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Parasit

Parasit

Titel: Parasit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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schweißgebadet, sobald sie sich abgetrocknet hatte, und so würde es dann auch lange Zeit bleiben.
    Sie lachte leise vor sich hin und stellte das warme Wasser ab. Der Strahl wurde kalt, dann eisig. Sie biss die Zähne aufeinander. Sie fühlte, wie sich eine Gänsehaut entwickelte. Sie stand starr dar, mit dem Rücken zum Wasserstrahl, die Arschbacken fest zusammengeklemmt und die Fäuste vor das Gesicht gepresst. Nach einer Weile fühlte sich der kalte Schauer auf ihrem Rücken nicht mehr so schlimm an. Sie drehte sich um und zitterte. Schließlich hielt sie ihren Kopf in den Strahl. Sie fühlte sich, als habe jemand einen Kübel mit Eiswasser über sie ausgeschüttet.
    Als sie aus der Dusche kletterte, war das Handtuch wunderbar. Sie schlang es sich um den Körper und genoss die Wärme und die Weichheit. Als sie begann, sich das Haar zu trocknen, ließ ein Klopfen an der Tür sie zusammenzucken.
    »Telefon«, rief Helen.
    Alison blieb die Luft weg. »Wer ist es?«
    »Ich bin es, Helen. Wer sollte es sonst sein?«
    »Sehr komisch. Wer ist am Apparat?«
    »Dreimal darfst du raten.«
    »Oh Gott.«
    »Falsch. Zweimal darfst du noch.«
    »Sag ihm, ich komme sofort.«
    »Ich könnte ihm auch sagen, du rufst zurück.«
    »Nein!« Alison schlang sich das Handtuch um den Kopf und hastete zur Tür. Sie riss den Bademantel von seinem Haken und schlüpfte hinein. Der Stoff klebte an ihrem nackten Körper. Helen trat aus dem Weg, als sie in den Flur stürzte.
    »Nicht so hastig. Ich bin sicher, er wird nicht so einfach auflegen.«
    Alison rubbelte sich das Haar noch ein paar Mal mit dem Handtuch auf dem Weg ins Wohnzimmer. Den Rest der Strecke legte sie vornübergebeugt zurück und wischte sich die Beine ab. Sie war ein wenig außer Atem, als sie das Telefon erreichte.
    »Hallo?« »Hi«, sagte Evan. In dem kurzen Wort schwang eine Spannung und Erschöpfung mit, die Alison bei ihm gar nicht kannte.
    »Wie geht es dir?«, fragte sie und versuchte, die eigene Stimme ruhig zu halten, trotz der Nervosität, die sie innerlich verspürte. Wassertropfen rannen an ihren Beine herunter. Sie setzte sich in einen der Sessel. Der Bademantel saugte einen Teil der Feuchtigkeit auf.
    »Ich glaube, es geht«, sagte Evan nach einer Weile.
    »Ich wollte dich in ungefähr fünf Minuten anrufen«, sagte sie. »Die Blumen sind wunderschön.«
    »Es freut mich, dass sie dir gefallen.« Sie überlegte, was sie zu dem Brief sagen sollte. Ihr fiel nichts ein. Sie rieb sich mit dem Handtuch über die nassen Schenkel. Helen kam aus dem Flur herein, grinste und beschrieb mit Daumen und Zeigefinger ein O. Dann ging sie in ihr Zimmer und schloss die Tür.
    Das Schweigen dehnte sich.
    Ich muss etwas zu dem Brief sagen, dachte Alison.
    »Ich gehe davon aus, dass du meine ... Entschuldigung gelesen hast.«
    »Ja.«
    »Und?«
    Sie fühlte, wie die Luft aus ihren Lungen wich. Sie drückte den Rücken durch und holte tief Luft. »Ich weiß nicht.«
    »Ich habe mich so mies benommen. Mit allem. Ich hätte deine Entscheidung akzeptieren sollen. Ich war nur ... ich war gekränkt und durcheinander. Aber das ist keine Entschuldigung. Es gibt keine Entschuldigung.«
    »Vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit?«
    Er lachte gezwungen.»Ich komme zu dir, wenn du das willst.« Alison konnte kaum glauben, dass sie das vorgeschlagen hatte. Sie hatte noch keine Entscheidung getroffen. Wenigstens nicht bewusst.
    »Wirklich?« Er schien wieder zum Leben erwacht. »Heute noch?« »Wie spät?«
    »Gott, Alison, ich kann es gar nicht fassen.«
    »Wir werden sehen, wie es läuft.«
    »Das wird funktionieren. Ich verspreche es. Passt es dir um fünf?«
    »Okay.«
    »Ich mache uns etwas Besonderes zum Abendessen. Ich besorge Champagner. Es wird toll werden. Du bist unglaublich, weißt du das?«
    »Ich will aber keinen Stress, klar? Wir essen nur gemütlich zusammen und sehen, wie es läuft.«
    »Ich habe dich so vermisst.«
    Alison hatte einen Kloß in der Kehle. »Ich habe dich auch vermisst. Sehr. Wir sehen uns um fünf.«
    »Soll ich dich abholen?«
    »Nein. Aber danke für das Angebot. Ich werde wohl zu Fuß kommen. Ich muss noch kurz in der Baxter Hall vorbei.«
    »Im Erstsemesterwohnheim?«
    »Ich muss mit jemandem reden. Keine Angst, ich habe dich inzwischen nicht gegen ein Erstsemester eingetauschtauch nicht gegen irgendjemand anderen.«
    »Nun, das freut mich. Obwohl ich es dir nicht verdenken könnte, so wie ich dich behandelt habe.«
    »Vergessen wir die Entschuldigungen,

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