Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing
EDV zu kümmern. Swann gefiel es natürlich nicht, dass man jemanden über seinen Kopf hinweg engagiert hatte, der zudem noch aussah, als würde er gerade von der Schule kommen. Aber zähneknirschend musste Swann anerkennen, dass Warren vermutlich mehr von Computern verstand, als der gesamte Rest unserer Redaktion zusammen.
Ich sah Warren erstaunt an.
"Okkult-Virus?", echote ich.
"Klar. Dieses Hexagon mit dem komischen Buch in der Mitte. Deshalb starren Sie doch zum Bildschirm..."
"Nun..."
"Harry kümmert sich darum, dass wir das Ding möglichst bald loswerden", erklärte Swann. "Scheint so, als hätte sich da irgendjemand einen üblen Scherz mit uns erlaubt."
"Dann haben Sie alle dieses Hexagon gesehen?", vergewisserte ich mich.
Die anderen nickten.
"Es war leider unübersehbar", meinte Tom.
Und Harry Warren sagte grinsend: "Auch wenn übersinnliche Botschaften und außergewöhnliche Phänomene Ihr Spezialgebiet sein mögen, so haben wir es hier mit einem ganz gewöhnlichen Computer-Virus zu tun. Wobei es noch schwer genug werden wird, das Netzwerk zu säubern..."
"Der Notarzt kommt gleich!", rief irgend jemand aus dem hinteren Teil des Großraumbüros herüber.
Ich erhob mich. Etwas wackelig war ich noch auf den Beinen und das Schwindelgefühl ließ nur zögernd nach. Trotzdem rief ich: "Der wird nicht mehr gebraucht!"
"Was?"
"Alles okay!"
Tom stützte mich und Swann bedachte mich mit einem skeptischen Blick. "Sind Sie sicher, Patricia?"
"Natürlich, Mr. Swann, ich bin vielleicht etwas übernächtigt und mit dem Kreislauf im Keller - das ist alles..."
Tom sah mich an. Einen Augenblick lang lag der Blick seiner meergrünen Augen auf mir. Ihm kann ich nichts vormachen, ging es mir durch den Kopf. Tom war - neben Tante Lizzy - einer der ganz wenigen Menschen, die überhaupt von meiner übersinnlichen Gabe wussten.
Swann wandte sich an mich.
"Ich wollte Sie und Mr. Hamilton eigentlich in mein Büro bitten, um etwas zu besprechen. Schließlich können Sie im Moment ohnehin nichts machen, weil unser Netzwerk abgestürzt ist."
"Okay", nickte ich.
Vor meinem inneren Auge sah ich das eigenartige Buch vor mir, das sich im Zentrum des Hexagons befunden hatte.
Das LIBRUM HEXAVIRATUM.
Ich werde Tante Lizzy danach fragen , beschloss ich.
*
Mr. Swann genoss als Chefredakteur das Privileg, ein eigenes Büro zu besitzen und seinen Schreibtisch nicht in das hektische Großraumbüro unserer Redaktion stellen zu müssen.
Wir nahmen in den schlichten Ledersesseln Platz, während Swann sich gegen seinen völlig überladenen Schreibtisch lehnte. Stapel von Pressemeldungen und Manuskripten bildeten dort hohe Türme, bei denen man sich immer nur wundern konnte, wie immun sie offenbar gegen die Gesetze der Schwerkraft waren...
"Möglicherweise sagt Ihnen beiden der Name Paul Trenton etwas...", begann Swann schließlich mit ernstem Gesicht.
Ich hob die Augenbrauen.
"Ist das nicht ein Kollege der Sun?", fragte ich.
Swann nickte langsam.
"Ja, das ist richtig. Als Volontär habe ich ihn einst hier bei den LONDON EXPRESS NEWS ausgebildet, bevor er dann zur Konkurrenz ging. Naja, aber darum geht es nicht. Das ist lange her..."
Swann wandte sich zu seinem Schreibtisch herum und griff mit geradezu traumwandlerischer Zielsicherheit eine Tickermeldung und ein paar Fotos heraus, die uns zugefaxt worden waren. Die Fotos zeigten ein Skelett, das in einem strapazierfähigen Tweedanzug steckte.
"Ist das Trenton?", fragte ich entsetzt.
Swann nickte. "Vermutlich. Dieses Skelett wurde am Strand von Darnby-on-Sea in Northumberland gefunden. Den Sachen nach, die man bei der Leiche gefunden hat, handelt es sich in der Tat um Trenton. Er recherchierte über eine rätselhafte Mordserie in der Umgebung von Darnby. Menschen, die als Skelette endeten... Die örtliche Polizei steht vor einem Rätsel und selbst Scotland Yard konnte bislang in diesem Fall auf keinen grünen Zweig kommen."
"Haben Sie sich mal mit der Sun-Redaktion kurzgeschlossen?", fragte Tom.
Swann nickte.
"Das war mein erster Anruf, als ich das hier auf den Tisch bekam. Die haben inzwischen ihren besten Mann, Cecil Willard, auf die Sache angesetzt. Vielleicht wollten die Kollegen deshalb nicht so recht mit der Sprache heraus...
Andererseits war Trenton schon während seiner Zeit bei den NEWS kein richtiger Team-Arbeiter. Er versuchte es immer auf eigene Faust. Und wenn er diese Arbeitsweise beibehalten hat, dann dürfte es niemanden geben, der auch nur
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