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Parasit

Parasit

Titel: Parasit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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umhauen wird.
    Bevor sie am Nachmittag das Haus verlassen hatte, hatte sie ihre Zahnbürste und ihr neues Nachthemd unten in die Tasche gepackt. Dann hatte sie sie wieder herausgenommen. Sie würde sie doch nicht brauchen, selbst wenn Evan sie abholte. Schließlich hatte sie ihre Meinung nicht geändert. Sie wollte nicht mit ihm schlafen. Es war albern, wenn man Vorkehrungen für etwas traf, was einfach nicht passieren würde.
    Aber sie dachte an letzten Freitag. Er war in Gabbys Laden gekommen, nachdem der Film im Imperial zu Ende gewesen war, hatte ein Bier getrunken und darauf gewartet, dass sie Feierabend hatte, und dann waren sie zu ihm nach Hause zurückgelaufen. Sie hatte nicht die Absicht gehabt, die Nacht dort zu verbringen. Aber es war so wunderschön gewesen, sie hatte einfach nicht gehen können und sie hatten sich bis in die frühen Morgenstunden geliebt. Das war die erste Nacht, die sie ganz mit ihm verbracht hatte.
    Wenn sie doch nur noch so eine Nacht haben könnten ...
    Werden wir aber nicht. Sie holte sich auf den Boden der Tatsachen zurück. Es hat sich zu viel geändert.
    Aber sie hatte ihre Zahnbürste und das Nachthemd doch wieder in die Tasche gepackt. Man konnte nie wissen. Vielleicht würde sich irgendwie doch wieder alles einrenken. Sie wünschte es sich so sehr.
    Als sie das dreckige Geschirr in Gabbys Spülmaschine stapelte, stellte sie sich vor, wie Evan zu ihr zurückkam. »Ich konnte einfach nicht länger von dir wegbleiben«, würde er sagen. »Ich habe es versucht, um dich zu strafen, aber ich konnte es nicht. Alison, ich habe lange darüber nachgedacht. Natürlich will ich mit dir schlafen. Es gibt nichts, was ich mehr will, weil wir dann ein Teil des anderen werden, so als ob wir für eine kurze Zeit eine einzige Person wären. Aber ich kann ohne das leben, wenn es sein muss. Die Hauptsache ist es doch, mit dir zusammen zu sein. Es würde mich glücklich machen, wenn ich dir nur in die Augen sehen kann, nur dein Lachen hören kann, nur deine Hand halten.«
    Und dann würde sie vielleicht doch mit in seine Wohnung kommen. Und während er auf dem Sofa wartete, würde sie sich in sein Schlafzimmer schleichen und in das Négligé schlüpfen ...
    » Alison!
    Aufgeschreckt drehte sie sich um. Gabby, der vor dem Grill stand, blickte sie über seine Schulter an. »Sieh zu, dass du nach Hause kommt. Schönes Wochenende!« »Danke«, sagte sie. »Du ebenfalls.«
    Hinten in der Küche sammelte sie ihre Trinkgelder aus der Schürze und steckte sie in ihre Tasche. Dann schnürte sie sich in Helens Regenmantel ein, setzte den komischen Hut auf und hängte sich die Tasche über die Schulter. »Wir sehen uns Montag«, rief sie zurück und schob sich durch die Schwingtüren.
    Der Tisch, den sie gerade abgeräumt hatte, war nicht mehr frei.
    Evan saß dort. Er hatte den Arm um Tracy Morgan gelegt.
    Titten-Tracy, die auch als Abschlepp-Tracy bekannt war. Alison hatte nie wissen wollen, warum man sie so nannte.
    Alles in ihr verkrampfte sich.
    Als habe er ihre Anwesenheit gespürt, drehte sich Evan zu ihr um. Auf seinen Brillengläsern waren Regentropfen. Einer seiner Mundwinkel zuckte leicht nach oben.
    Alison stürzte zur Tür, warf sie auf und stürmte in den Regen hinaus.
    Sie warf noch einen Blick durch das Fenster.
    Hinter dem hell erleuchteten Fenster beobachtete Evan sie und streichelte langsam über Tracys langes, kastanienbraunes Haar.

11
    Roland hatte die Handschellen nachmittags in Spartans Sportgeschäft für $24,50 gekauft. Er hatte die Dinger schon vor ein paar Wochen haben wollen, als er sie das erste Mal gesehen hatte. Während er durch die Vitrine auf die schimmernden Stahlbänder gestarrt hatte, war er von der Vorstellung, was er damit tun könnte, erregt worden. Er würde natürlich nichts davon wirklich tun. Aber nur das Gefühl, sie zu besitzen, war schon etwas Besonderes, so wie es auch etwas Besonderes war, einige Messer zu besitzen, auch wenn er gar nicht vorhatte, in der Stadt herumzulaufen und Frauen aufzuschlitzen. Darum hatte er sich auch das Jagdmesser gekauft. Der Kauf des Messers war nicht peinlich, weil Leute sich Messer zum Campen kauften, zum Jagen oder zum Fischen. Aber wenn man nicht gerade Polizist ist, wofür brauchte man dann Handschellen? Was würde der Verkäufer denken? Das war so, als würde man eine Packung Kondome kaufen.
    Roland hatte noch nie Kondome gekauft, obwohl er schon welche haben wollte. Und er hatte sich damals auch die Handschellen nicht

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