Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing
kein Mitleid, gar nichts.
Zielstrebig durchschritt ich die weiträumige Bibliothek.
Ich machte mir nicht einmal die Mühe, das Licht anzuknipsen.
Vor einem kleinen runden Tisch blieb ich stehen. Vor mir lag die zusammengeschmolzene Maske.
Das Mondlicht spiegelte sich in dem metallähnlichen Material.
Wie unter einem inneren Zwang legte ich beide Hände darauf.
Ein elektrisierendes, fast schmerzhaftes Prickeln durchlief meine Arme und durchströmte meinen gesamten Körper.
Eine Kraft, die ich lange nicht gespürt habe, ging es mir durch den Kopf. Die Kraft Cayamus...
In Tante Lizzys Villa hatte sich früher eine vollständig erhaltene Geistermaske des ORDENS DER MASKE befunden, die Frederik Vanhelsing, Tante Lizzys verschollener Mann, von einer seiner archäologischen Reisen mitgebracht hatte.
Zusammen mit Sir Charles Grayer hatte Onkel Frederik eine Tempelanlage der mittelamerikanischen Talketuan-Kultur erforscht und war dabei auf diese geheimnisvolle Maske gestoßen.
Damals, als ich zum ersten Mal die Maske in den Händen hielt und an mein Gesicht legte, hatte ich eine ähnliche Welle der Kraft und Energie in mir gespürt...
Ich war von einer fremden, unheimlichen Macht besessen gewesen, die mich beinahe dazu gebracht hatte, Tante Lizzy zu töten.
Einer der schrecklichsten Momente meines Lebens.
Seitdem hatte mich die Furcht davor nie verlassen, eines Tages wieder unter den Einfluss jenes mysteriösen Wesens namens Cayamu zu geraten, dass die Mitglieder des ORDENS als ihren Herrn ansahen.
Kaum einer, der die konturlose Maske aus einem unbekannten, metallisch glänzenden Material einmal getragen hatte, konnte sich auf Dauer dem Einfluss dieser Kraft entziehen...
Die Erinnerung daran war noch immer lebendig in mir und verfolgte mich in meinen Träumen. Aber in diesem Moment war mir das alles gleichgültig.
Als ich später zusammen mit dem Privatdetektiv Ashton Taylor nach Yukatan reiste, um den Machenschaften des ORDENS DER MASKE auf die Spur zu kommen, nahm ich jene Maske mit, die so lange auf dem Dachboden der Vanhelsing-Villa gelagert hatte.
Sie ging bei den dramatischen Ereignissen um die Ruinen-stadt Yukatan verloren, als in letzter Sekunde verhindert wurde, dass die Anhänger des ORDENS ein dauerhaftes Tor zwischen der Erde und Cayamus Welt errichten konnten.
Ich presste den formlosen Klumpen aus bronzefarbenem, metallisch glänzendem Material an mich. Das Mondlicht spiegelte sich daran.
Auch du wirst eines Tages eine gehorsame Dienerin Cayamus..., sagte eine Stimme in meinem Kopf. Dir bleibt keine Wahl. Dieser Weg ist vorbestimmt.
Ich starrte auf den Klumpen in meinen Armen. Die übersinnliche Energie, die von ihm ausging wurde immer stärker. Eigentlich hätte ich versuchen müssen, mich mit Hilfe meiner Gabe dagegen abzuschirmen, so gut es ging.
Aber ich tat es nicht.
Eine erschreckende Lethargie hatte mich befallen. Es war mir in diesem Augenblick gleichgültig, ob ich eine Sklavin Cayamus wurde, ein willenloses Werkzeug, dass die Befehle des obersten Gebieters ohne zu zögern ausführte. Ganz gleich, was auch verlangt wurde. Allein der Gedanke daran hätte mich zu anderen Zeiten halb wahnsinnig gemacht.
Nicht in diesem Moment.
Ich nahm es mit Gleichmut hin, dass mein freier Wille nicht mehr existierte.
Cayamus Wille ist dein Wille, Cayamus Gedanken sind deine Gedanken...
Wie von den Fäden eines unsichtbaren Marionettenspielers bewegt, ging ich zum Fenster, hob den Metallklumpen empor, so dass das Mondlicht ihn noch mehr erfassen konnte.
Der Klumpen verformte sich langsam.
Konturen wölbten sich aus dem bronzefarbenen Material heraus. Ich starrte wie gebannt auf das, was in meinen Händen geschah. Augenblicke später hatte ich dann die Metallfigur eines Froschwesens in den Händen, die bis in jedes Detail jener Lehmfigur glich, die ich in meiner Vision gesehen hatte.
Quanandro...
Das Gesicht des lurchartigen Wesens verzog sich. Das breite Maul wurde zu einem spöttischen Lächeln.
Du bist nur ein Werkzeug, Patricia Vanhelsing... Eine Figur in den Händen des großen Puppenspielers im Hintergrund, der am Tag des Weltuntergangs die Herrschaft über die Erde übernehmen wird...
Fremde Gedanken drangen in mein Bewusstsein ein, ohne dass ich mich - wie sonst - dagegen abzuschirmen vermochte.
Ich wollte es gar nicht.
"Ja", sagte ich laut in die Stille der Nacht herein, während draußen der Wind wütend an den Bäumen riss, sie hin und her bog und einen Ast geräuschvoll
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