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Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)

Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)

Titel: Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola Bellin
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und öffne die Tür.
    »Ciao, Alberto«, begrüße ich ihn.
    »Ciao, Eva. Ich freue mich, dass du gekommen bist«, erwidert er, der wie immer an seinem Schreibtisch sitzt und irgendwelche Krankenakten durchgeht.
    »Deine Nachricht hat mich stutzig gemacht. Was musst du mir denn so Wichtiges sagen?«, frage ich gespannt. Ich hoffe nur, es hat nichts mit dem Nadel-Vorfall zu tun. Denn ich habe keine Lust, mir unsinnige Ausreden zu überlegen.
    Alberto klappt die Akten zu und setzt seine Lesebrille ab. »Eva, als Erstes will ich mich für meine Reaktion letztens entschuldigen. Ich hätte dich nicht einfach so aus dem Büro werfen sollen. Das war nicht richtig von mir und tut mir sehr leid«, entschuldigt er sich, und ich nicke ihm zu.
    »An deiner Stelle hätte ich ähnlich reagiert.«
    »Weißt du, Eva, ich habe überlegt, welche Ursachen das haben kann; wie es sein kann, dass sich eine Nadel von selbst aus deinem Arm zieht und die Wunde sofort verheilt. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass du nur eine Wächterin sein kannst, die gerade ihr Gaben erhält«, sagt er dann plötzlich.
    Was hat er gerade gesagt? Eine Wächterin? Woher weiß er das?
    »Was meinst du damit?«, frage ich mit unschuldigem Blick.
    »Eva, ich weiß alles. Ich wäre auch fast einer geworden, stattdessen habe ich mich für ein normales Leben entschieden, um bei Angela bleiben zu können.«
    »Du hast einfach Nein gesagt?« Er nickt. »Aber Wächter zu sein, kann man nicht einfach ablehnen.«
    »Doch, ich habe es allerdings nur getan, weil ich mir ganz sicher war, dass Angela die Richtige ist und ich meine Zukunft mit ihr verbringen möchte. Ich habe nur eine Gabe erhalten, und das ist die beste, die ich kriegen konnte: die Gabe zu heilen. Als Arzt wird man ständig mit dem Tod konfrontiert, doch diese Gabe hat mich zu einem Arzt gemacht, der dem nicht mehr ausgeliefert ist. Ich musste dem Rat zwar schwören, sie nicht leichtsinnig zu benutzen und sie nur in Extremfällen einzusetzen. Ich darf auch keinem davon erzählen, doch ich möchte dir einen Ratschlag erteilen: Bei mir war es sicher, ich konnte Angela nicht verlassen, auch nicht, um einer höheren Macht zu dienen. Ich habe als Arzt eine große Verantwortung, und ich hätte meine Patienten niemals im Stich lassen können. Doch bei dir ist es anders. Bevor du es ablehnst, Wächterin zu werden, um bei Giovanni bleiben zu können, musst du alles über ihn erfahren.«
    Ich bin vollkommen perplex. All die Jahre, die ich Alberto nun schon kenne, ist mir nie etwas aufgefallen. Er zählt zwar mit seinen jungen Jahren zu den besten Ärzten Italiens, doch ich hatte keine Ahnung, dass es sich um eine Wächtergabe handelt.
    »Was muss ich denn über Giovanni erfahren?«, frage ich vollkommen ahnungslos.
    »Ich habe es selbst erst vor zwei Wochen erfahren und war wirklich nicht begeistert von der ganzen Sache, doch Giovanni ist mein bester Freund, und ich musste ihm versprechen, es für mich zu behalten. Die Situation hat sich jedoch verändert, und dir steht eine wichtige Entscheidung bevor, die womöglich von der Beziehung mit Giovanni beeinflusst wird«, sagt er.
    »Ich verstehe nicht, warum man nicht Wächter sein und gleichzeitig eine Beziehung mit jemandem führen kann«, frage ich. Mein Vater war auch Wächter und hatte eine Familie.
    »Ich weiß nicht, wie es dir geht, doch ich wollte schon immer ein normales Leben: eine Frau wie Angela, Kinder und die Arbeit als Arzt. Doch hätte ich das Wächtersein angenommen, müsste ich meine Frau immer anlügen. Ich würde sie oft nicht sehen können und nicht der Arzt sein können, der ich sein will. Ein Wächter hat die Aufgabe, die Menschen zu beschützen, und dabei bleibt er nicht immer in derselben Stadt. Das weißt du doch, oder?«
    Ich muss wieder an meinen Vater denken. Er war früher in der Tat recht wenig zu Hause. Denn er musste oft auf Geschäftsreise, doch das war nichts Außergewöhnliches.
    Alberto steht auf und geht um den Tisch. Er setzt sich an die Kante des Schreibtisches und sieht mir in die Augen. »Es tut mir leid, dass du es von mir erfahren musst, aber Giovanni hat seit einigen Monaten eine Affäre mit einer anderen Frau«, sagt er plötzlich, und ich runzele die Stirn.
    »Wie bitte?«, frage ich nur.
    »Ich weiß, dass es sehr schwierig für dich sein muss, dies zu glauben. Hätte ich es mit meinen eigenen Augen nicht gesehen, hätte ich es selbst nicht geglaubt. Er ist immer aufrichtig gewesen. Ich weiß nicht, warum er das tut,

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