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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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stehenden
Herrenhaus im Alten Land statt. Mit allen üppigen Sinnesgenüssen, die zum
barocken Lustwandeln gehören.«
    »Sie meinen eine Sexparty.«
    »Porno trifft es eher. Ich bin hingegangen, weil man mir gesagt hat,
dass sich die Crème de la Crème der Umgebung dort trifft. Ich wollte sehen, wie
sich meine Kaste hier so vergnügt. Und wer dabei ist.«
    »Wer war denn alles dabei aus Ihrer … Kaste?«
    »Das spielt keine Rolle. Für Sie zählen Bender und natürlich
Benedikt. Die anwesenden Damen allerdings gehörten nicht zu der oberen
Gesellschaftsschicht.«
    »Kann ich mir denken. Warum erzählen Sie mir das?« Christian wusste
noch nicht genau, worauf Wieckenberg hinauswollte. Aber er hatte eine Ahnung.
    »Weil ich nicht in irgendwelche Machenschaften hineingezogen werden
will. Und langsam kommt mir der Verdacht, dass Puri der Veranstalter dieser
frivolen Festivitäten ist. War.«
    »Und? Die Sache ist ein Jahr her, da waren Sie hier noch nicht in
Amt und Würden. Sicher ist Begünstigung von Prostitution keine saubere Sache
für einen Staatsanwalt, aber seien wir mal ehrlich …«
    »Diese Partys finden, wie schon erwähnt, in der ein oder anderen
Form regelmäßig statt. Im Übrigen gibt es keine Pflicht, aktiv teilzunehmen.
Man kann auch einfach nur zuschauen.«
    »Sie müssen sich mir gegenüber nicht rechtfertigen. Mir ist egal,
was Sie in Ihrem Privatleben treiben. Und mit wem.«
    »Darum geht es nicht. Ich war zwar nur einmal dabei, aber ich stehe
immer noch auf der Gästeliste.«
    Endlich ließ er die Katze aus dem Sack. »Und Sie fürchten, wenn ich
bei meinen Ermittlungen in den Fällen Benedikt und Puri darauf stoße, bläst
Ihnen ein eiskalter Wind ins Gesicht.«
    »Ich würde es anders formulieren. Aber in der Tat will ich mich von
diesen Leuten distanzieren. Anfangs dachte ich, es handelt sich um die
typischen dekadenten Späße der Oberschicht. Kein großes Ding. Aber nun gibt es
Leichen. Hören Sie, Beyer, ich bin kein Spießer, mir ist egal, wer wen fickt.
Aber ich bin mit Leib und Seele Staatsanwalt. Und wenn diese Kerle Dreck am
Stecken haben, dann will ich sie auf jeden Fall hinter Gittern sehen!«
    Christian traute Wieckenbergs moralischer Kampfansage keine Sekunde.
Alles Pose. Der wollte nur seine eigene Haut retten. Christian vermutete, dass
Wieckenberg sich vor seinem Besuch extra in die Jogginghose geworfen hatte, um
einen auf proletarische Solidarität zu machen. Lächerlich. »Benedikt und Puri
sind tot. Bender wird in Schleswig-Holstein angeklagt. Wen genau meinen Sie
jetzt mit ›diese Kerle‹?«
    »Ich weiß es nicht. Mir schwant nur langsam, dass mehr hinter der
ganzen Sache stecken könnte als ein harmloses Sex-Vergnügen. Ich will, dass Sie
mich auf Ihrer Seite wissen. Und mir über alle Erkenntnisse unverzüglich
Bericht erstatten. Statt solcher Alleingänge wie in Rendsburg.«
    Christian verstand. Wieckenberg wollte schnellstmöglich erfahren,
wann es für ihn brenzlig werden konnte.
    »Haben Sie etwas mit den NMA zu tun?«, fragte Christian unvermittelt.
    »Den ›Norddeutschen Musikabenden‹? Nein, ich bin ein eingefleischter
Jazzfan. Wie kommen Sie darauf?«
    Wieckenberg wirkte so überrascht von der Frage, dass Christian ihm
glaubte. Er wiegelte ab. »Nicht so wichtig.«
    »Trotzdem passend, Ihre Frage. Heute Abend ist nämlich wieder eine
solche Party. Angeblich ein Hauskonzert. Ich werde ausnahmsweise hingehen und
Augen und Ohren offen halten. Garantiert wird über Benedikt und Puri geredet.«
    »Sie vermuten, dass Puri der Veranstalter der Partys war. Aber heute
Abend dürfte ihm das schwerfallen.«
    »Die Partys sind lange im Voraus geplant. Außerdem wird Puris
Nachfolger, und wir beide wissen genau, dass das sein Sohn Dimitri ist, diesen
lukrativen Geschäftszweig sicher aufrechterhalten.«
    »Ich komme mit.«
    Wieckenberg lachte. »Sie sind nicht eingeladen, Herr Beyer.«
    »Schicken Sie mir eine Einladung zu. Das läuft doch sicher anonym
übers Internet.«
    »Anonym, ja. Aber das Internet ist viel zu unsicher. Und stillos.
Jeder bekommt eine schriftliche Einladung von einem Kurier gebracht. Der
Umschlag wird nur persönlich abgegeben. Ist nicht übertragbar.«
    »Sie sind bei Ihrem ersten Besuch auch mitgenommen worden. Von
Benedikt. Stellen Sie mich vor, wie auch immer, von mir aus als Ölscheich aus
dem Orient.«
    Wieckenberg betrachtete mitleidig Christians verbeultes Cordsakko,
das er Sommer wie Winter trug. »Versuchen wir’s lieber mit Lobbyist aus

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