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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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Savchenko graben. Vielleicht finden wir eine Verbindung.
Was weiß er über das Motiv? Und für mich bleibt auch noch ein weiteres Rätsel:
Was hat diese Geigerin damit zu tun?«
    Christian spielte das Band zurück. »… die schrecklichen Wahrheiten,
die ich dir zugemutet habe …« Er sah Herd an: » Das hat Sofia Suworow damit zu tun. Sie weiß etwas.«
    »Was für ein Feigling! Er setzt sich ab, und sie wird zusammengeschlagen.
Wir müssen die Spurensicherung hier durchschicken. Sollen wir das selbst
übernehmen, oder willst du die Bremer Kollegen fragen?«
    »Mach du das mit den Kollegen deines Vertrauens. Wir sind nur auf
eine private Bitte der Eltern hier. Ich muss mir erst noch was ausdenken, um
den Aufwand und die Kosten vor Vater Staat zu rechtfertigen.«
    Christian erhob sich und packte mit Herds Hilfe die Telefone und den
Laptop ein. Danach fuhren sie zurück nach Hamburg. Von unterwegs baten sie
Daniel, die innereuropäischen Flüge der letzten Tage nach Danylo Savchenko
durchzusehen. Vor allem die neueren Buchungen von Paris nach Deutschland.
Christian hatte das deutliche Gefühl, dass der Pianist bald wieder in Hamburg
auftauchen würde.

 
    Les Haies, Frankreich.
    Danylo war inzwischen bei einem anderen Freund untergekommen.
Er hatte Antoine Savigny vor Jahren in einer Pariser Schwulenbar kennengelernt
und ein paar Monate mit ihm verbracht. Antoine war damals schon über fünfzig
gewesen, aber er mochte den kultivierten Geschichtsprofessor, der ihm viel über
Stil und Savoir-vivre beibringen konnte. Von Antoine hatte er gelernt, wie man
Austern öffnete, Weine dekantierte und Louis-XIV- von Louis-XVI-Möbeln unterschied.
Danylo betrachtete es als Geschenk Gottes, dass seine Welt von Freunden
bevölkert war, auf deren Hilfe er jederzeit zählen konnte. Sofia hatte ihm
deswegen schon mehrfach Naivität unterstellt. Ihrer Meinung nach ging es bei
Danylos zahllosen Freundschaften rein ums gegenseitige Profitieren. Antoine
schmückte sich mit dem jungen, gut aussehenden Pianisten, dafür wurde Danylo
ein paar Monate lang fürstlich verpflegt und verwöhnt. Bis er unruhig wurde,
weiterzog und die nächste »Freundschaft« schloss.
    Beim ersten Mal war Danlyo sauer geworden, doch inzwischen verletzte
ihn Sofias Sichtweise nicht mehr. Sie verstand das einfach nicht.
Möglicherweise war sie auch eifersüchtig, weil es ihr nur selten gelang,
überhaupt Nähe zu Menschen herzustellen. Jedenfalls hatte Antoine, als Danylo
ihn anrief, sofort seine Hilfe zugesagt, und zwar ohne groß Fragen zu stellen.
Sie waren in Paris in eines der besten Restaurants gegangen. Danach hatte
Antoine ihn mit seinem Austin Healey ins Landhaus bei Les Haies gebracht und
ihn bei zwei Flaschen Bordeaux in die Grundsätze des Schießens eingeweiht.
Antoine war seit Jahrzehnten begeisterter Jäger. Sicher glaubte er Danylo
nicht, dass er die vollautomatische Pistole in SaintTropez an einem illegalen
Pokertisch gewonnen hatte. Aber er sagte nichts.
    Antoine war am nächsten Tag wieder nach Paris zurückgefahren. Er
würde erst am Samstag wiederkommen. Danylo hatte also drei Tage Zeit, auf
seinem neuen Instrument zu üben. Zu Antoines Landhaus gehörten mehrere Hektar
Grund, auf denen der Hausherr mit seinen Gästen des Öfteren Schießübungen
machte. Geballer war also kein Störfaktor für die weit entfernt wohnenden
Nachbarn.
    Danylo befand sich am äußersten Nordost-Ende von Antoines Anwesen,
das an den Forêt des Quatre Piliers grenzte. Er hielt seine Pistole im
Anschlag, konzentrierte sich auf sein Ziel, eine etwa zwanzig Meter entfernte
Eiche. Er schoss. Jedes Mal wieder wunderte er sich über den Rückstoß dieser
kleinen Waffe. Antoine hatte ihm zwar etwas über Impulserhaltung erzählt, doch
Danylos Aufmerksamkeit war durch den Bordeaux schon geschmälert gewesen.
    Nun wollte er sich konzentrieren. Munition besaß er genug, Talent
zum Schießen nicht. Nur selten traf er die Eiche, deren Umfang durchaus
beträchtlich war. Doch Aufgeben war keine Option. Danylo wusste, wie man
lernte, ein Instrument zu beherrschen. Durch Zähigkeit und endloses
Wiederholen.
    Nur eine winzig kleine Pause wollte er sich gestatten. Sein rechtes
Handgelenk schmerzte vom Rückstoß, seine Finger schwollen an. Er würde tagelang
kein Klavier spielen können. Außerdem war er halb taub. Er sorgte sich um sein
Gehör und einen möglichen bleibenden Schaden. Doch er hatte einen Entschluss
gefasst. Nun hieß es üben, üben, üben. Wenn er bis heute Abend

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