Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
Vom Netzwerk:
auf dem Steg des ›Cliff‹-Cafés an der Außenalster. Um sie herum wimmelte
es von Einheimischen und Touristen, die die Sonne und den Ausblick genossen. Es
ging wie so häufig in Hamburg ein kräftiger Wind, weiß betuchte Segelboote
kreuzten über das glitzernde Wasser und wichen geschickt den Alsterdampfern,
den mit Trommlern trainierenden Ruderern und vereinzelten Kajakfahrern aus.
    »Wie hat sie es weggesteckt?«, fragte Danylo.
    »Gut«, antwortete Vadim. »Sie will, dass wir Sofia zurückbringen.«
    Beide ließen ihre Blicke über die Alster schweifen. Sie konnten sich
nicht in die Augen sehen. Die fröhliche Schönheit des Sommertages und das
unbeschwerte Treiben der Menschen um sie herum kam Vadim vor wie ein
hyperrealer Traum in zu grellen Farben.
    Er wandte sich von dem pittoresken Bild ab. »Zuerst Bender. Der
gehört mir allein.«
    Danylo nickte. »Dann der Rest.«
    Wieckenberg wohnte in einem modern ausgebauten Penthouse
in einer Villa in der Parkallee. Feinste Hamburger Adresslage nennt man das,
dachte Christian, als er sein altes Hollandrad im Vorgarten an einen Baum
anschloss. Der Fahrstuhl führte direkt in die Wohnung. Wieckenberg empfing ihn
freundlich. Zu Christians Überraschung trug er eine alte Jogginghose und ein
verwaschenes, zu großes T-Shirt. Wieckenberg ging voraus, barfuß über ein dunkles,
geöltes Parkett. Christian folgte ihm durchs Wohnzimmer auf die Terrasse. Wie
nicht anders erwartet, strahlte jeder einzelne Gegenstand in der Wohnung
Prestige und Geschmack aus. Von der Terrasse bot sich ein wunderbarer Blick in
die von Bäumen gesäumte Allee. Christian wollte Platz nehmen, doch Wieckenberg
bedeutete ihm, ins Wohnzimmer zurückzugehen.
    »Ich wollte nur den Eistee holen.« Er nahm die Karaffe und sein
Glas, schloss die Tür zur Terrasse und bot Christian Platz auf dem Ledersofa
an. »Was darf ich Ihnen zu trinken anbieten?«
    »Eistee ist super.« Er bekam ein Glas.
    Wieckenberg setzte sich ihm gegenüber in einen Sessel und schlug die
Beine übereinander.
    »Sie wundern sich vielleicht, dass wir bei diesem herrlichen Wetter
drinnen sitzen. Aber unser Gespräch ist etwas heikel, um nicht zu sagen
delikat. Es wäre mir äußerst unangenehm, wenn meine Nachbarn mithören würden.
Oder sonst irgendjemand davon erführe.« Wieckenberg sah Christian eindringlich
an und machte eine Kunstpause.
    »Ich verstehe. Wir reden inoffiziell.«
    »Und vertraulich. Bitte betrachten Sie mich im Moment nicht als
Ihren Vorgesetzten, sondern als eine Art … Informanten, dessen Identität Sie
für sich behalten.«
    »Soweit das in meiner Macht steht.« Christian grinste insgeheim über
Wieckenbergs Behauptung, sein Chef zu sein. Das war er gewiss nicht, auch wenn
Wieckenberg das gerne so sehen würde. Es musste dem Oberstaatsanwalt
unglaublich schwerfallen, Christian als Bittsteller gegenüberzutreten.
Christian wartete einfach ab. Er war gespannt.
    »Ich kannte Werner Benedikt.«
    »Das überrascht mich nicht.«
    »Warten Sie ab. Ich kenne auch diesen Heiko Bender.«
    Christian stutzte. Wusste Wieckenberg also doch von seinem Ausflug
nach Schleswig-Holstein?
    »Halten Sie mich nicht für blöd.« Wieckenberg schien seinen Gedanken
erraten zu haben. »Glauben Sie, ich befehle Ihnen, den Fall Petersen
abzuschließen und kriege dann nicht mit, wenn eine in diesem Zusammenhang von
Ihnen bei der SIS als vermisst gemeldete Person hier in der Nähe unter mysteriösen
Umständen auftaucht?«
    »Warum haben Sie mich überhaupt gedrängt, den Fall zu den Akten zu
legen?«
    »Weil er abgeschlossen war.«
    Wieckenberg schien immer noch nicht bereit, bei diesem Thema einen
Zentimeter Boden preiszugeben. Oder er konnte keine Fehler eingestehen.
    »Zu Bender und Benedikt«, fuhr er fort. »Wir sind uns vor etwa einem
Jahr zum ersten Mal begegnet. Ich war damals ein paar Wochen in der Stadt, um
meine Hamburger Kontakte zu pflegen und alles für meine künftige Anstellung an
der hiesigen Staatsanwaltschaft zu erledigen. Verträge, Wohnungssuche und so
weiter. Meinem Wunsch nach Kontaktpflege wurde mehr entsprochen, als mir lieb
war. Benedikt nahm mich auf eine Party mit. Eine sehr spezielle und sehr
exklusive Privatparty, wenn Sie verstehen.«
    »Mir wäre lieb, wenn Sie sich in aller Deutlichkeit ausdrücken, Herr
Wieckenberg. Nur um eventuelle Missverständnisse zu vermeiden.«
    »Es war eine Art Barockfest. Man sagte mir, dass das Fest
regelmäßig einmal pro Jahr organisiert wird. Es fand in einem leer

Weitere Kostenlose Bücher