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Parasit

Parasit

Titel: Parasit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Wir werden noch vor Mitternacht beide wieder friedlich in unseren Betten in der Stadt liegen.«
    »Ich meine, nur einmal angenommen, dass ich nicht kneife. Was ich nicht werde. Dann kommst du bei Tagesanbruch hinein?«
    »Es reicht, wenn du herauskommst.«
    »Du willst nicht wissen, wie es da drin aussieht?«
    »Nein.«
    »Naja, komm trotzdem rein.«
    »Bestimmt nicht.«
    Die Felder neben der Straße waren verschwunden und Dana erkannte, dass sie jetzt auf den Parkplatz gefahren waren.
    Sie fuhr weiter geradeaus. Zuerst konnte sie das Restaurant nicht sehen. Dann fanden die tastenden Scheinwerfer die Treppe, die Veranda und die Tür. Das blasse Band einer Polizeiabsperrung wand sich um die Verandapfosten oben an der Treppe. Die Tür war über Kreuz mit dem Band zugeklebt.
    Dana hielt direkt vor der Treppe an und schaltete das Licht aus. »Ups«, sagte sie, »wo ist es jetzt bloß hin?«
    »Wie soll ich da reinkommen?«
    Dana beugte sich vornüber, mit dem Kopf gegen das Lenkrad und griff zwischen ihre Knie. Ihre Fingerspitzen streiften über die dreckige Fußmatte, bis sie das Radeisen fand. Sie nahm es auf und reichte es Roland.
    »Du hast ja wirklich an alles gedacht.«
    Dana zwängte sich halb nach hinten, nahm die Kamera und drückte sie ihm ebenfalls in die Hand. »Mach ein paar gute Bilder«, sagte sie. »Vor allem von der Frau. So ohne Kopf. Muss ein klasse Anblick sein.«
    Roland schob die Kamera in seinen Rucksack, dann lehnte er sich nach vorn, schob sich den Rucksack auf den Rücken und zwängte die Arme durch die Schulterriemen. Er schob den Schlafsack unter den Arm und nahm das Radeisen auf. »Könntest du das Licht wieder anmachen, bis ich drin bin?«
    »Warum nicht?« Die Scheinwerferstrahlen bohrten sich in die Dunkelheit. »Viel Spaß.«
    »Du holst mich bei Tagesanbruch ab.« Das war keine Bitte.
    »Ich gehe da nicht rein.«
    »Ich glaube doch.« Er öffnete die Tür und stieg aus. Er stand im strömenden Regen und beugte sich noch einmal hinein. »Ich habe die Fotos bei mir.«
    »Gib sie her«, fauchte Dana ihn an.
    »Du kannst sie morgen früh haben. Wenn du mich nicht abholst, dann siehst du sie nie wieder. Dafür aber jeder andere.«
    »Du Scheißkerl.«
    Er schlug die Tür zu.
    Als er sich vor dem Wagen befand, drückte Dana auf die Hupe und er zuckte zusammen. Er drehte sich um und warf ihr einen wütenden Blick zu. Dann presste er die Lippen zwischen seine schiefen Zähne und stapfte die Stufen hoch. Oben auf der Treppe zerriss er das Absperrband und stellte sich vor die Tür. Er begann, die Bretter loszubrechen.
    Dana sah ihm wuterfüllt zu. Das Herz hämmerte gegen ihre Brust, ihr Atem ging schnell und pfeifend. Sie stellte sich vor, wie sie hinter Roland die Stufen hochhechtete und seinen Kopf gegen die Tür hämmerte, bis er bewusstlos war. Dann würde sie ihn durchsuchen und sich die Fotos holen.
    Aber sie blieb im Wagen. Bei ihrem Glück hörte der Spinner sie wahrscheinlich kommen.
    In ihrer Vorstellung sah sie auch, wie Roland herumwirbelte und ihr mit dem Radeisen den Schädel einschlug. Das wäre ihm zuzutrauen.
    Er ist ein beschissener Feigling, dachte sie, aber er hat auch nicht alle Tassen im Schrank.
    Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie er ihren leblosen Körper in das Restaurant schleppte. Die Gedanken machten ihr langsam Angst.
    Roland gelang es, die Tür zu öffnen. Er hob seinen Schlafsack auf, warf noch einen Blick auf Dana und ging dann hinein. Die Tür schloss sich hinter ihm.
    Dana schaltete das Licht wieder aus.
    Schnell streckte sie sich durch den Wagen und verriegelte die Beifahrertür. Sie griff nach dem Zündschlüssel, um den Motor auszumachen. Aber dann überlegte sie es sich anders, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr ein paar Meter zurück. Sie dachte kurz daran, nach Hause zu fahren. Es würde dem Scheißkerl recht geschehen, wenn sie ihn hier sitzen ließe. Aber wenn er feststellte, dass sie nicht mehr da war, würde er vielleicht in seinem Schlafsack auf der Veranda übernachten. Er musste die Nacht drinnen verbringen. So lautete die Wette. Das war seine Strafe, der Preis, den er dafür zu zahlen hatte, dass er so ein Arschloch war.
    Und dafür, dass er sich die Fotos angesehen hatte.
    Er hatte sie bei sich.
    Dana wurde plötzlich klar, dass sie gefährlich nahe am Rand des Parkplatzes sein musste, und trat hart auf die Bremse. Der Wagen hielt ruckartig. Sie zog die Handbremse an und stellte den Motor ab.
    Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt

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