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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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Majestät dreitausend Parisern, die ihn durch eine Delegation hierum ersucht hatten, erlauben wolle, die Stadtmauern zu verlassen und aufs Land zu gehen.
    »Sire«, sagte Mylady Markby und senkte mit untröstlicher Miene die schönen Augen, »darf ich, die ich Königin Elisabeth kenne, Euch mit allem ergebensten Respekt sagen, daß sie über diesen Euren Beschluß äußerst unzufrieden sein wird? Und wenn ich es wagte, hier ihre Deuterin zu sein …«
    |265| »Wagt es, Madame«, sagte der König mit undurchdringlicher Miene.
    »… so würde ich dies, Sire, als eine schwer verzeihliche Läßlichkeit bezeichnen.«
    »Läßlichkeit, Madame?« sagte Henri und blieb vor ihr stehen.
    »Oder Nachlässigkeit, Sire, wenn Euch das Wort besser gefällt. Eure Majestät will Paris durch Aushungern bezwingen – ist es da nicht seltsam, daß Ihr die Ausgehungerten gehen laßt, die der Hunger doch zur Kapitulation bewegen soll?«
    »Madame«, sagte der König ernst, »dreißigtausend Pariser sind bereits verhungert. Wie viele sollen noch sterben, um Euch zufriedenzustellen?«
    »Ha, Sire!« sagte Mylady Markby errötend, »ich wäre sehr betrübt, wenn Eure Majestät mich für unmenschlich oder unbarmherzig hielte. Mich treibt einzig die Gefahr zu sprechen, in welche Ihr durch Eure Nachgiebigkeit geraten könnt. Denn je länger die Belagerung dauert, desto wahrscheinlicher wird der Entsatz durch den Herzog von Parma, der Euch in größte Bedrängnis bringen wird: Dann belagert Ihr Paris mit einer spanischen Armee im Rücken.«
    »Madame«, sagte der König, indem er einen Schemel heranzog und sich rittlings darauf setzte, »das erfordert eine offene Erklärung, denn ich möchte den unguten Beigeschmack vertreiben, den Königin Elisabeth Eurem Bericht entnehmen könnte, nämlich daß ich in dieser Sache die Härte der Kriegführung außer acht ließe.«
    »Sire«, entgegnete Mylady Markby, »Ihr laßt sie in der Tat außer acht, und die Königin wird sagen, daß Ihr zuviel Zeit vergeudet, anstatt zum Schluß zu kommen.«
    »O nein, Madame!« sagte der König, »so ist es nicht! Wenn ich den armen Leuten den Auszug nicht erlaube, sterben sie innerhalb der Mauern, und sterben vergeblich. Ihretwillen wird sich die Stadt nicht ergeben. Versteht doch, Madame«, fuhr der König eindringlich fort, »versteht bitte, daß diejenigen, die in Paris sterben, und diejenigen, die in Rebellion beharren, nicht dieselben sind. Alle Macht liegt bei den Aufrührern und Ligisten: Sie verfügen über die Gelder, Waffen, Soldaten und über die Nahrungsmittel, weil sie beizeiten mehr angehäuft haben, als sie brauchen. Sie lassen die anderen zugrunde gehen, ohne |266| irgend zu helfen, ohne abzugeben. Es ist also nicht wahr, daß meine Großmut die Belagerung verlängert. Vielmehr wird sie die gegenteilige Wirkung haben und die Geister in einer Weise umstimmen, daß die Stadt sich eines Tages leichter ergibt, weil sie auf meine Gnade vertraut.«
    Ich weiß nicht, ob diese Rede – in der wieder einmal Güte und politisches Geschick in eins gingen – Mylady Markby überzeugte, denn ohne weiter in ihn zu dringen, machte sie dem König endlose Komplimente und erbat, ganz ergebene und lächelnde Anmut, ihren Urlaub, der ihr huldreich gewährt wurde. Und als sie mit ihrem Reifrock davonrauschte, blieb ein Duft zurück, der mir angenehmer war als der königliche.
    »Sire«, sagte Rosny, »ich bewundere diese unverschämte Person.«
    »Ich auch«, sagte der König lachend, froh, daß er das Gespräch hinter sich hatte. »Eine Frau darf sich Kühnheiten erlauben. Lord Stafford hat mir die Komplimente zu machen und Lady Markby die Vorwürfe. Elisabeth ist eine kluge Frau.«
    »Und eine argwöhnische Verbündete«, ergänzte Rosny.
    »Wir werden sie beruhigen«, sagte der König. »Die Zeit drängt tatsächlich, Parma und Mayenne werden mir bald auf den Pelz rücken. In Kürze gebe ich Befehl, alle Vororte der Hauptstadt anzugreifen.«
    »Morgen, Sire?« fragte Rosny, bebend vor Freude und Hoffnung.
    »Morgen kapituliert erst einmal die Abtei Saint-Germain-des-Prés, wir müssen noch eine kleine Weile warten.«
    »Auf wen oder was, Sire?« rief Rosny.
    »Auf Châtillon mit seinen frischen Truppen. Ha, Rosny!« sagte der König, »nichts erwarte ich so sehnlich wie Châtillon mit seinen blinkenden Kürassen.«
    »Wie gut, Sire!« rief ich begeistert. »Darf ich das Mylady Markby sagen?«
    »Heute abend«, sagte Henri mit blitzenden Augen, »auf dem Kopfkissen. Und

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