco«, bedanke ich mich halbherzig.
    »Dir kommt das alles bestimmt eigenartig vor, und du weißt nicht genau, was los ist. Doch ich verspreche dir, du wirst alles erfahren, sobald die Zeit reif ist«, sagt er dann. Er mustert mich mit seinen strahlend blauen Augen von Kopf bis Fuß.
    »Wenn die Zeit reif ist wofür?«, frage ich ängstlich. Wenn die Zeit da ist, mich umzubringen? Gehört er zu den Mördern, die den Opfern zuerst den Grund nennen, warum sie jetzt sterben müssen?
    Er presst seine Lippen zusammen, und kleine Fältchen bilden sich um seinen Mund. Es ist mir unangenehm, von ihm so angestarrt zu werden. Endlich beschließt er zu sprechen. »Wenn es nach mir ginge, hättest du vor fünf Tagen alles erfahren. Doch ich mache hier nicht die Regeln.«
    Vor fünf Tagen haben meine Schlafstörungen angefangen. Was weiß er darüber?
    »Wer macht denn die Regeln?«, frage ich.
    Er will etwas antworten, doch dann schüttelt er nur den Kopf. Er setzt sich wieder neben mich auf das Sofa. Mit seiner rechten Hand streicht er sich über sein glänzendes schwarzes Haar, dann seufzt er laut und dreht sich zu mir. Ich schrecke zurück, doch er kommt näher.
    »Eva, du bist kein

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