Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme
ist ein anerkannter Therapeut. Autor eines Bestsellers.«
»Das war vor dem Mord an seiner Frau.«
»Er hat auch danach bemerkenswerte Arbeit geleistet. Das weiß ich aus erster Hand. Sie können jeden Staatsanwalt fragen, der ihn als Zeugen vorgeladen hat. Als Sachverständiger ist er ziemlich beeindruckend. Konflikt hin oder her, Tolan in den Zeugenstand zu rufen, wäre auf jeden Fall zu unserem Vorteil, da spielt es doch keine Rolle, was irgendein überbezahlter Verteidiger ihm unterstellen will.«
Allgemeines Kopfnicken. Rossbach jedoch schien noch nicht überzeugt. »Ich halte das nach wie vor für keine gute Idee. Außerdem wollen wir doch nicht alles auf eine Karte setzen. Was ist, wenn wir nichts aus dieser Frau herauskriegen? Was dann?«
Escalante sah finster drein. »Niemand spricht davon, die Ermittlungen einzuschränken. Mir geht es darum, dass wir in alle Richtungen ermitteln. Deshalb sind Sie hier. Diese Frau ist vielleicht die einzige greifbare Verbindung zu Vincent, und ich glaube, es ist unsere Pflicht, diesen Ansatz energisch zu verfolgen.« Er sah Carmody an. »Detective, ich möchte, dass Sie und Blackburn, sich darum kümmern.«
Wie bitte?
Carmody wirkte so geschockt, wie Blackburn sich fühlte. »Sir?«
»Sie waren doch Partner, bevor Sie zum Morddezernat kamen, oder?«
»Ja, aber …«
»Dann ist es sinnvoll, wenn Sie wieder zusammenarbeiten. Wir brauchen hier jegliche Unterstützung, die wir kriegen können. Geht das für Sie in Ordnung, Detective Blackburn?«
Mehrere Gedanken schossen Blackburn durch den Kopf. Carmody ließ sich nicht von Escalante flachlegen, so viel war klar. Klar war auch, dass er, Frank Blackburn, einer der Neuzugänge der Task Force war, von denen Escalante gesprochen hatte. Er hatte den Fall doch nicht abgeben müssen.
So unerfreulich es auch war, mit einer hormonell unterbelichteten Zicke wie Carmody zusammenzuarbeiten – wenn die Alternative darin bestand, allein im Regen zu stehen, würde er sich lieber zugunsten der Abteilung in die Eier treten lassen. Und sich Miss Edelhinterns edlen Hintern wieder einmal aus der Nähe anzusehen, wäre auch nicht das Schlechteste.
»Detective Blackburn? Haben Sie irgendetwas dagegen?«
»Äh«, sagte Blackburn und fühlte, wie Carmodys Blick ihn beinahe versengte. Er wagte nicht, sie offen anzusehen. »Überhaupt kein Problem.«
»Gut«, sagte Escalante. »Ich möchte, dass Sie beide mit Tolan sprechen, um herauszufinden, ob solch ein Interessenkonflikt eher hinderlich als förderlich ist. Wenn Sie dann immer noch der Meinung sind, er ist der richtige Mann, lassen Sie ihn so schnell wie möglich mit der Zeugin weiterarbeiten. Ich will ganz genau wissen, was sie gesehen hat.«
Leichter gesagt als getan, dachte Blackburn.
»Ist Detective De Mello mit Ihnen hochgekommen?«
Blackburn nickte. »Er wartet draußen.«
»Was Hintergrundrecherche betrifft, soll er unser bester Mann sein.«
»Unser aller Tortenarsch«, murmelte Ron Worsley. Das Erste, was Blackburn von ihm hörte, seit er den Raum betreten hatte.
Vereinzelt kam Gelächter auf, brach jedoch sofort wieder ab, als Escalante den Spöttern einen scharfen Blick zuwarf. Er wandte sich erneut Blackburn zu. »Sagen Sie De Mello, er gehört zum Team. Und noch was, Tortenarsch hin oder her, ich hoffe, Sie alle nehmen seine Dienste in Anspruch, und zwar in vollem Umfang und ohne jeglichen Kommentar. Ist das angekommen?«
Schuldbewusstes Kopfnicken.
»Laut und deutlich«, sagte Blackburn.
Er wagte immer noch nicht, Carmody anzusehen. Doch ihre Empörung konnte er auf drei Meter Entfernung spüren.
17
In den folgenden Minuten bekam jeder ein Stück des Ermittler-Kuchens ab. Blackburn befand sich noch im Freudentaumel über die doppelte Dosis an Glück – die Vor- und Nachteile mit sich brachte. Die Task Force wurde aufgeteilt in fünf zweiköpfige Ermittlerteams. Jedes Team würde sich zweien der vorangegangenen Mordfälle widmen und noch einmal ganz von vorn anfangen, alle Akten noch einmal durchgehen, Zeugen erneut befragen. Blackburn und Carmody hingegen sollten sich auf Janovic und Jane X konzentrieren.
Nach dem Meeting informierte Blackburn umgehend De Mello. Der nahm die Neuigkeiten wie erwartet ohne große Begeisterung auf, versprach aber, seine Bemühungen verstärkt auf den Hintergrund des Opfers zu richten und Billy Druck zu machen, damit er den Palm Pilot endlich knackte.
Blackburn erzählte De Mello von der Seite aus dem BOMBSHELL-Magazin.
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