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Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Titel: Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gregory Browne
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platt gefahrener Kuhfladen. Außerdem war Blackburn nicht besonders in Form. Er brauchte unbedingt eine Zigarette. Also ignorierte er den Kommentar und fragte: »Schon weitergekommen bei meinem Opfer?«
    »Bin dabei.«
    »Die Kriminaltechniker haben einen Palm Pilot gefunden.« Normalerweise hätte Blackburn die Wohnung selbst gründlich untersucht, aber die Psycho-Tante hatte seine ganze Aufmerksamkeit beansprucht. Es war aber auch egal. Schließlich war er keiner dieser abgehobenen, hochsensiblen Fernsehermittler, die über den Tatort schwebten und versuchten, den Killer telepathisch zu erreichen. Alles was zählte, waren Beweise, und die Techniker waren mehr als in der Lage, diese sicherzustellen.
    Die Befragung von Janovics Nachbarn, durchgeführt von den Kollegen, die als Erste vor Ort waren, erwies sich als Flop. Keiner kannte den Typen oder hatte besondere Notiz von ihm genommen. Manche nannten ihn bloß ›die Schwuchtel aus 5C‹ – dieses Gerücht über seinen Lebenswandel hatte dank der Hausmeisterin die Runde gemacht. Niemand war zum Zeitpunkt des Mordes noch wach gewesen, niemand hatte irgendetwas Ungewöhnliches gesehen oder gehört, und das Schlimmste war, niemand hatte auch nur die leiseste Ahnung, wer Janovics Freunde waren. Er war nicht gerade kontaktfreudig. Die Nachbarn auch nicht.
    Eine solche Gesinnung hatte Blackburn schon immer wahnsinnig gemacht. Als Kind kannte er sämtliche Nachbarn bis zu drei Häusern weiter, und das in beide Richtungen der Straße. Am Wochenende traf man sich, um gemeinsam etwas zu unternehmen, wie eine große, glückliche Familie. Wenn man heute nach seinem Nachbarn sehen wollte, konnte es passieren, dass einem gleich ein Gewehr vor die Nase gehalten wurde. Das war einfach nicht richtig!
    Besagten Palm Pilot hatte man in Janovics Nachttischschublade gefunden und eingetütet, ebenso wie alles andere, was eine Plastiktüte wert schien. Das Gerät würde hoffentlich ein paar Anhaltspunkte liefern, Namen und Telefonnummern zum Beispiel. Und einen Terminkalender.
    »Es ist eins der besten Modelle, die auf dem Markt sind«, sagte De Mello. »Aber das Scheißding ist passwortgeschützt. Ich hab es raufgeschickt zu Billy.« Billy Warren war der amtliche Computer-Crack.
    »Ich habe den Namen Janovic durch das System gejagt«, fuhr De Mello fort. »Der Typ ist ein ganz schönes Stück Arbeit.«
    »Tatsächlich?«
    »War seit seinem dreizehnten Lebensjahr immer wieder in Gewahrsam.«
    »Welche Vergehen?«
    »Meistens Drogen. Ein paar kleinere Diebstähle. Und zwei Anklagen wegen Prostitution.«
    Blackburn runzelte die Stirn. »Wie konnte er sich dann so etwas wie Fontana Arms leisten? Ist zwar nicht das Tadsch Mahal, aber man zahlt bestimmt einen Haufen Miete.«
    »Gute Frage. Niemand macht so viel Geld mit ein paar Blowjobs an der Avenue. Vielleicht hatte er einen Sugar-Daddy. Ich werde mir seine Finanzen einmal ansehen.«
    De Mello blickte wieder zur Kaffeemaschine. Die Kanne war fast voll. Er stand auf und nahm sich einen Becher. »Wie ist es mit deiner Zeugin gelaufen?«
    »Frag bloß nicht«, gab Blackburn zurück. Von Tolans Zusammenbruch zu erzählen, erschien ihm überflüssig. Er wandte sich wieder der Plastiktüte zu, zog an dem Gummiband und öffnete sie. Der Gestank traf ihn, bevor er überhaupt wusste, womit er es zu tun hatte: Urin, Kotspuren, eine Mischung von Straßengerüchen, so stark, dass er würgen musste.
    »Mein Gott«, sagte De Mello. »Was ist denn da drin? Eine Leiche?«
    Abermals ignorierte Blackburn ihn und zog ein Bündel Kleidung heraus. Schmutzverkrustete Jeans, ein schäbiges T-Shirt, eine ausgebleichte Army-Jacke.
    Aus einem Winkel seiner Erinnerung tauchte das Bild des alten Obdachlosen auf. Er hatte ein Bündel Kleidung unter dem Arm gehabt, als er in den Krankenwagen stieg, um sich die Psycho-Tante genauer anzusehen. Blackburn hatte sich nichts dabei gedacht, doch nun fragte er sich, ob das ihre Sachen waren. Die Größe schien zu passen.
    Vielleicht war der Alte doch nicht verrückt. Und es stimmte, was er gesagt hatte. Er kannte sie. Aber warum hatte ihr Anblick ihm dann solch eine Angst eingejagt? Was hatte er da von ihrem Gesicht gefaselt, das nicht zu ihrem Körper passte? Und warum hatte sie ihn auch noch angegriffen?
    Das war wirklich schräg.
    Aber sicher auch nicht schräger als Einstiche, die einfach verschwanden. Blackburn konnte sich immer noch keinen Reim darauf machen. Dieser Fall ergab so viel Sinn wie ein ausländischer Film

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