Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)
Koffer und geht mit mir zum Wagen.
Giovanni sagt kein Wort. Er bleibt wie angewurzelt in der Küche stehen. Anscheinend hat er gedacht, er könnte ewig so weitermachen, und keiner würde etwas merken.
Marco packt die Koffer in den Kofferraum, hält mir die Beifahrertür auf, und ich steige ein. Wir fahren los, dann schaue ich noch einmal zum Haus. Es ist ein eigenartiges Gefühl, nach so langer Zeit, in denen Giovanni und ich gemeinsam darin gewohnt haben, es nun allein zu verlassen.
»Eva, ich weiß, das ist eine schwere Zeit für dich, doch ich muss unbedingt wissen, ob du jetzt voll dabei bist«, sagt Marco nach kurzer Zeit.
Voll dabei? Will er etwa wissen, ob ich mein Wächterdasein annehmen werde? Vor dem Gespräch mit Alberto wusste ich nicht einmal, dass ich eine Wahl habe. Die ganze Nacht habe ich daran gedacht, was Giovanni mir angetan hat, doch ich habe nicht eine Sekunde daran gedacht, ein Leben als Wächterin abzulehnen.
»Ja, ich bin dabei«, sage ich leichthin, anscheinend mit zu wenig Überzeugung.
Marco sieht mich eindringlich an und sagt: »Eva, es gibt nicht umsonst eine Wahl. Das ist das Einzige, was uns vom Parallelum unterscheidet. Wenn du dir nicht zu einhundert Prozent sicher bist, solltest du dir Klarheit verschaffen.«
»Ich wusste nicht, dass ich eine Wahl habe. Doch ich habe nie daran gedacht, es nicht zu tun. Vor allem jetzt, da ich weiß, dass mein Vater noch lebt und gerettet werden kann, will ich es umso mehr. Also, Marco, ja, ich bin voll dabei!«, sage ich und lege so viel Überzeugung in meine Stimme wie möglich.
Marco lächelt und ist sichtlich erleichtert. Schließlich fragt er: »Ich bin froh, dass du es annimmst, denn jetzt wird es ernst. Doch bevor ich dir alle Einzelheiten erzähle, muss ich etwas wissen: Hast du in den letzten drei Stunden einen weiteren Anfall gehabt?«
Ich überlege kurz.
»Es muss kein richtiger Anfall gewesen sein. Hattest du plötzlich Kopfschmerzen, oder war dir kurz schwindelig?«
»Als ich im Haus meine Sachen gepackt habe, wurde mir tatsächlich kurz schwindelig und schwarz vor Augen, doch ich dachte, das komme vom Stress und dem Schlafmangel.« Und es könnte an der Tatsache gelegen haben, dass ich meinen endgültigen Beweis dafür gefunden habe, dass mich mein Freund mit meiner besten Freundin betrügt, füge ich in Gedanken hinzu.
Marco nickt und bestätigt: »Hatte ich mir gedacht. Wir glauben, die Organisation habe einen Durchbruch erlebt und es geschafft, einen Menschen erfolgreich zu verwandeln«, sagt Marco betrübt.
»Wie denn? Ich dachte, sie bräuchten den Stoff aus dem Parallelum.«
»Womöglich hat dein Vater es ihnen beschafft. Sie müssen ihn wohl so weit im Griff haben, dass er ins Parallelum gesprungen sein muss und den Stoff in diese Welt gebracht hat«, befürchtet Marco.
»Das würde er niemals tun! Er hat so lange durchgehalten, warum sollte er gerade jetzt aufgeben?«
Marco sagt nichts. Er fährt aus der Innenstadt.
»Wohin fahren wir?«, frage ich etwas durcheinander.
»Ich habe den ganzen Morgen lang mit Alberto gesprochen. Wir haben eine Idee, wie wir deinen Vater finden können«, antwortet Marco und hält vor einem kleinen weißen Haus mitten im Nirgendwo.
Ich bin noch nie so weit aus der Stadt gefahren. Hier befinden sich nur Fabriken. Auch habe ich nicht gewusst, dass hier sogar jemand lebt. »Wo sind wir hier? Wohnt hier jemand Bestimmtes?«
Marco nickt und offenbart: »Hier wohnt ein Genie, das uns helfen wird, deinen Vater zu finden.« Mit diesen Worten steigt er aus dem Wagen.
Neugierig folge ich Marco zur Eingangstür. Eine kleine Kamera zeichnet jede einzelne unserer Bewegungen auf. Marco drückt auf die Klingel, darüber klebt ein kleines Namensschild: »S. Favelli«. Der Nachname kommt mir bekannt vor. Albertos Frau Angela heißt doch mit Nachnamen Favelli. Ein Surren ertönt, und die Tür öffnet sich von allein. Marco geht vor. Das Hausinnere ist sehr dunkel und still. Ein mulmiges Gefühl beschleicht mich.
»Schuhe ausziehen!«, ruft eine weibliche Stimme plötzlich.
Ich erschrecke, dann sehe ich mich um und erkenne Lautsprecher und Kameras an den Wänden. Marco zieht seine Schuhe aus, ich zögere, doch dann tue ich es ihm nach und folge Marco weiter in das Haus hinein. Wir stehen vor einer weiteren geschlossenen Tür. Als wieder ein Surren ertönt, geht diese auf. Ein langer Flur zu einer Treppe, die nach unten führt, befindet sich dahinter.
»Wo sind wir hier?«, frage ich
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