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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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zwölf Anrufe in Abwesenheit angezeigt. »Keine Notizen in
Schlaf- und Badezimmer, kein Tagebuch oder so etwas. Und hier?«
    »Der gleiche Eindruck«, antwortete Christian. »Passt alles zusammen:
Ihre Mutter ruft an, sagt, dass ihre Schwester verschwunden ist, sie weint,
bucht einen Flug per Internet, packt und fährt zum Flughafen.« Er setzte sich
auf das Sofa, um die Nachrichten auf dem Handy abzuhören. Dabei landete er auf
dem Festnetztelefon, das unter einem Pullover verborgen war. Auch hier waren
acht Nachrichten aufgesprochen. Während Herd sich im Wohnzimmer umsah, ließ
Christian die Nachrichten laut abspielen. Drei auf beiden Telefonen waren von
der Hochschule der Künste. Sofia hatte versäumt, sich bei ihrem Arbeitgeber
abzumelden. Eine Nachricht auf dem Handy war von einer Privatschülerin, die
vergeblich zum Unterricht in die Lessingstraße gekommen war und sich maulig
beschwerte. Zwei Nachrichten waren von Christian, zwei von Maxym. Maxym sprach
russisch, erwähnte aber mehrfach den Namen Danylo. Anscheinend hatten ihn die
Anrufe der Polizei in Alarm versetzt. Die restlichen Nachrichten waren von
Danylo.
    Er lebte also noch, denn die letzte Nachricht hatte er erst am
gestrigen Tag hinterlassen. Sie klang anders als die vorherigen. Bei den ersten
beiden Anrufen war seine Stimme leise, schuldbewusst. Er entschuldigte sich für
alles. Dass er ein schlechter Freund sei … Dass er sich erst jetzt meldete …
Dass er sie bei dem Konzert in Appen im Stich ließ … Die schrecklichen
Wahrheiten, die er ihr zugemutet hatte …
    Christian hätte zu gerne gewusst, von welchen Wahrheiten er sprach,
doch Danylo blieb vage.
    Beim gestrigen Anruf jedoch klang seine Stimme fest und entschlossen:
»Ich verstehe, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Auch wenn es
mir das Herz aus dem Leib reißt …«
    Christian erinnerte sich, wie Sofia sagte, dass Danylo einen Hang
zum Melodram hätte. Nun wusste er, was sie gemeint hatte. Er spulte zurück,
ließ den Satz noch einmal laufen und noch einmal. Im Hintergrund hörte er eine
Männerstimme, die etwas verkündete.
    »Hörst du das?«, fragte er Herd.
    »Schon. Aber ich verstehe es nicht …«
    »Ich glaube … Sagt der nicht ›Mon Marthe‹?«
    »Kann sein. Jetzt, wo du’s sagst … Das ist Französisch … Lass noch
mal …«
    Christian spulte erneut zurück. Herd hörte mit geschlossenen Augen
zu. Im Gegensatz zu Christian sprach er französisch. Schließlich nickte er:
»Scheint ein Reisegruppenleiter zu sein, der seine Schäfchen auf einen
Spaziergang durch Montmartre einstimmt. Savchenko ist in Paris.« Herd öffnete
die Augen wieder. Sein Blick fiel unter das Regal. Er bückte sich: »Hier, schau
mal. Glassplitter. Und Blut.«
    »Dann ist sie vermutlich hier zusammengeschlagen worden.« Christian
hatte auf die Pausentaste des Anrufbeantworters gedrückt.
    Herd stand auf, nahm eine Lupe aus seiner Jackentasche und ging zur
Wohnungstür. »Kleine Kratzer. Da hat einer mit dem Dietrich gewerkelt.« Er
machte Fotos von der Tür, den Splittern und dem Blut. Dann gab er Christian ein
Zeichen, den Rest der Nachricht abzuspulen.
    »… Ich bin ein Feigling gewesen. Aber das ist jetzt vorbei. Ich
werde mir meine Ehre zurückholen. Ich mache alles wieder gut. Nur Henning … den
macht keiner mehr lebendig. Für ihn spiele ich den Trille du
Diable auf meinem neuen Instrument. Pass auf dich auf, mein süßes
Schwesterlein, ja ljublju tebja. Vo veki vekov.«
    »Ich liebe dich. Auf immer und ewig«, übersetzte Herd.
    »Du kannst auch Russisch?«, fragte Christian.
    »Nur diesen Satz. Und: ›Du warst fantastisch!‹« Er grinste. »Ich
hatte mal eine Affäre mit einer russischen Rheumatologin. Lange her.«
    »Wie dem auch sei«, Christian hatte im Moment keine Lust, Herds
Liebesleben zu besprechen. »Damit können wir Danylo Savchenko endgültig als
Verdächtigen im Mordfall Henning Petersen ausschließen. Er war weder Antoschka
Mnatsakanovs Mittäter, noch glaube ich an eine Mitwisserschaft. Dennoch steht
er weiterhin im Zentrum unserer Ermittlungen. Er ist unser Schlüssel zu
Petersens Tod. Dieses neue Instrument und das Trille-du-Diable -Dings,
wenn mich meine marginalen Französischkenntnisse nicht täuschen, heißt das:
Triller des Teufels. Das klingt nach einer Androhung von Rache.«
    Herd nickte: »Was weiß Savchenko über Petersens Mörder? Kannte er
Mnatsakanov? Oder dessen Auftraggeber? Daniel sollte mal ein wenig in der
russischen Zeit von

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