Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)
eindringlich.
»Ihr könnt weiter«, höre ich Stellas Stimme über den Kopfhörer.
»Jetzt reicht es mit dem Verhör. Wir müssen schnell weiter«, zischt Marco und führt mich neben sich her.
Giovanni kommt resigniert hinterher. Es ist nichts zu hören. Anscheinend ist dieser Teil des Gebäudes nicht sehr belebt.
»Wir müssen am Ende des Flurs nach rechts, dann kommen wir in den östlichen Teil des Gebäudes. Dein Vater befindet sich im nördlichen Teil«, erklärt Marco.
Als er meinen Vater erwähnt, höre ich Giovanni hinter uns nuscheln. »Hat er gerade gesagt, dass dein Vater sich im nördlichen Teil befindet? Was redet er denn da? Dein Vater ist doch vor fünf Jahren gestorben«, sagt er dann laut.
Plötzlich höre ich Stimmen vor uns. Ich halte sofort an. »Hörst du sie auch?«, frage ich Marco. Sie sind zwar noch nicht in unserer Sichtweite, doch ich kann sie ganz klar hören. Ich kann jedoch nicht unterschieden, ob mein richtiges Gehör oder meine Gabe am Werk ist. Marco schüttelt den Kopf. Also ist es meine Fähigkeit.
»Was hast du denn? Hier ist weit und breit keiner«, sagt Giovanni perplex.
Ich schließe die Augen und versuche die Stimmen zu lokalisieren. In Gedanken gehe ich den Flur entlang, biege dann nach rechts ab. Dann trete ich gedanklich durch eine geschlossene Tür, und schließlich sehe ich ihn. Der Arzt mit der Hornbrille, der die Tests mit meinem Vater durchgeführt hat, spricht mit einer Frau im weißen Kittel. Sie ist dunkelhaarig und hat ein Klemmbrett in der Hand. Der Mann mit der Hornbrille hat gräuliches Haar und leichte Falten im Gesicht. Das deutet darauf hin, dass er um die sechzig Jahre alt sein muss. Ich bin erleichtert: Mit beiden könnten wir es locker aufnehmen. Meine Gedanken kehren wieder zurück. Ich öffne meine Augen wieder und sehe in zwei vollkommen unterschiedliche Gesichtsausdrücke: Marco scheint besorgt, Giovanni hingegen komplett ratlos.
»Wenn wir am Ende des Flurs nach rechts gehen, erwarten uns erstens eine verschlossene Tür und dahinter eine Frau Mitte dreißig und ein Mann um die sechzig«, berichte ich.
Marco scheint erleichtert. »Gut, die können wir leicht außer Gefecht setzen. Hast du sonst noch etwas gesehen?«
Ich schüttele den Kopf. Denn ich bin schon froh darüber, das alles in Erfahrung gebracht zu haben, ohne gleich einen Anfall erleiden zu müssen.
Giovanni versteht nichts mehr. »Woher weißt du das? Warst du schon einmal hier? Und warum solltet ihr eine Frau und einen älteren Mann außer Gefecht setzten wollen? Commissario Lovato weiß nichts davon, oder?«
Ich schüttle den Kopf.
»Ihr müsst sofort weiter, oder sie entdecken euch!«, ruft Stella.
»Was ist mit der Tür?«, frage ich flüsternd.
Giovanni mustert mich.
»Ich kümmere mich schon darum. Ihr müsst jetzt nach rechts und euch vor die Tür stellen!«, sagt sie.
Ich nicke Marco zu und ziehe Giovanni am Handgelenk hinter mir her.
»Was soll das?«, fragt er und zieht seine Hand weg.
»Verdammt, wir müssen in diesen Gang, sonst erfassen uns die Überwachungskameras!«, ruft Marco. Bei diesen Worten ertönt ein Alarm.
»Was ist das, Stella?«, rufe ich hektisch.
»Ihr habt zu lange gewartet, sie haben euch gesehen!«, antwortet sie.
»Mach schnell die Tür auf!«, schreie ich.
»Nein, das geht nicht so schnell. Ihr müsst euch verstecken!«, sagt Stella. »Geht jetzt nach rechts. Vor der verschlossenen Tür befindet sich links ein Putzraum. Der sollte offen sein, und in diesem Gang habe ich die Kamera unter Kontrolle. Sie werden es nicht sehen«, fügt sie dann noch hinzu.
»Na los, schnell!«, sagt Marco.
»Mit wem redet ihr da?«, fragt Giovanni perplex.
»Schnell, wir müssen uns verstecken. Folge uns!«, sage ich zu ihm. Ich kann die Tür schon sehen. »Bitte, sei offen!«, flüstere ich immer wieder.
Marco drückt die Türklinke hinunter, und die Tür öffnet sich. Ich bin erleichtert. Nun kann ich schon die Wachleute hören, die auf uns zukommen.
»Geht rein! Ich werde sie hier weglocken, ihr müsst dann weitergehen. Sobald ich kann, werde ich mich melden«, sagt Marco und zeigt auf den Knopf in seinem Ohr.
Ich schüttle den Kopf. »Nein, wir dürfen uns nicht trennen! Das ist zu gefährlich! Bitte bleib hier«, flehe ich ihn an.
Er zieht mich an sich und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Giovanni verzieht das Gesicht.
»Ich melde mich. Mache dir keine Sorgen, und befolge den Plan«, sagt er, dann dreht er sich zu Giovanni. »Pass auf sie
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