Parasit
rausfahren und sie aufsammeln.«
»Na los.«
Jasons Wagen hatte nicht mehr genug Benzin, also nahmen sie Danas VW. Jason befahl Roland zu fahren. Dann setzte er sich auf den Beifahrersitz und schloss die Augen. »Sag mir Bescheid, wenn wir da sind«, sagte er.
Wenn er sich doch gestern mit dem Alkohol ein wenig mehr zurückgehalten hätte. Erst der Champagner bei dem Empfang, dann das Abendessen mit der ganzen Familie -Cocktails, noch mehr Champagner und zum Schluss dann Brandy. Gestern war das wirklich nett gewesen, aber jetzt hatte er Kopfschmerzen und in seinem Magen rumorte es, als hätte er etwas Falsches gegessen. Sein ganzer Körper schien in Aufruhr.
Ich hätte das alles ausfallen lassen sollen , sagte er sich. Ich hätte genauso gut hier bleiben können und mich mit Dana amüsieren. Dann wäre das alles nicht passiert.
Was war den beiden nur eingefallen, so mitten in der Nacht zu irgendeinem verdammten, verlassenen Restaurant rauszufahren?
Man konnte es leicht nachvollziehen. Dana wollte Roland eine Lektion erteilen. Sie konnte den Kerl noch nie ausstehen. Und was Roland anging, so machte der sich wahrscheinlich irgendwelche schrägen Hoffnungen, bei ihr landen zu können. Da kannst du aber lange warten, Kumpel. Selbst wenn du der letzte Mann auf Erden wärst, hättest du bei ihr keine Schnitte. Sie kann dich einfach nicht ausstehen.
Und was, wenn er es versucht und sie ihm genau das gesagt hatte? Wenn er dann ausgeflippt war und sie vergewaltigt hatte?
Das Dröhnen in Jasons Kopf wurde bei diesen Gedanken nur noch schlimmer. Roland ist zwar ein wenig seltsam, beruhigte er sich, aber er würde so etwas nicht abziehen. Er würde es vielleicht wollen, aber er hätte nicht den Mumm, das durchzuziehen. Und ganz bestimmt nicht mit Dana.
Aber so etwas kann ja auch mit einer kleinen Meinungsverschiedenheit anfangen. Dana konnte gemein geworden sein und ihm das eine oder andere gesagt haben. Und bevor man sich versieht, schlug Roland dann zu, ja?
Wenn er ihr etwas getan hat, bringe ich ihn um.
Jason rieb sich die Schläfen. Er erinnerte sich an ein Gespräch mit Roland, eines Abends in er Dunkelheit, als sie beide nicht einschlafen konnten. Ein Teil der Konversation erklang jetzt wieder vor seinem inneren Ohr:
Jason: »Wenn du irgendein Mädchen hier auf dem Campus vögeln könntest, wen würdest du da wählen? Natürlich mit Ausnahme von Dana.«
Roland: »Ich will Dana nicht vögeln.«
Jason: »Ach, tatsächlich?«
Roland: »Ich weiß es nicht.«
Jason: »Nur eine. Na welche?«
Roland: »Mademoiselle LaRue.« Seine Französischlehrerin.
Jason: »Du machst Witze. Die ist ein Drachen.«
Roland: »Die ist ein Klasseweib.«
Jason: »Sie ist 'ne Hexe. Was bist du, ein Masochist?«
Roland: »Zuerst würde ich sie festbinden. Ich würde ein Seil über einen Balken oder so etwas werfen, und dann hängt sie da. Und dann würde ich mein Messer nehmen und ihr die Kleider vom Leib schneiden. Und wenn sie nackt ist, dann schnitze ich an ihr herum.«
Jason: »Du bist pervers. Ich hatte >vögeln< gesagt, nicht >foltern<.«
Roland: »Oh, das würde ich auch machen. Ganz zum Schluss. Aber zuerst will ich ein wenig Spaß mit ihr haben.«
Jason: »Spaß? Du hast einen Knall, Jason. Du bist völlig pervers.«
Das war nur eine Fantasievorstellung gewesen, dachte Jason jetzt. Der Kerl ist ein Angsthase. Er würde es niemals wagen, so etwas zu tun, weder mit Mademoiselle LaRue noch mit Dana noch mit irgendjemand sonst. Das ist alles nur Gerede.
Hoffen wir es für ihn.
Er öffnete die Augen und sah Roland an.
»Wir sind fast da«, sagte der. »Ich habe Ausschau gehalten. Es wundert mich, dass wir ihr nicht begegnet sind. Aber vielleicht ist sie gerade nach Hause gekommen, als wir losgefahren sind. Vielleicht haben wir sie gerade verpasst.«
Oder vielleicht ist sie auch in dem Restaurant, gefesselt und an einem Balken aufgehängt, ausgezogen und. aufgeschlitzt...
»Du solltest dir besser wünschen, dass ihr nichts passiert ist«, knurrte Jason.
»Gott, das hoffe ich doch. Ich denke die ganze Zeit über dieses Lachen nach, dass ich in dem Keller gehört habe. Ich meine, wenn es nun nicht Dana war?« Seine Lippen pressten sich zu einem schmalen Strich zusammen. Er sah aus, als habe er Schmerzen. »Wenn ihr etwas passiert ist, dann ist das alles meine Schuld. Ich hätte da hinuntergehen sollen. Ich hätte es wirklich tun sollen.«
Vor ihnen, auf der rechten Seite, war ein Wegweiser zum Oakwood Inn. Roland
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