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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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unser
Gepäck ins Taxi geladen … Da kam der Postbote noch an und hat ein Päckchen für
dich gebracht. Ich hab’s einfach auf die Kommode im Flur gelegt und bin in die
Küche, weil ich noch Arturs Brei für unterwegs holen musste. Dann habe ich das
Päckchen vergessen, in der Eile. Wir waren ja schon so spät dran und hätten
fast den Zug verpasst …«
    »War das Päckchen von Henning?« Walter spürte sofortige Anspannung.
    »Herrgott, das weiß ich nicht! Ich hab nicht auf den Absender
geguckt!« Merle reagierte äußerst gereizt, wie so oft.
    Walter stand auf und ging unruhig hin und her. In ihm arbeitete es.
    »Du denkst doch jetzt nicht im Ernst darüber nach, oder?« Merles Ton
war scharf. »Du willst nach Hause fahren?«
    »Wenn das Päckchen von Henning ist, dann war er vielleicht wirklich
an etwas dran. Seine Mörder haben bei ihm etwas gesucht – vielleicht ist es in
dem Päckchen!«
    »Vielleicht ist es aber auch nur eins von deinen zigtausend Büchern,
die du bestellst und dann doch nicht liest, weil du eh schon bei den
Tagesthemen auf dem Sofa einpennst!«
    Walter überging die ganze Verbitterung, die in diesem Satz lag. »Und
wenn nicht? Wenn es Beweismaterial in einem Mordfall ist?«
    »Dann solltest du die Hamburger Polizei anrufen. Sie können das
Päckchen abholen, und wir haben unsere Ruhe.«
    Walter konnte nicht länger an sich halten: »Herrgott noch mal, was
interessiert mich meine Ruhe ! Wenn das Päckchen von
Henning ist, dann geht es um eine Story. Eine Story, für die jemand gemordet
hat. Glaubst du, das übergebe ich der Polizei? Ohne mir das Material zumindest
anzusehen? Ich bin Journalist! Wie bist du bloß jemals auf die Idee gekommen,
selbst Journalistik zu studieren! Du hast nichts, aber auch gar nichts im Blut,
was man dafür braucht!«
    Er hatte den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, da bereute er ihn
schon. Er war zu weit gegangen.
    »Du spuckst mal wieder große Töne, mein Lieber! Deine Zeiten als
Edelfeder sind längst vorbei. Sie haben dich rausgeworfen! Investigativer
Journalismus ist nicht mehr. Du bist bei der Mopo und beharkst in
Fünf-Wort-Sätzen die städtische Kita-Politik, sonst nichts!«
    »Und warum haben sie mich rausgeworfen? Weil ich meine Studentin
gevögelt und ihre Noten manipuliert habe, damit sie durch die Prüfung kommt!«
    »Weil ich ja nur Talent zum Vögeln hatte, aber keins zum Schreiben,
willst du das damit sagen?« Merles Stimme war inzwischen schrill geworden.
Artur fing an zu weinen.
    Walter strich sich erschöpft durch die grauen Haare. »Lass uns
aufhören, lass uns bitte damit aufhören.«
    Merle nahm Artur aus dem Kinderwagen und schaukelte ihn beruhigend
auf ihren Armen. »Wenn du zurückfährst, siehst du mich und Artur so schnell
nicht wieder. Dann ist es aus. Aus und vorbei.«
    Walter versuchte die Situation wieder in den Griff zu bekommen.
»Schon gut, beruhige dich. Ich fahre jetzt kurz runter ins Dorf und rufe Gabi
an, damit sie nachsieht, von wem das Päckchen ist.«
    Gabi war ihre Nachbarin, die einen Schlüssel zum Haus hatte, um
während ihrer halbjährigen Abwesenheit nach dem Rechten zu sehen.
    »Und wenn es von Henning ist, lasse ich es mir von Gabi
hierherschicken. In Ordnung?«
    Merle gab keine Antwort.

 
    15. April 2010
Hamburg.
    »Das Blut unter dem Regal in Sofia Suworows Wohnung stammt
aller Wahrscheinlichkeit nach von ihr selbst. Es ist jedenfalls die gleiche
Blutgruppe, wie wir durch Daniels leicht illegale Recherche, diesmal in den
Computern einiger Bremer Ärzte wissen. Sorry, natürlich wissen wir die
Blutgruppe durch Sofias Eltern«, begann Volker den Bericht zur allmorgendlichen
Konferenz.
    Christian verzog das Gesicht. Er mochte das Wort »illegal« in diesen
Räumen nicht hören. Die Vorgehensweise am äußersten Rand der Gesetze und auch
jenseits davon hatte ihm schon einmal eine Suspendierung eingebracht. Damals
hatte er fast den Boden unter den Füßen verloren. Nicht nur, weil er nicht
arbeiten und die Verbrecher und Irren da draußen einsperren konnte. Es war vor
allem eine persönliche Niederlage, eine Demütigung gewesen. Und jeder Kollege,
der jemals suspendiert worden war und behauptete, er leide nur unter der ihm
genommenen Möglichkeit, Gut gegen Böse siegen zu lassen, der log.
    Christian wusste genau, auf welche Gratwanderung er und sein Team
sich begaben, wenn sie Daniels Recherchen in ihre Ermittlungsarbeit mit
einbezogen. Andererseits waren Aufdeckung und Aufklärung ihr oberstes

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