Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)
entschlossen.
»Ich finde, wir sollten ins Wohnzimmer gehen und dort auf Stellas Ergebnisse warten. Komm, Eva«, sagt Angela und führt mich zur Tür. »Ich bin sicher, Stella wird uns sofort Bescheid geben, wenn sie etwas Wichtiges entdeckt, nicht?«, fügt sie dann noch hinzu.
Stella nickt nur kurz und tippt stur auf ihrer Tastatur weiter. Widerwillig gebe ich nach und folge Angela zur Tür, Alberto hält sie für uns auf. Als wir im Wohnzimmer sind, scheint Marco in Gedanken zu sein. Es ist nicht wirklich ein Wohnzimmer, sondern war früher bestimmt der Pausenraum. Man findet darin zwar eine gemütliche Couch, einen Fernseher und einen Esstisch, doch Persönliches sucht man hier vergeblich.
»Wer braucht jetzt auch unbedingt einen schönen, starken Kaffee?«, fragt Angela. Alle heben die Hand, da lächelt Angela kurz und begibt sich in die kleine Küche, die an das Wohnzimmer anschließt.
»Ich helfe dir, Schatz!«, sagt Alberto und folgt ihr.
Marco setzt sich auf die Couch. Er ist seit der Ankunft hier sehr ruhig.
»Was ist mit dir?«, frage ich ihn leise.
Er schüttelt nur den Kopf und fährt sich mit der rechten Hand durchs Haar.
»Dieser Mann auf den Satellitenbildern wirkt wie jemand vom Rat. Was, wenn sie einfach nicht weiterkommen und uns nur dafür brauchen, den Täter aufzuspüren? Ich habe schon ganz am Anfang bemerkt, dass dieser Auftrag anders ist. Denn als ich die Regeln gebrochen und mich vorher gezeigt habe, hätten sie das bestrafen müssen; erst recht, als wir uns geküsst und eine der wichtigsten Regeln überhaupt missachtet haben. Nicht zu vergessen, dass wir Zivilpersonen mit reingezogen haben, indem wir ihnen alles über das Parallelum und den Rat erzählten.« Marco legt seine Stirn in Falten. Er sieht mich besorgt an. »Eva, ich war nicht ganz ehrlich zu dir. Der Rat hat nicht vor, deinen Vater zu retten. Sie wollen ihn im Gegenteil vernichten, damit es der Organisation niemals gelingt, an den Stoff zu kommen. Da du seine Tochter bist, hast du eine spezielle Verbindung zu ihm und kannst ihn dadurch ausfindig machen«, fügt er dann noch hinzu.
»Du meinst, sie benutzen mich, um meinen Vater zu töten?«, frage ich, um auch wirklich sicherzugehen, dass ich Marco richtig verstanden habe.
Er nickt nur und fährt sich erneut über das Haar.
»Aber wieso können wir ihn nicht einfach befreien?«, frage ich ahnungslos.
Marco schüttelt den Kopf. »Nein, das wird der Rat nicht zulassen. Als ich diesen Mann gesehen habe, wurde mir klar, dass der Rat mächtiger ist, als wir uns vorstellen können. Sie wissen anscheinend Dinge, von denen wir nichts ahnen. Wenn wirklich starke Gefahr droht wie in diesem Fall, regelt der Rat die Dinge üblicherweise persönlich und lässt dies nicht eine neue Wächterin für sie tun. Doch diesmal ist es anders: Sie unternehmen rein gar nichts, und das kann nur bedeuten, dass sie nichts tun können. Giuliano ist sehr stark, und ich glaube, er würde sich nur vor einer ihm lieben Person zeigen. Deshalb sind sie so stark auf uns angewiesen und werden uns nicht im Weg stehen. Das heißt aber auch, dass wir alles tun können, was wir für richtig halten. Doch ich befürchte, dass sie, nachdem wir den Auftrag erfüllt haben, deinen Vater töten und mich bestrafen werden, indem sie mich ohne Erinnerungen ins Parallelum befördern«, sagt er missmutig.
Bei seinen Worten läuft mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. All die neu errungene Hoffnung fängt langsam an zu schwinden.
»Das darf alles nicht passieren. Warum zeigt sich dieser Rat nicht? Wenn sie wollen, dass ich deren Aufträge befolge, sollen sie sich gefälligst zeigen und es mir selbst mitteilen«, sage ich verärgert.
»Das werden sie nicht. Ich habe den Rat auch noch nie zu Gesicht bekommen. Wächtern und Begleitern ist es nicht gestattet, den Rat zu treffen.«
»Aber woher bekommst du denn deine Aufträge?«, frage ich vollkommen ahnungslos. Bisher dachte ich, Marco würde mit dem Rat in Verbindung stehen, und sie würden ihm die Aufträge direkt erteilen.
»Von Calia, sie ist eine Art Vermittlerin. Ich nenne sie gerne meine Mentorin«, antwortet Marco verschmitzt. »Sie bekommt die Aufträge direkt vom Rat und leitet sie an mich weiter. Ich wiederum übermittle sie dem Wächter.«
»Ich dachte, sie sei deine Begleiterin gewesen, bevor du Begleiter wurdest. Aber wieso muss das so kompliziert sein? Sie könnten doch direkt mit uns sprechen.«
Marco hebt die Schultern und erklärt: »Das ist
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