Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)
auf die Tasten. Es erscheinen grüne Punkte auf dem Gesicht meines Vaters. Dann wird eine 3-D-Figur von ihm generiert.
»Was ist das für eine Software? LOCATOR, davon habe ich noch nie etwas gehört«, sage ich.
»Ich habe sie selbst entwickelt. Nun kann ich mit diesem 3-D-Modell deines Vaters alle möglichen Satellitenbilder nach Übereinstimmungen durchsuchen«, antwortet Stella, während sie weiter unverständliche Codes eingibt.
»Wie bekommst du denn Zugriff auf die Satellitenbilder?«, frage ich unwissend.
»Ich hacke mich rein«, antwortet Stella, als wäre es das Normalste der Welt.
»Was? Das ist illegal!«
»Ich weiß! Wer bist du? Etwa die Polizei, die mir verbieten will, das zu tun? Ich habe nun mal kein Geld, um mir einen eigenen Satelliten anzuschaffen, du Genie!«, antwortet Stella gehässig.
Gewissermaßen bin ich die Polizei, und soweit ich weiß, hat nicht einmal die Zugriff auf diese Bilder. Ich blicke zu Angela und Alberto, die links von mir stehen. Alberto sieht zu mir, unterdrückt ein Lachen und hebt die Schultern. Dann schaue ich zu Marco, der konzentriert an die Wand schaut, auf der gerade Tausende Bilder überprüft werden. Stella gibt weiterhin unverständliche Codes ein und hackt sich wahrscheinlich in weitere Satelliten ein. Diese Szene kommt mir vor wie aus einem Spionagefilm. Ich schaue mich im Raum um. Er ist groß, und es befinden sich viele weitere Schreibtische und Computer hier, die mit einem Plastiküberzug bedeckt sind. Alles wirkt sehr verlassen. Ganz hinten entdecke ich wieder eine rote Stahltür, genau wie die aus dem Flur. Die muss zum selben Raum führen.
»Was ist hinter der roten Tür?«, frage ich Stella.
»Der Serverraum«, antwortet sie abwesend. »Da haben wir doch was«, nuschelt sie dann.
»Was? Hast du ihn schon gefunden?«, frage ich aufgeregt.
Sie nickt unmerklich und antwortet: »Ja, da haben wir zu 95,98 % eine Übereinstimmung.«
Ich schaue genau an die Wand. Stella zoomt so weit heran, bis man alle Einzelheiten genau erkennen kann. Ich erkenne die Straße wieder. Es ist der letzte Tatort, an dem ich war, als Giovanni und ich uns gestritten haben. Sie spult weiter vor. Die Bilder wurden im Dreißig-Sekunden-Takt aufgenommen. Auf dem ersten erkennt man nur das Opfer, das die Straße hinunterläuft. Auf dem zweiten Bild sieht man ein grelles Licht. Man kann nicht genau erkennen, was es ist. Auch das Opfer ist vom Licht verschluckt. Das nächste Bild zeigt ein etwas schwächeres Licht und ansatzweise ein Gesicht. Für Stellas Software hat das wahrscheinlich gereicht, und es ergibt sich eine Übereinstimmung, doch mit bloßem Auge kann ich nicht genau sagen, ob es sich um meinen Vater handelt. Auf dem nächsten Bild liegt das Opfer blutüberströmt auf der Straße, und eine dunkle Gestalt mit Mantel nähert sich. Die Zeugen haben ja gesagt, sie hätten einen Mann im Ledermantel gesehen. Ich dachte, es sei Marco gewesen, doch dieser Mann ist nicht er. Er sieht ihm zugegebenermaßen ähnlich, doch es ist eine andere Person.
»Wer ist das?«, fragen Marco und ich synchron. Wir sehen uns gegenseitig in die Augen.
»Als ich sein Äußeres beschrieben bekommen habe, dachte ich, es handele sich um dich, doch das da bist du nicht«, erkläre ich ihm und zeige mit meinem Finger auf den Mann mit dem Mantel.
»Nein, das bin ich nicht. Ich habe erst später davon erfahren. In dieser Nacht war ich in der Nähe des Reviers und habe beobachtet, wie du deine Gabe erhältst«, erzählt Marco.
»Vielleicht handelt es sich bei dem Mörder nicht um meinen Vater, sondern um diesen Mann.«
»Aber der Rat hat herausgefunden, dass es der Parali war, der vor fünf Jahren gestorben ist, und nicht dein Vater. Er lebt und wurde von der Organisation gefangen genommen.«
»Mag ja sein, doch das heißt nicht, dass er der Mörder ist. Vielleicht experimentieren sie mit ihm und schicken dann jemand anderen, um die Drecksarbeit zu erledigen.« Marco presst die Lippen aufeinander. Er schaut wieder zur Wand.
Das nächste Bild wird angezeigt, das den Mann wieder nicht zeigt. Auf dem Bild darauf sind die Zeugen zu sehen.
»Ich brauche Zeit, um genau nach der Zielperson zu suchen. Am besten gelingt mir das allein, also wenn ich bitten dürfte …«, sagt Stella und zeigt zur Tür.
»Nein, ich werde bestimmt nicht gehen! Ich muss wissen, wer die Morde verübt und wo mein Vater steckt. Bis ich eine Antwort habe, werde ich diesen Bunker nicht verlassen!«, sage ich
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