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Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Titel: Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gregory Browne
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mit einer Mischung aus Freude, Bestürzung und Horror – einem Horror, der sich steigerte beim Anblick ihrer linken Gesichtshälfte.
    Was er dort sah – oder nicht sah –, ließ ihn vollends die Kontrolle verlieren. Nun war er sich sicher, dass er den Verstand verloren hatte. Er war ebenso ein Kandidat für diese Klinik wie jeder andere, den die Polizei jemals hier eingeliefert hatte.
    Die Frau hatte Abbys Augen, Abbys Nase und Wangenknochen und sicher bald auch Abbys Kinn …
    … doch ihr fehlte das linke Ohr.
    28
    Nicht nur der Raum schwankte, sondern die ganze gottverdammte Welt. Tolan wich stolpernd vor Jane oder Abby oder wem auch immer zurück und drehte sich um. Blackburn starrte ihn fragend an und sagte etwas. Doch Tolan sah nur, wie sich seine Lippen bewegten. Er hörte nichts, bis auf seinen eigenen Herzschlag, ein immer schneller werdendes Ta-Tam, das in seinem Kopf nachhallte.
    Er musste hier fort. Weg von dieser Frau und dem Cop, raus aus diesem Raum, raus aus der Klinik. Er musste einen Ort finden, wo er einen Moment lang allein sein konnte, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
    Er stürzte an Blackburn vorbei durch die offene Tür, hinaus auf den Gang, der voll war mit Mitarbeitern und Patienten. Ein Wachmann kam ihm entgegen, eine Pflegerin brachte einen älteren Mann zum Duschraum, eine Krankenschwester schob einen Medikamentenwagen vor sich her, Bobby Fremont schrie ihn hinter dem Glas in seiner Tür wütend an. Doch Tolan rannte vorbei, ohne von irgendjemandem Notiz zu nehmen. Er lief weiter, die Treppe hinunter und um eine Ecke herum bis zu einer der privaten Eingangstüren. Er fingerte nach seiner Keycard, und schließlich öffnete sich das Schloss mit einem Piepton.
    Endlich war er draußen. Er sog die frische Luft ein, nahm so kräftige Atemzüge, als habe er sich die letzten Minuten unter Wasser befunden. Er lief weiter, um das Gebäude herum auf den Weg vor dem Haupteingang in Richtung Mitarbeiterparkplatz.
    Das Hämmern in seinem Kopf ließ allmählich nach. Tolan hörte das Rauschen der Pfefferbäume, die ihn beobachteten und ihm ihr Missfallen zuflüsterten. Er erreichte den Parkplatz, ging zu seinem Auto, entriegelte die Tür und riss sie auf. Doch er wollte nicht einsteigen, lehnte sich nur einen Augenblick lang gegen die geöffnete Tür und rang nach Luft.
    Eine Panikattacke. Er musste sich entspannen, sich selbst beruhigen, um das Gift, das seinen Verstand vernebelte, loszuwerden. Doch nach wie vor bekam er keine Luft.
    Ganz ruhig, sagte eine Stimme. Es war Abbys. Es ist gut, Michael, alles wird gut. Du musst langsamer atmen, tief einatmen. Tolan versuchte es, doch es ging nicht. Er bekam einfach keine Luft.
    Du musst reden, sagte Abby. Sag etwas. Wenn du sprechen kannst, kannst du auch atmen. Es war ein bewährtes Mittel bei Patienten, die eine Panikattacke hatten. Man musste sie zum Sprechen bringen. Niemals hätte sich Tolan träumen lassen, dass es einmal bei ihm selbst zur Anwendung käme. Er sprach aus, was ihm als Erstes in den Sinn kam: »Eine Lüge steht auf einem Bein, die Wahrheit auf zweien.«
    Er hätte nicht sagen können, wie er ausgerechnet auf diesen Satz kam – plötzlich war er da. »Eine Lüge steht auf einem Bein, die Wahrheit auf zweien.«
    Tolan überlegte, was diese Worte zu bedeuten hatten. Hatte er seit einem Jahr mit einer Lüge gelebt? War er deshalb aus dem Gleichgewicht geraten? Hatte er deshalb diese Halluzinationen? »Eine Lüge steht auf einem Bein, die Wahrheit auf zweien.«
    Die Ironie lag darin, dass ausgerechnet Abby ihm das Buch geschenkt hatte, aus dem diese Worte stammten. ›Poor Richards Almanach‹. Ja, der arme Richard. Arme Abby. Armer Michael.
    Er legte die Hände auf den Bauch und wiederholte die Worte. Fühlte den Rhythmus seiner Atemzüge, der immer langsamer wurde, und endlich ließ die Panik nach.
    Tolan kam sich albern vor. Er stieg ins Auto und sank tief in den Fahrersitz. Jeden Moment würden wohl Lisa oder Blackburn mit einem Schmetterlingsnetz erscheinen, um ihn einzufangen. Doch es vergingen einige Minuten, und sie kamen nicht. Hier draußen war er ganz allein. So, wie er es gewollt hatte. Allein mit seinen Gedanken, seiner Besorgnis und seiner Furcht.
    Seinem Wahnsinn?
    Er wusste, eigentlich hätte er sofort in die Klinik zurückgehen müssen, um beiden zu erzählen, was geschehen war. Er hätte Blackburn sagen müssen, dass er einen Filmriss gehabt hatte, dass der Mord an Abby genauer untersucht werden musste,

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