Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)

Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)

Titel: Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola Bellin
Vom Netzwerk:
Heute solltest du aber nichts mehr unternehmen. Vertrau mir.«
    Ich bleibe stehen. Er hat recht. Ich bin vollkommen erschöpft. Wenn ich eine weitere Gabe erhielte, dann wäre ich ihr, genau wie gestern, unterlegen und erlitte einen weiteren Anfall. Ich nicke Marco zu, und wir laufen zurück zum Auto. Auf dem ganzen Weg redet keiner von uns. Als wir in Marcos Wohnung sind, gehe ich direkt ins Schlafzimmer und schließe die Tür hinter mir. Ich lege mich aufs Bett und vergrabe mein Gesicht in das Kissen.
    Nach kurzer Zeit klopft Marco an der Tür.
    »Ich will nicht reden!«, murmele ich.
    »Ich auch nicht«, sagt Marco und kommt in das Zimmer mit einem Glas und einem Brötchen in der Hand.
    »Ich habe dir was zu essen gemacht. Du hast seit heute Morgen nichts mehr gegessen.«
    Ich setze mich auf und nehme das Brötchen und das Wasserglas.
    »Danke.«
    »Keine Ursache«, sagt er und geht wieder aus dem Zimmer.
    Ich esse das ganze Brötchen und lege mich wieder hin. Die Nacht vergeht sehr langsam. Ich kann nicht einschlafen, obwohl ich erschöpft bin. Mein Kopf tut weh und fühlt sich glühend heiß an. Als die ersten Sonnenstrahlen das Zimmer erhellen, stehe ich auf, gehe ins Badezimmer und dusche ausgiebig. Das entspannt mich ein wenig und lindert meine Kopfschmerzen. Die Kleidung geht mir langsam aus. Marco hat mir zwar vor vier Tagen einiges aus meiner Wohnung gebracht, als Giovanni nicht da war, doch ich brauche den Rest. Ich ziehe die letzte saubere Jeans und das letzte schwarze T-Shirt an. Marco ist nicht da. Wahrscheinlich ist er auf dem Dach. Ich nutze seine Abwesenheit und gehe ohne ihn in meine Wohnung. Zum Glück habe ich die Autoschlüssel gestern behalten, so kann ich mit Marcos Auto fahren.
     
    Als ich die Wohnungstür öffne, kommt mir ein vertrauter Geruch entgegen: ein Gemisch aus Giovannis Aftershave und frischem Kaffee. Giovanni ist schon zur Arbeit gefahren. Das ist gut, denn ich will erst meine Sachen packen, bevor ich ihn zur Rede stelle. Ich bin seit einer Woche nicht mehr hier gewesen, doch es hat sich nichts verändert. In der Wohnung herrscht wie immer Ordnung. Ich gehe ins Schlafzimmer und packe meine Klamotten in zwei große Reisekoffer. Egal, was ich sehe, es kommen viele Erinnerungen hoch: Ein Blick auf die Vorhänge, und ich denke daran, wie Giovanni und ich uns über die Muster gestritten haben. Schließlich hat er nachgegeben. Das Bild auf dem Nachttisch erinnert mich an unseren ersten gemeinsamen Urlaub in Barcelona. Er hat mich damals mit den Tickets überrascht und schon alles bis ins kleinste Detail geplant. Ich gehe an Giovannis Sockenschublade, um mich selbst davon zu überzeugen. Tatsächlich: Die blaue Schmuckschachtel ist nicht mehr da. Plötzlich wird mir schwarz vor Augen, und mein Kopf dreht sich. Ich stütze mich an der Kommode ab und atme gleichmäßig ein und wieder aus. Jetzt ist der denkbar schlechteste Zeitpunkt, um eine Gabe zu erhalten. Schlagartig geht es mir wieder gut. Mir ist weder schwindelig, noch tut mir etwas weh. Erleichtert verlasse ich das Schlafzimmer.
     
    Ich setze mich an den Küchentisch und trinke etwas Wasser. Die Wohnungstür geht auf, und Giovanni kommt herein. Er blickt erst auf die Koffer, dann zu mir.
    »Eva, seit wann bist du wieder da? Wie geht es deiner Mutter?«, fragt er, dann kommt er auf mich zu und umarmt mich. »Du hast mir sehr gefehlt«, lügt er.
    »Hör auf mit dem Theater! Ich weiß alles«, sage ich emotionslos.
    Er löst sich von mir und sieht mir verwirrt in die Augen. »Wovon sprichst du?«, fragt er unschuldig.
    Ich höre ein leises Klingeln in den Ohren. Das ist der Ruf. Ich ignoriere es und unterdrücke den Laut. »Von dir und Paola. Ich hätte so etwas niemals von dir erwartet. Dann wagst du es auch noch, mir zu unterstellen, ich würde dich betrügen. Wie kannst du nur!«, schreie ich ihn an.
    »Eva, ich weiß wirklich nicht, wovon du sprichst! Geht es dir gut? Hast du geschlafen?«, fragt er besorgt. Er kann wirklich gut lügen.
    »Jetzt tu nicht so unschuldig! Mach es nicht schlimmer, als es sowieso schon ist. Sei ein Mann und steh zu deinen Taten!«, ruft Marco, der plötzlich aus dem Flur kommt.
    »Wer ist das, Eva? Dein neuer Lover, mit dem du dich schon tröstest?«
    »Was erlaubst du dir eigentlich, so mit Eva zu sprechen?«, zischt er und geht auf Giovanni zu.
    Ich greife nach seinem Arm und halte ihn zurück: »Marco, hör auf! Er ist es nicht wert. Lass uns bitte gehen.«
    Marco hört auf mich. Er nimmt meine

Weitere Kostenlose Bücher