Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)
ich sei. Tatsächlich hat er mich mehrmals auf dem Handy angerufen und mir einige Nachrichten hinterlassen. Auf allen sagt er, es täte ihm alles sehr leid, und er wolle sich nur persönlich bei mir entschuldigen. Ich habe seine Anrufe komplett ignoriert und habe auch nicht vor, das zu ändern.
»Es ist 21:00 Uhr«, stellt Stella fest.
»Bist du bereit?«, flüstert Marco mir zu. Er mustert mich.
Ich fühle mich stark und bereit.
»Ja, lass uns gehen«, antworte ich nickend.
»Gut, wir sollten jedoch hinausgehen. Da kann ich mehr Kraft aus meinem Umfeld ziehen«, sagt Marco, doch ich schaue ihn etwas verdutzt an. »Wir können die Kräfte der Natur mit unseren kanalisieren. Das bedeutet: Ich brauche nicht meine ganze Kraft, um mich zusammen mit dir zu teleportieren«, erklärt er. »Hätten wir mehr Zeit für das Training gehabt, hätte ich dir gezeigt, wie du die Natur nutzen kannst«, sagt er.
Wir gehen aus dem Haus. Stellas Garten ist eher untypisch für Rom: Er ist sehr groß und voller Pflanzen und Bäume. Der Rasen strahlt in einem wunderschönen, frischen Grün.
»Hier gibt es massig Natur, du wirst nicht sehr viel Kraft brauchen«, sage ich lächelnd.
Marco lächelt zurück und greift nach meinen Händen.
»Gute Reise, Leute!«, ertönt Stellas Stimme aus dem Kopfhörer.
Ich atme tief ein und wieder aus. Marco senkt den Kopf und schließt seine Augen, dann geht alles ganz schnell. Die Umgebung fängt an, sich zu verändern. Auf einmal weht ein starker Wind um uns. Die Bäume verschwinden, Stellas Haus fängt an zu flimmern und verblasst. Plötzlich sehe ich Giovanni, der auf uns zurennt. Ich schließe die Augen, spüre aber noch Giovannis Hand auf meiner Schulter, bevor wir uns endgültig wegteleportieren.
Kapitel 19
Giovanni sieht mich entsetzt an. Marco lässt meine Hände los und dreht sich zu Giovanni um. Sein Blick ist streng. Wir befinden uns auf einem langen weißen Flur. Er erinnert mich stark an den Krankenhausflur der Intensivstation, in der mein Vater oder, besser gesagt, sein Parali gestorben ist. Das erdrückende Gefühl ist dasselbe. Wir sind genau im toten Winkel der Kameras und haben 40 Sekunden, bis wir weitergehen müssen.
»Was …? Wie ist das möglich? Wo sind wir, Eva?«, stammelt Giovanni, der langsam vom Boden aufsteht. Anscheinend ist er während der Teleportation gefallen, schließlich hat er sich ja auf uns gestürzt. Ich weiß nicht recht, was ich ihm antworten soll; vielleicht dies: «Tja, ich besitze jetzt übermenschliche Kräfte und werde meinen tot geglaubten Vater, der darüber hinaus auch unser gesuchter Serienmörder ist, von den Fängen der bösen Organisation befreien und ganz nebenbei noch die Zukunft der Menschheit retten. Und was machst du so?» Das klingt ja wirklich glaubwürdig.
»Was hast du hier zu suchen, verdammt!«, zischt Marco.
»Wie sind wir hierhergekommen?«, fragt Giovanni hartnäckig.
Beide blitzen sich gegenseitig an. Ich kann die Funken förmlich fliegen sehen. Bevor die beiden sich zu prügeln anfangen und uns noch jemand entdeckt, stelle ich mich zwischen sie.
»Wir versuchen hier einen … Job auszuführen«, setze ich an. Giovanni mustert mich. »Es ist wichtig, dass uns keiner entdeckt; und wir können es uns nicht leisten, viel Zeit mit Erklärungen zu verlieren, also musst du mir einfach vertrauen. Marco wird dich wieder nach draußen bringen, während ich hier warte.«
»Ich werde bestimmt nirgendwohin mit diesem Schnösel gehen«, sagt Giovanni abwertend.
»Eva, ich werde dich nicht hier allein lassen, um den Betrüger in Sicherheit zu bringen. Er soll selbst zusehen, wie er hier herauskommt«, sagt Marco, und ich glaube das einfach nicht, was ich gerade erlebe.
»Ich bin fast so weit!«, sagt Stella über den Kopfhörer.
»Wir haben keine Zeit mehr, wir müssen konzentriert bei der Sache bleiben«, sagt Marco und sieht mich eindringlich an.
»Na gut, dann musst du mitkommen, aber bitte verhalte dich ruhig und stelle mir keine Fragen! Wenn wir hier herauskommen, werde ich dir alles erklären, wenn du das möchtest«, sage ich zu Giovanni.
Er starrt mich kurz an, dann presst er seine Lippen zusammen und nickt.
»Ich muss aber wissen, was für ein Job das ist. Hat Commissario Lovato euch geschickt? Worum handelt es sich? Kundschaften?«
»Nicht wirklich, es geht um eine Geiselbefreiung«, antworte ich.
»Wer ist die Geisel, und warum bist du allein mit ihm hier? Wo sind die anderen?«, fragt er
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