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Parasit

Parasit

Titel: Parasit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Polaroid habe?«
    »Ich weiß es eben. Na und?«
    »Dieses Arschloch. Er hat dir die Bilder gezeigt, nicht?«
    »Sicher. Wir wohnen zusammen.«
    Ihr Mund war trocken. Sie hob ihren Kaffeepott mit zitternder Hand und nahm einen Schluck. Sie hätte wissen müssen, dass Jason sein Wort nicht halten würde. Wem hatte er die Bilder sonst noch gezeigt? Jedem im Wohnheim? Sie hatte die Dinger verbrennen wollen, aber Jason hatte versprochen, er würde sie verstecken und sie nie jemand anderem zeigen.
    Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie Roland der Spinner sich an ihnen aufgeilte.
    »Was ist jetzt?«, fragte er. »Kann ich mir die Kamera ausleihen?«
    »Ich bringe diesen Schweinehund um.«
    Roland kicherte. »Wenn du das tust, möchte ich zusehen.«
    Bei näherem Hinsehen hatte sich Roland an den Bildern wohl doch nicht aufgegeilt - er hatte sie wohl nicht einmal sonderlich interessant gefunden, weil da keine Eingeweide oder abgehackten Gliedmaßen zu sehen waren. Vielleicht hatte er das in seiner kranken Fantasie aber auch hinzugefügt. Das war mehr als wahrscheinlich.
    »Hast du über sein Problem schon mal mit einem Psychiater geredet?«, fragte Dana.
    »Psychiater? Weißt du eigentlich, dass die meisten Psychiater eigentlich selbst verhinderte Massenmörder sind? Statistisch gesehen rasten überproportional viele Psychiater aus und begehen besonders blutige Gewalttaten. Da war dieser ...«
    »Halt dein Maul.«
    Rolands Mund klappte zu.
    »Was ist nur mit dir los? Ich weiß, dass du Jasons Mitbewohner und sein Freund bist, und dass ich nett zu dir sein und dich wie ein menschliches Wesen behandeln soll, aber er ist zurzeit nicht da, also vergessen wir diesen Schmus jetzt mal. Also was ist los mit dir, hält? Ich will das wissen. Entweder du bist völlig plem-plem, was ich bezweifle, oder diese ganze Sache mit dem Blut und den Eingeweiden ist irgendeine Show. Wenn es eine Show ist, dann ist es etwas, aus dem du vor mindestens fünf Jahren hättest rauswachsen sollen.«
    Während ihres Ausbruchs hatte Roland seine Ellbogen vom Tisch genommen und war in seinem Stuhl zurückgewichen. Er wirkte eingeschüchtert. Seine kleinen Augen waren weit aufgerissen und sein Mund stand offen.
    »Willst du wissen, warum du so bist?«, fuhr Dana fort. »Nun, ich habe da so eine Idee. Es läuft auf das hinaus - du hast Angst.«
    Roland sah über seine Schulter zurück, offenbar wollte er sich vergewissern, ob jemand in Hörweite sei. Niemand saß an den umliegenden Tischen. »Du hast Angst, dass niemand von deiner Existenz Notiz nehmen könnte, wenn du nicht herumläufst und dich wie ein Bekloppter benimmst. Auf die Art nehmen die Leute dich wahr. Sie mögen das nicht, was sie da sehen, aber sie registrieren deine Existenz. Das ist der erste Grund. Nummer zwei ist der, dass du dich an diese Sache mit dem Blut und den Eingeweiden geklammert hast, weil es einen Witz aus dem macht, was du mehr als alles andere fürchtest - den Tod. Du machst dich über Schmerzen und Tod lustig, damit es nicht mehr real erscheint, weil du vor der Realität Angst hast.«
    Dana hielt inne. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, verschränkte die Arme unter ihren Brüsten und starrte ihn giftig an.
    »Du bist verrückt«, stotterte er.
    »Da sind letzte Nacht wirklich Leute in diesem Restaurant ermordet worden«, sagte sie, und zwang sich dabei zu einer ruhigen Stimme. »Das war real - wenn das, was du mir erzählt hast, wahr ist.«
    »Ja, ist es ...«
    »Real, Roland. Nicht einer von diesen Splatterfilmen, auf die du so stehst. Und es hat dir eine Heidenangst eingejagt, darum musst du deine schwächliche Psyche schützen, indem du es ins Lächerliche ziehst.«
    »Du bist ja ein richtiger Sigmund Freud.«
    »Die Wahrheit ist, dass du wahrscheinlich da rausgefahren bist, weil du genau wusstest, dass die Polizisten dich nicht dahin lassen würden. Du wusstest, dass du die Leichen gar nicht zu Gesicht bekommen würdest - und auch kein Gehirn, das an der Wand klebt. Der einzige Grund dafür, dass du da rausgefahren bist, ist, dass du damit prahlen wolltest. Du baust es in deine Bekloppten-Show ein und bekommst damit Aufmerksamkeit, und dann ist es nicht mehr real und du musst keine Angst mehr davor haben.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Du Waschlappen, du fürchtest dich vor deinem eigenen Schatten.«
    »Nein, tue ich nicht. Ich wollte die Leichen sehen. Es ist doch nicht meine Schuld, dass ...«
    »Ein Feigling, Roland. Du bist ein Feigling.«
    »Ich wäre ja

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