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Parasit

Parasit

Titel: Parasit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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und die Ränder der Schelle pressten sich schmerzhaft in sein Handgelenk.
    Zwölfhundert Pfund Zug. Der Verkäufer hatte gesagt, soviel würde man brauchen, um die Kette zu sprengen.
    Roland tastete neben sich über den Boden. Er fühlte die Taschenlampe, nahm sie auf und leuchtete zu dem Tisch hinüber. Die Flaschen glitzerten in dem Licht. Der Schlüssel war da oben, außer Sicht.
    Der Tisch war zweieinhalb, vielleicht auch drei Meter entfernt.
    Mit seiner angeketteten Hand versuchte er, die Fessel an der Leiste entlangzuziehen. Es gab ein metallisch-kreischendes Geräusch, bei dem ihm ein Schauder über den Rücken fuhr, aber sie bewegte sich. Wenn er sie weiterzog, konnte er sich seitlich fortbewegen und so näher an den Tisch herankommen. Vielleicht konnte er dann mit dem Fuß den Tisch zu sich heranziehen und so den Schlüssel erreichen? Es war wenigstens einen Versuch wert.
    Und was war mit der Wette?
    Kein Problem. Roland grinste. Wenn ich erst mal die Handschelle los bin, dann bleibe ich auch. Das ist ein Klacks.
    Ein Klacks, weil ihm plötzlich klar war, dass das Restaurant ihn gar nicht mehr so schreckte. Was ihn viel mehr schreckte, war der Gedanke, dass Dana bei Tagesanbruch hereinkommen und ihn angekettet finden würde.
    Ich kriege diesen verdammten Schlüssel, schwor er sich.
    Er schob sich seitwärts von seinem Schlafsack herunter. Sein Rücken stemmte sich gegen das glatte Holz der Theke und seine linke Hand kratzte langsam an dem Messingrohr entlang und erzeugte dabei dieses grauenhaft schabende
    Geräusch. Ein Geräusch, das Zahnschmerzen erzeugte. Ein Geräusch, das so schlimm war wie ein Fingernagel, der über eine Schiefertafel kratzte.
    Er machte eine Pause. Der Stille war eine Wohltat. Nur noch ein bisschen, und dann ... Roland hörte etwas.
    Es war ein weiches Klatschen wie von einem Seil, das auf Parkettboden fällt.
    Es kam - woher?
    Von rechts.
    Rolands Taschenlampe war auf den Tisch gerichtet. Der helle Mittelpunkt des Strahls zitterte.
    Was konnte so ein Geräusch verursachen?
    Eine Schlange? Eine Schlange, die von der Theke heruntergefallen war?
    Er hatte plötzlich überall eine Gänsehaut.
    Wie sollte eine Schlange hier hereinkommen?
    Scheiße, dieser Schuppen hatte jahrelang leer gestanden. Vielleicht hatte sie sich hier gemütlich niedergelassen. Oder Dana hatte sie hereingelassen. Das wäre ihr zuzutrauen. Vielleicht hatte sie eine in einer Zoohandlung gekauft.
    Das Miststück.
    Dana hatte eine Schlange gekauft, um ihn herauszuscheuchen, und Roland hatte sich Handschellen gekauft, um sich einzusperren.
    Aber wenn sie die Schlange gekauft hat, dann ist sie harmlos. Die verkaufen doch keine Giftschlangen, oder?
    Roland musste sie wenigstens sehen - er musste wissen, was da war.
    Vielleicht verscheucht das Licht sie auch, dachte er.
    Er ließ den Strahl rechts zur Seite gleiten, über den Boden. Er lenkte ihn vor sich vorbei und war schon weiter, als ihm klar wurde, dass er etwas zwischen seinen Beinen gesehen hatte. Der Strahl sprang wieder darauf zurück.
    Roland schreckte zurück. Sein Hinterkopf knallte hart gegen die Theke. Urin spritzte gegen seinen Schenkel und sammelte sich in seiner Jeans, als er die Beine anzog.
    Das Ding war schnell. Es schlängelte sich wie eine Natter auf seinen rechten Fuß zu.
    Aber es war keine Natter. Es war gar keine Schlange.
    Roland hob seinen rechten Fuß hoch, weg von dem Kopf des Dings und versuchte, es mit dem linken Fuß weg-zukicken. Er erwischte es mit der Ferse und es flog zuckend und sich überschlagend davon. Es kam sofort wieder zurück.
    Es hatte schleimiges gelbes Fleisch, durch das sich rote und blaue Adern zogen. Seine Augen hatten eine trübe, eitrige Farbe. Sein Kopf - oder das Maul - gab nasse, saugende Geräusche von sich, als er sich zuerst verflachte, und dann weit öffnete.
    Roland hob beide Beine, so weit er nur konnte. Er urinierte immer noch; es lief ihm über die Genitalien und an seinem Hintern entlang. Er trat hart mit seiner rechten Ferse zu, aber er verfehlte das Ding und zog das Bein sofort wieder hoch.
    Es versuchte nicht, nach seinem hochgestreckten Fuß zu schnappen. Statt dessen warf es sich nach vorn und bis ihn hinten ins Bein, in den Oberschenkel.
    Rolands Kehle zog sich zusammen und wollte einen Schrei aus Schmerz und Todesschrecken hervorstoßen.
    Aber der Schmerz blieb aus. Er fühlte nur einen heißen, prickelnden Druck, der seinen Körper entzückt aufschauern ließ.
    Er griff nach dem Ding, aber er

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