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Parasit

Parasit

Titel: Parasit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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in seiner Kehle. Wenn er doch nur ruhig geblieben wäre. Mit dem Klang seiner Stimme war auch seine Angst wieder aufgeflackert. Ein enges Band umspannte seine Brust.
    Er hob die Lampe über die Türflügel. Ihr Strahl tastete sich zitternd über den Küchenboden. Er roch das Blut, bevor er es sehen konnte. Er kannte den Geruch sehr gut, weil er etwas von seinem eigenen in einem Mayonnaise-Glas gesammelt und es sich zu Halloween über das Gesicht geschmiert hatte, um die Jungs im Wohnheim zu erschrecken. Sein Blut hatte genauso gerochen - metallisch, ein bisschen so wie Eisenbahnschienen.
    Der Lichtstrahl fand das Blut. Es waren riesige Flecken, die sich durch die halbe Küche erstreckten. Es sah braun aus. Helle Klebestreifen deuteten die Umrisse der Körper an.
    Jetzt wird es ernst, dachte er. Scheiße. Das ist jetzt, verdammt ernst.
    Er hatte einen großen Fehler gemacht. Er hatte hier nichts zu suchen. Er war ein Naseweis, ein Junge, der sich an einem Ort herumtrieb, an dem er nichts verloren hatte.
    Er ließ die Taschenlampe sinken. Ging rückwärts. Irgendetwas schlich sich hinter ihm an und er wirbelte herum. Da war niemand. Er machte, dass er wieder auf die andere Seite der Theke kam. Das muss ich mir nicht antun. Ich muss nichts beweisen. Ich brauche Danas Geld nicht.
    Vor der Tür sank er auf die Knie und stopfte die Kamera in den Rucksack. Bilder machen. So ein Scheiß.
    Er stand auf, hielt den Rucksack an einem Träger fest und klemmte die Schlaufe seines Schlafsacks an einen Finger derselben Hand.
    Scheiße. Die Kerzen.
    Mit den Bündeln an einer Seite lief er zu dem Tisch zurück. Als er eine der Kerzen ausblies, fiel sein Blick auf die beiden Stühle, die er in den Flur gestellt hatte. Sollten sie doch da bleiben. Was kümmerte es ihn.
    Er pustete die andere Kerze aus. Dann folgte er dem Schein seiner Taschenlampe bis zur Tür und öffnete sie. Die Nachtluft und der Geruch des Regens strömten ihm entgegen.
    Er starrte durch das Unwetter auf Danas Wagen hinaus -ein kleines dunkles Objekt am fernen Ende des Parkplatzes. Der Plastikwimpel an der Antenne flatterte im Wind.
    Es würde mich wundern, wenn du es zehn Minuten aushältst.
    Diese Schlampe. Sie wird mir das immer wieder aufs Butlerbrot schmieren. Sie wird es überall herumerzählen. Jeder wird sich über mich totlachen.
    Roland warf die Tür mit einem Tritt wieder zu. »Zum Teufel! Ich bleibe!«
    Vor der Bar breitete er seinen Schlafsack aus. Dann nahm er seine Mütze ab, zog die Jacke aus und setzte sich auf das Polster aus weichen Daunen.
    Das hätte ich schon von Anfang an machen sollen. Und nicht erst hier herumschnüffeln. Ich hätte alles so machen sollen, wie ich mir das zurechtgelegt hatte.
    Er griff tief in seinen Rucksack hinein, schob die Kerzen und die Kamera zur Seite und traf auf Stahl.
    Die Handschellen klapperten, als er sie herauszog.
    Er ließ eines der Ovale um sein Handgelenk zuschnappen, das andere um die Messingfußstütze an der Theke.
    Mit der Taschenlampe unter den linken Arm geklemmt, zielte er auf den Kartentisch und warf den Schlüssel. Er klapperte gegen eine der Flaschen und blieb auf dem Tisch liegen.
    Außerhalb seiner Reichweite.
    Wollen wir doch mal sehen, wer da kneift, dachte er. Und wer die Nacht hier durchsteht.

10
    Es war fast Feierabend, aber der Regen vor Gabbys Kneipe machte nicht den Eindruck, als werde er nachlassen. Alison trat vom Fester zurück. Glücklicherweise hatte sie sich Helens Regenmantel geliehen; sie wäre klatschnass geworden, wenn sie ihre Windjacke auf dem Weg zur Arbeit getragen hätte.
    Nicht, wenn Evan mich abgeholt hätte.
    Hatte er aber nicht. Na ja, vielleicht überraschte er sie ja noch. Schließlich war er auch gestern noch gekommen, obwohl sie gar nicht damit gerechnet hatte.
    Alison ging zu einem Tisch herüber, der gerade frei geworden war. Sie stopfte das Trinkgeld in die Tasche ihrer Schürze und begann, das dreckige Geschirr und die Gläser abzuräumen.
    Wenn ihm irgendetwas an mir liegt, dann holt er mich ab, dachte sie. Er weiß, dass es draußen schüttet, und dass ich in dem liegen nach Hause laufen muss, wenn er mich nicht abholt. Wenn er mir jetzt zu Hilfe kommt, dann ist er einen guten Schritt weiter, wieder in meine Gunst zu gelangen. Das sollte er wissen.
    Nachdem sie die Tischplatte abgewischt hatte, nahm sie das schwere Tablett auf und trug es in die Küche.
    Vielleicht kommt er ja noch. Und wenn er das tut, habe ich da möglicherweise etwas für ihn, was ihn

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