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Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Titel: Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gregory Browne
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er. »Ich rufe zurück und gebe dir dann eine Nummer.«
    Fünf Minuten später befand er sich in Tolans Büro – keine Spur vom Doc persönlich –, wartete, bis das Faxgerät betriebsbereit war, und gab De Mello die Nummer durch. Kurz darauf klingelte das Gerät, stellte die Verbindung her, der Drucker begann zu rattern und spuckte langsam die Anrufliste aus.
    Während Blackburn wartete, fiel ihm etwas auf. Die unterste Schublade von Tolans Schreibtisch stand offen. Darin befand sich ein brauner Briefumschlag mit der Aufschrift: ABBY.
    Blackburn wusste, es wäre besser, ihn liegen zu lassen, doch seine Neugier siegte. Er öffnete den Umschlag. Er enthielt Fotos. Dutzende.
    Er zog einige heraus und sah sie sich an. Schnappschüsse von Abby Tolan. Was für eine schöne Frau! Umwerfend. Bisher kannte er nur die Fotos der Autopsie und das Bild in ihrer Akte, doch als er sich die Schnappschüsse genauer ansah, begann er zu verstehen, warum sowohl Tolan als auch Schwester Lisa dermaßen auf die Zeugin reagiert hatten. Sie sah ihr ziemlich ähnlich. Ähnlich genug, um eine Menge Trauer hochzuspülen.
    Gerade wollte er die Bilder zurückstecken, da bemerkte er an einem der Fotos, die sich noch in dem Umschlag befanden, etwas Merkwürdiges. Er zog einige weitere heraus, breitete sie auf dem Schreibtisch aus und betrachtete sie mit wachsendem Erstaunen.
    Was zum Teufel …?
    Blackburn lief es kalt den Rücken hinunter. Hinter ihm signalisierte das Faxgerät mit einem Piepton, dass die Übertragung abgeschlossen war.
    Er fand Carmody im Van der Kommunikationstechniker. Wie üblich mit der Kontrolle sämtlicher Details beschäftigt, verhinderte sie, dass die Techniker bei der Arbeit einschliefen.
    »Wir haben Probleme«, sagte er. »Gravierende Probleme.«
    »Was ist los?«
    »Erstens ist Tolan abgehauen.«
    Carmody wirkte beunruhigt. »Warum? Was ist geschehen?«
    »Ich versuche gerade, es herauszufinden. Die Zeugin hat angefangen zu singen, da ist er ausgerastet. Eine der Krankenschwestern hat gesehen, wie er zum Parkplatz gerannt ist, und jetzt ist sein Wagen nicht mehr da.«
    »Verflixt«, sagte Carmody und kletterte aus dem Van. »Wir müssen ihn unbedingt finden. Wenn Vincent irgendwie –«
    »Vergiss Vincent.« Blackburn zeigte auf den Van. »Das ist reine Zeitverschwendung. Alles.«
    »Wie meinst du das?«
    Blackburn seufzte. »Hungrig?«
    »Nicht besonders.«
    »Ich eigentlich auch nicht, könnte aber trotzdem einen Happen vertragen. Ich muss dir etwas zeigen. Also, lass uns was essen gehen.«
    In der Cafeteria der Klinik nahmen sie sich jeder ein Tablett. Blackburn schaufelte eine ungenießbar aussehende Pampe auf seinen Teller. Carmody hielt sich an frisches Grünzeug. Ohne Dressing. Typisch.
    Sie platzte beinahe vor Neugier, angestachelt von seiner Verzögerungstaktik. Allerdings musste er ihr zugute halten, dass sie ihre Ungeduld ausnahmsweise im Zaum hielt. Das würde natürlich nicht lange anhalten. Doch er brauchte ein wenig Zeit, um sich die richtige Vorgehensweise zurechtzulegen. Wie konnte er seinen Verdacht in Worte fassen?
    Sie setzten sich an einen der Tische und er begann: »Es ist so, ich habe die Psycho-Tante hierhergebracht, und –«
    »Wen?«
    Er sah sie nachsichtig an. »Die Zeugin.«
    Carmody bedachte ihn mit diesem Blick, der ihr so besonders gut lag und der ihm sagte, er sei ein politisch nicht korrekter, frauenfeindlicher Idiot. »Psycho-Tante?«
    Er zuckte die Achseln. »So wie ich sie sehe, nenne ich sie auch.«
    Sie schüttelte den Kopf und spießte ein Salatblatt auf. »Du bist wirklich arm dran, Frank. Feinfühlig wie eine Schnecke!«
    »Ach ja? In der Nacht, die wir zusammen verbracht haben, schien dich das nicht sonderlich zu stören.«
    Ihre Miene erstarrte. »Fang bloß nicht damit an!«
    Blackburn war kurz davor, genau das zu tun und noch ein wenig weiter zu gehen, doch er beherrschte sich. Offenbar geriet er jedes Mal, wenn er über einen längeren Zeitraum in Carmodys Nähe war, in einen sonderbaren Strudel und gab einen Dreck darauf, was sie von ihm hielt. Als sei er ein pickeliger Teenager und wolle unbedingt die Aufmerksamkeit der Partyschönheit erregen.
    Er sah sie einen Augenblick lang an. Neuerdings legte sie weniger Make-up auf, doch sie trug noch immer die kleinen Rubinohrringe, die sie von ihrem Vater zum 15. Geburtstag bekommen hatte. Ihr Geburtsstein. Er wusste nicht genau, warum er sich ausgerechnet an dieses Detail aus ihrem Leben erinnerte. Allein die Tatsache,

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