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Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Titel: Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gregory Browne
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den Tag gelegt hätte.
    »Dr. Tolan?«
    Ihm kam beinahe die Galle hoch, doch er ergriff das Telefon. Seine Hand zitterte. »Wer sind Sie, verdammt noch mal?«
    »Das ist meine abstrakte Sammlung. Ziemlich bemerkenswert, finden Sie nicht? Achten Sie einmal darauf, wie ich das Gewebe zur Formgebung verwendet habe, und dann dieser subtile Gegensatz von Knochen und Fleisch …«
    Tolan blickte auf sein Festnetztelefon. Konnte man diesen Anruf irgendwie auf Konferenz umschalten und Blackburn mithören lassen? Wahrscheinlich nicht.
    Er starrte auf den Bildschirm und setzte sich wieder. Blitzschnell tippte er Ctrl+P, um die Fotos an seinen Drucker zu schicken. Wenn er Kontakt zu Blackburn aufnahm, wollte er ihm Beweise vorlegen.
    »Dr. Tolan?«
    Hinter ihm ratterte der Drucker, und Tolans Körper versteifte sich, als hätte man ihn bei etwas Anstößigem ertappt. Er schluckte und antwortete mit erstickter Stimme: »Was?«
    »Noch eine letzte Frage: Wissen Sie, was in dieser Sammlung fehlt?«
    »Abgesehen von Ihrer geistigen Zurechnungsfähigkeit?«
    Wieder dieses leise Lachen. »Nicht schlecht, den muss ich mir merken.« Der Anrufer schwieg für einen Augenblick. »Ich habe hart daran gearbeitet, diesen Grad der Perfektion zu erreichen, Doktor. Viele Künstler verlassen sich einzig und allein auf Glück und Instinkt, um ein Werk zu schaffen, aber diese Sammlung ist das Ergebnis sorgfältiger Planung und Ausführung. Gacy, Gein, BTK, Dahmer – das waren alles nur Amateure. Malen nach Zahlen. Jeder Einzelne von ihnen ein Dilettant. Also frage ich Sie noch einmal: Wissen Sie jetzt, was fehlt?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, gab Tolan zurück. Doch in dem Moment, als er es aussprach, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er fragte sich, warum er nicht beim ersten Blick auf diese Fotos draufgekommen war.
    Vincent.
    Er sprach mit Vincent.
    Eine Welle von Übelkeit stieg so plötzlich in ihm auf, dass er sich über den Papierkorb beugte und dagegen ankämpfen musste, sich zu übergeben. Er schaffte es, sich zusammenzureißen, bemerkte jedoch nicht, dass er das Handy wieder hatte fallen lassen, bis er die blecherne Stimme am anderen Ende der Leitung hörte.
    »Doktor?« Pause. »Dr. Tolan?«
    Tolan wartete, bis die Übelkeit nachließ, richtete sich auf und griff nach dem Gerät. »Sie verfluchtes Monster!«
    »Ich vermute, jetzt verstehen Sie, wovon ich spreche. Doch um der Klarheit willen werde ich es für Sie buchstabieren.«
    »Halten Sie den Mund«, sagte Tolan.
    »Wenn Sie den Link unten auf der Seite anklicken –«
    »Halten Sie Ihr verdammtes Maul!«
    »… werden Sie es selbst sehen. Einen der ungeheuerlichsten Fälle von Fälschung, der mir jemals begegnet ist.«
    »Wenn Sie nicht das Maul halten, werde ich –«
    »Was?«, unterbrach ihn der Anrufer. »Was werden Sie dann tun, Doktor? Mich der Polizei übergeben? Meine Mutter anrufen, damit sie mir den Hintern versohlt? Klicken Sie einfach auf den Link. Sie wissen, dass Sie es wollen.«
    Was er tatsächlich wollte, war, das Handy gegen die Wand zu schleudern, doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund tat er es nicht. Der Anrufer hatte recht. Trotz seiner Wut und der Übelkeit, die immer wieder in ihm aufstieg, griff er nach der Maus, scrollte bis ans Ende der Seite und fand den unterstrichenen blauen Link: Abby Tolan.
    »Ich musste einiges auf mich nehmen, um mir die Fotos zu beschaffen, die Sie unter diesem Link finden werden, Doktor. Ich musste mich direkt in die Datenbank der Spurensicherung des OCPD hacken. Aber es spielt für mich keine Rolle, ob Sie sie anklicken oder nicht. Das Werk ist unter meinem Niveau. Unausgegoren.« Er unterbrach sich, als müsse er seinen Ärger bezwingen. »Ihre geliebte verschiedene Frau findet sich nicht in der obigen Sammlung, und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Sie war nie Teil davon.«
    Tolan starrte auf den Link, unfähig, etwas zu sagen, seine Finger wie erstarrt auf der Maus.
    »Sie ist eine Fälschung. Nicht echt. Die Nachahmung meines Werks seitens eines widerlichen Pornographen. Und das mag ich überhaupt nicht, Doktor. Ich schätze es ganz und gar nicht, dass mir eine derart offenkundige Verstümmelung zugeschrieben wird – verzeihen Sie mir dieses Wortspiel.«
    »Was wollen Sie damit sagen, Sie kranker Mistkerl?«
    »Die Polizei ist auf dem Holzweg. Die Polizei, die Presse, alle. Ich habe Ihre Frau nicht umgebracht. Aber ich glaube, das wissen Sie bereits, oder? Sie und Han van Meegeren haben

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