Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme
dass er sich überhaupt daran erinnerte, bereitete ihm Unbehagen.
Er räusperte sich. »Alles klar, also zurück zu Tolan.«
»Gleich verliere ich die Geduld.«
Als ob sie die je gehabt hätte!
»Es ist so«, begann Blackburn erneut, »wenn ich einmal etwas zu fassen kriege, lasse ich es so schnell nicht wieder los. Wie du ja weißt. Es geht mir einfach nicht aus dem Kopf, was die Psycho … also was Jane X immer wieder sagt.«
»Und das wäre?«
»Zwei mal vier ist eine Lüge.«
Carmody sah ihn verständnislos an. »Was?«
»Zwei mal vier ist ein Lüge. Das wiederholt sie wieder und wieder. Erst dachte ich, es sei bloß verrücktes Gefasel, doch jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.«
»Okay«, sagte Carmody. »Ich bin neugierig. Also sag mir, was daran so interessant ist.«
»Denk mal darüber nach. Zwei mal vier. Vier multipliziert mit zwei. Wie viel macht das?«
»Acht.«
»Genau. Und wie viele Opfer schreiben wir Vincent zu?«
Carmody zögerte. »Acht.«
»Auch richtig. Und dann der ganze Zirkus hier, alles nur wegen ein paar Telefonaten, bei denen der Anrufer Tolan vorwirft, er sei ein Nachahmer und der Mörder seiner eigenen Frau. Was, wenn es stimmt, bedeutet, dass die Anzahl von Vincents Opfern erst sieben beträgt.«
»Wenn es stimmt?«
»Zwei mal vier ist eine Lüge.«
Er schwieg, bis Carmody die Information verdaut hatte. Wie erwartet sträubte sie sich. »Du willst mir weismachen, diese Frau wüsste, woher auch immer, wie viele Menschen Vincent wirklich getötet hat?«
»Nein, aber vielleicht weiß sie, dass Tolans Frau keins seiner Opfer war.«
Carmody starrte ihn an. »Du glaubst, Tolan hat seine Frau umgebracht!«
»Das hat Vincent jedenfalls behauptet.«
Ganz eindeutig kaufte sie ihm das nicht ab. Wirkte vielmehr amüsiert. »Das ist ziemlich haarsträubend, Frank. Hast du nichts Besseres auf Lager?«
»Jetzt tu doch nicht alles so voreilig ab!«
»Deine Theorie hat eine Schwachstelle. Wenn Tolan seine Frau getötet hat, warum erzählt er uns überhaupt von Vincents Anrufen? Sollte er das nicht lieber für sich behalten?«
Blackburn zögerte für einen Augenblick und entgegnete dann: »Was wäre, wenn diese Anrufe völliger Unsinn sind? Wenn er sie ganz einfach erfunden hat?«
»Das ist doch aberwitzig! Warum sollte er so etwas tun?«
Blackburn zuckte die Achseln. »Warum wohl? Schuldgefühle.«
»Herrgott noch mal, Frank, wenn du mich bloß hierher gelockt hast, um mir einen solchen Schwachsinn vorzusetzen –«
»Lass mich wenigstens ausreden, okay?«
Carmody fuhr auf: »Ich rate dir, lass es gut sein!«
Einen Moment lang starrten sie sich wortlos an. Blackburn überlegte, ob er ihr die Faust ins Gesicht schlagen oder sich über den Tisch beugen und ihr einen Kuss auf die Lippen drücken sollte. Er würde sie sicher völlig unvorbereitet erwischen.
Er wandte als Erster den Blick ab und sagte: »Wie oft schon hast du einen Täter verhört, und er streitet immer wieder alles ab – kannte das Mädchen gar nicht, war nicht mal in der Nähe –, doch du wirst das Gefühl nicht los, dass er etwas verschweigt. Du ahnst, er will dir davon erzählen, lenkt das Gespräch immer wieder in eine bestimmte Richtung, und irgendwann bist du dir sicher, er will ein Geständnis ablegen.«
»Solch ein Gefühl hast du bei Tolan?«
»Wie ich schon sagte, was ist, wenn Vincents Anrufe gar nicht stattgefunden haben? Wenn diese Website, die er uns gezeigt hat, ein Fake ist? Was würde dir das sagen?«
»Dass Tolan ein ernsthaftes psychisches Problem hat. Aber du stellst hier eine Behauptung auf, die in keiner Weise auf Fakten beruht.«
»Wirklich nicht?« Blackburn zog die Anrufliste aus der Manteltasche. »Kurz nachdem Tolan von der Bildfläche verschwand, hat De Mello mich angerufen. Und mir das hier gefaxt.«
Er faltete die Seiten auseinander und legte sie vor Carmody auf den Tisch.
»Tolan behauptet, Vincent habe gegen drei Uhr früh angerufen, und ein zweites Mal, kurz bevor wir hier ankamen. Fällt dir auf, dass da etwas fehlt?«
Carmody überflog die Seite. »Hier ist ein Anruf, kurz nach drei Uhr morgens.«
»Ja, das war ich, wegen Jane.« Er zeigte auf den nächsten Eintrag. »Und hier hat Tolan mich angerufen, kurz vor dem Meeting mit Escalante.« Er wartete. »Dazwischen ist nichts passiert.«
Carmody runzelte die Stirn. »Was ist mit seinem Privatanschluss, und mit dem im Büro?«
»Die Aufzeichnungen haben wir noch nicht, aber er hat eindeutig gesagt, Vincent
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