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Paranoia

Paranoia

Titel: Paranoia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Felder
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Was-soll-das-fass-mich-nicht-an-Ausdruck, den Ghettokids grundsätzlich draufhaben, bevor sie in den Wer-bist-DU-denn-Alter-Modus umschalten. Ich gebe zu, sofort auf Verdacht von hinten nach ihm zu greifen ist nicht das Kennzeichen eines umsichtigen Mannes. Und auch kein Attribut ausgesuchter Höflichkeit. So was macht man nicht. Eigentlich. Aber ich nehme mir die Freiheit, weil mir irgendetwas sagt, dass ich nicht falschliege. Und es in mir brodelt.
    Ich frage: »Hi, bist du Patrick?« und zerre an ihm.
    Wir alle vier bleiben jetzt stehen.
    Er windet und befreit sich aus meinem Griff. Seine Locken kleben ihm am Kopf. Unappetitliche rote Pickel tummeln sich auf seiner Stirn, die Wangen voller Mitesser und weichem Flaum. (F-Mensch.) Auf eine wortlose Weise liegt Hohn und Hochmut in seiner Haltung. Er klingt, als hätte ich ihn bei etwas immens Wichtigem gestört: »Das geht Sie gar nichts an, hey. Wer will das wissen?«
    Schön gesagt: Wer will das wissen! Das hat er aus irgendeinem Film. Hohe Produktionskosten, viele Originalschauplätze, schmissige Regie. Der große Zampano. Sicherlich nicht wie dieser B-Movie, den wir hier abziehen. Immerhin sagt er Sie zu mir, der Spast.
    »Wer das wissen will? Ich werte das als Ja!« Ich zische die letzten Worte geharnischt durch die Zähne und kredenze einen vorwurfsvollen Augenaufschlag. Schon bei »Das geht Sie« habe ich die Beherrschung verloren. Bewerkstelligt unter anderem, weil es mir eine Zentnerlast vom Herzen nimmt, dass er tatsächlich Patrick ist. Es gibt kein Zurück. Verdutzt sehen mich die drei in ihren riesigen Anoraks an, weil das jetzt doch zu eigenartig ist, wie ein Mann im Anzug, neben einer befahrenen Straße, einen Halbwüchsigen herauspickt und mitunerwartetem Tonfall vorstellig wird. Ich muss den Moment ausnutzen, sonst geht mir die Kraft aus. Jetzt nicht zu viel nachdenken, einfach machen.
    Meine rechte, schürfwundige Hand lege ich wieder auf Patricks Schulter und lasse sie ihn nicht abschütteln. Er gibt auf und hält still.
    »Ihr beiden«, ich werfe mein Kinn in die Richtung der zwei anderen, »verpisst euch!«
    Über ihre Gesichter huscht ein Anflug von widerwilligem Abwägen. Nicht lange. Dann steht ihre Entscheidung fest. Sie werfen einen letzten unheilvollen Blick auf mich, dann poltern sie davon. Sieh an, sie verpissen sich. Das hatte ich, ehrlich gesagt, nicht erwartet. Und noch dazu ziemlich zügig. Loyalität sieht anders aus. Ich sehe ihre ausschlagenden Fersen in Richtung des Heims verschwinden. Und weg sind sie.
    »So, Patrick, jetzt sind wir unter uns. Entschuldige meine anfängliche Direktheit. Ich heiße Conrad, hi noch mal!« Ich halte ihm die Hand hin und fixiere seinen Oberarm jetzt mit meiner linken Hand. Du entkommst mir nicht, versuch’s erst gar nicht.
    Er zögert, schüttelt meine ausgestreckte Hand schlaff und schaut mir wie paralysiert in die Augen. Das muss ich ihm lassen: Er erwidert meinen Blick und hält ihm Stand. Er hat schon ansatzweise männliche Züge und wichst bestimmt seit Jahren.
    Der Verkehr rauscht an uns vorbei. Ich rede dennoch ruhig, eindringlich und relativ leise. Leise vermitteln sich Inhalte doch so viel besser als laut.
    »Hör zu, Patrick, ich habe schon viel von dir gehört. Du sollst ein ziemlich cooler Typ sein, ziemlich gut drauf. Stimmt das?«
    Irritiert starrt er mich an, ich grinse, und er schaut – beinahe verlegen – kurz zur Seite, von wegen Ach-na-ja-die-übertreiben-aber-es-stimmt-schon.So blöd ist man, wenn man jung ist. Man glaubt tatsächlich, die Welt drehe sich um einen.
    Vielleicht denkt er, ich will, dass er für mich Drogen vertickt oder ihm ans Glied fassen. Er hat keine Ahnung, was ich möchte und weshalb ich das hier tue.
    Ich lächle ein klein wenig und nicke. Unsere Augen fixieren einander unausgesetzt. Ein Hauch von Entspannung. Ein Bild der Unruhe. Eine Momentaufnahme. Momentaufnahmen, darum scheint sich das Leben zu drehen. Wir lachen noch ein bisschen, bis ich die Nase voll habe, abrupt aufhöre und ihn eiskalt ansehe. Mit grimmiger, fürchterlicher Konzentration packe ich ihn hart an beiden Schultern.
    »Hör zu, du kleine stinkende Kröte, ich schneide dir deine kleinen Eier ab, wenn mir zu Gehör kommt, dass Fynn ab sofort auch nur ein winziges Problem mit dir oder irgendjemand anderem haben sollte. Verlass dich drauf. Ich sorge eigenhändig dafür, dass du kleiner Niggerarsch deines Lebens nicht mehr froh wirst, sollte ich mitbekommen, dass du dich nicht an meinen

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