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Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Titel: Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gregory Browne
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nämlich etwas gemeinsam.« Abermals unterbrach sich der Anrufer. Selbst durch die Leitung spürte Tolan seine Wut. »Und wenn ich Sie erwische«, sagte der Anrufer, »werden Sie begreifen, was wirkliche Kunst ist.«
    Dann klickte es in der Leitung.
    14
    Wenn Solomon eine Schwäche hatte – und er war der Erste, der sich eingestand, dass er sogar mehrere hatte –, dann war es seine Unfähigkeit, loszulassen.
    Beim Frühstück saß er einem brummigen Vietnam-Veteranen namens Red gegenüber. Er hörte dem alten Trottel nur mit halbem Ohr zu, denn er musste ständig an die Geschehnisse der Nacht denken.
    »Da sitze ich also gerade mitten in so einem Badehaus in Patpong«, erzählte Red, »und vor mir steht splitternackt ein scharfes kleines Ding und seift sich schon mal für eine dieser speziellen Thai-Massagen ein.«
    »Hmm«, murmelte Solomon.
    »Und jetzt pass auf: Ich ziehe mich aus, und Mr. Johnson steht schon voll bereit, da sieht diese Kleine mich zweifelnd an, schüttelt den Kopf und sagt: ›Geht nicht. Zu groß.‹ Kannst du dir so was vorstellen? Als wenn so ein kleiner Ritt auf meinem Schwanz das abscheulichste Verbrechen wäre, was man je von ihr verlangt hat.«
    Das entsprach natürlich nur in etwa dem, was Red wörtlich gesagt hatte. Seit Solomon ihn kannte, hatte er diese Geschichte schon mindestens ein Dutzend Mal gehört. Meistens war Red ziemlich blau, wenn er sie erzählte. Solomon wusste nicht, ob Red überhaupt so etwas wie eine Antwort erwartete, also nickte er einfach und gab ein weiteres »Hmm« von sich, um den Anschein zu erwecken, er höre tatsächlich zu.
    In Wirklichkeit jedoch musste er an Myra denken. Allmählich zweifelte er an dem, was er gesehen hatte. Möglicherweise hatten achtundsechzig Jahre Aberglauben sein Urteilsvermögen getrübt. Und der Krankenwagen war nur spärlich beleuchtet gewesen, oder nicht? Vielleicht hatte er sich geirrt, und es war tatsächlich Myra. Seine Myra. Mit all dem Dreck und dem Blut im Gesicht. Er war so fix und fertig gewesen, vielleicht hatten seine Augen ihm einfach einen Streich gespielt. Das hoffte er inständig.
    »Hör mal zu«, unterbrach er den Monolog seines Tischnachbarn. Red schien das nichts auszumachen. Er hatte mit vollem Mund geredet und schluckte nun hastig. »Was ist denn?«
    »Jemand rastet auf der Straße aus und wird von den Bullen einkassiert. Wo bringen die einen dann hin?«
    Red runzelte die Stirn und aß weiter. »Wie lange bist du schon hier? Weißt du das etwa nicht?«
    »Dann würde ich ja wohl nicht fragen.«
    Schon einige Male hatte Solomon mitbekommen, dass die Bullen irgendeinen Verrückten aufgriffen. Er hatte Andeutungen gehört, wo man dann hingebracht wurde, aber nicht weiter darauf geachtet. War ja nicht seine Sache.
    Einen Moment lang sah Red ihn an, als bezweifle er, dass die Frage ernst gemeint war. Schließlich antwortete er: »Es gibt zwei Möglichkeiten. Die Psychiatrie im County, oder, wenn die voll ist, bringen sie dich auf den Berg.«
    »Auf welchen Berg?«
    »Pepper Mountain, Mensch! Das Verrückten-Hotel. Oben auf der Mesa. Die halbe Bande vom Fluss hat da schon das ein oder andere Mal eingecheckt. Ist ein Fünf-Sterne-Schuppen gegen das County.«
    Verrückten-Hotel. Das hatte Solomon schon einmal gehört, im Zusammenhang mit Leuten, die es darauf anlegten, eingewiesen zu werden, um mal ein heißes Bad und ein anständiges Essen zu bekommen. Doch er hatte sich nie näher dafür interessiert. Es war ihm neu, dass es auf der Hochebene über den Pepper Mountains lag, oberhalb von Baycliff, einem kleinen Küstenort etwa fünf Meilen nordwestlich der Stadt. Er wusste nur, dass ein paar Reiche dort ihre Strandhäuser hatten.
    Solomon fragte sich, ob man diese Häuser von der Hochebene aus sehen konnte, und musste unwillkürlich lächeln bei dem Gedanken, dass all die Irren einen Ausblick auf den Bayside Drive hatten. Das ließ sicher so manchem feinen Pinkel das Blut in den Adern gefrieren.
    Er fragte sich auch, in welches der beiden Irrenhäuser man Myra gebracht hatte. Mittlerweile war er sich sicher, dass er an jenem Morgen überreagiert hatte. Das Ganze hatte ihn aus der Fassung gebracht. Dieser große Bulle und all die Leute in Schlafanzügen, die ihn angestarrt hatten, als er in den Krankenwagen geklettert war … Vielleicht hätte er auf Clarence hören und sich von all dem verdammt noch mal fernhalten sollen.
    Zu spät.
    Ob Trommeln oder nicht, er wusste, dass er etwas unternehmen musste. Einer

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