Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)
hilft der Organisation dabei, deren Pläne umzusetzen. Er kann sich doch einfach weigern und dagegen ankämpfen!«
»Nein, sie haben ein sehr starkes Druckmittel gegen ihn …«, sagt Marco resigniert.
»Und was soll so wichtig sein und rechtfertigt es, so viele Menschen zu opfern und die Zukunft zu gefährden?«, frage ich verzweifelt. Mein Vater ist nie ein schlechter Mensch gewesen, wie kann er das nur verantworten?
»Du und deine Familie. Sie drohen, dich an seiner Stelle zu nehmen und deine Familie – einen nach dem anderen – zu töten«, antwortet Marco dann bedrückt. Er mustert mich und wartet auf jegliche Reaktion, doch ich bleibe einfach nur regungslos stehen. Er kommt so nah an mich heran, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren kann. »Es hat einen bestimmten Grund, warum dich diese Anzugtypen verfolgt haben«, setzt Marco dann an. Seine Stimme ist sehr leise. »Sie haben beobachtet, ob du eine ganz bestimmte Gabe erhältst, die bisher einzig und allein dein Vater besitzt.«
»Und welche soll das sein?«
»Er ist der Einzige, der zwischen den Welten springen kann.«
»Er kann sich ins Parallelum teleportieren?«, frage ich ungläubig, und Marco nickt.
»Ja, diese Gabe hatte noch niemals ein Wächter vor ihm. Bei den Parali ist das anders. Es gibt einige, die zwischen den Welten springen können, doch die Organisation hat nie einen fangen können, bis sie den Parali deines Vaters erwischten. Als dein Vater davon erfahren hat, hat er es zu seiner persönlichen Aufgabe gemacht, seinen Parali zu retten«, erzählt Marco. »Doch die Organisation war zu sehr an deinem Vater interessiert, sodass sie ihm versprach, den Parali an seiner Stelle gehen zu lassen. Dein Vater ging den Tauschhandel ein, doch er wurde getäuscht: Die Organisation entnahm dem Parali sein ganzes Blut und ließ ihn auf der Straße zurück. Den Rest der Geschichte kennst du ja schon.«
Marco mustert mich. Er scheint auf irgendeine Reaktion zu warten, doch ich rühre mich nicht.
»Die Organisation musste unbedingt an die Fähigkeiten deines Vaters gelangen, um im Parallelum den Stoff, der die Fähigkeiten auslöst, an sich zu reißen und in dieser Welt zu verbreiten. Sie haben es bisher nicht geschafft, doch je mehr Zeit vergeht, desto näher kommen sie ihrem Ziel.«
»Und wenn er nicht tut, was sie von ihm verlangen, werden sie mich und meine Familie töten«, sage ich ernüchtert. Ich habe gedacht, er wäre ein schlechter Mensch und würde mit den Feinden koalieren, doch in Wirklichkeit will er seiner Familie nur das Leben retten und das Unvermeidliche, so weit es geht, verzögern. Ich schäme mich dafür, so schlecht von ihm gedacht zu haben, auch wenn es nur für einen kurzen Moment war. Er hat immer nur das Beste für alle im Sinn und stellt sich dabei an die letzte Stelle. Vorhin ist es mir gelungen, meine Tränen unter Kontrolle zu halten, doch jetzt schaffe ich das nicht mehr. Plötzlich kommen alle Gefühle auf einmal in mir hoch. Ich kann ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Marco schließt mich in seine Arme. Ich vergrabe mein Gesicht an seiner Brust und weine wie an dem Tag, an dem ich erfuhr, dass ich meinen Vater verloren hatte. Doch in diesem Gefühlsausbruch steckt Hoffnung; Hoffnung, meinen Vater wieder in die Arme schließen zu können; Hoffnung, meine Mutter wieder lebensfroh zu erleben und lächeln zu sehen; mein Leben wieder zu ordnen und mit Hoffnung an die Zukunft zu glauben.
Kapitel 16
Der Tag ist schnell vergangen. Es ist Abend und Zeit, sich mit Alberto zu treffen. Ich hoffe, er hat mir nichts Schlimmes zu verkünden, denn für heute habe ich genug Neuigkeiten erhalten. Seine Praxis befindet sich auf der anderen Seite der Stadt. Da mein Auto einen Totalschaden erlitten hat, bin ich mit Marcos Auto unterwegs. Ich habe mich gewundert, warum er überhaupt ein Auto besitzt, schließlich kann er sich auf dieser Welt überallhin teleportieren. Er sagte nur, er wolle sich normal fühlen und auch mal in einem vernünftigen Stau stecken. Dabei musste ich lachen, denn für viel Verkehr ist Rom schließlich bekannt.
Ich parke wie immer direkt am Eingang der Praxis. Bevor ich aussteige, hole ich noch einmal tief Luft. Dann betrete ich die Praxis. Paola ist schon weg, und die meisten Lichter sind aus. Ein Licht im Flur flackert. Das hat etwas Unheimliches. Ich fühle mich wie mitten in einem Horrorfilm, sogar meine Armhärchen sträuben sich. Meinen Mut zusammennehmend, klopfe ich an Albertos Büro
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