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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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er sie verdächtigt hat.«
    »Ich finde sie trotzdem sehr schön.«
    »Siorac! Traut nicht den Engelsgesichtern und den niedlichen Mäulchen! Gabrielle verfügt über alle Verführungskünste, die Frauen besitzen, dazu noch über sehr eigene. Außerdem hat sie gierige Zähne. Im letzten Jahr ließ sie sich vom König fünfzigtausend Ecus für ihre Heirat mit Liancourt bewilligen.«
    »Klagen wir nicht. Heinrich III. schenkte dem Herzog von Joyeuse zu seiner Vermählung vierhunderttausend Ecus. Die Liebste kostet weniger als der Liebste.«
    »Aber sie kostet!« Rosny verdüsterte sich plötzlich. »Mir blutet das Herz, wenn ich an diese fünfzigtausend denke, die man gewiß besser hätte verwenden können, und sei es nur für unsere Truppen.«
    »Monsieur de Rosny«, sagte ich, »erlaubt Ihr mir, das Thema zu wechseln? Ich wüßte gern mehr, wenn es denn zulässig ist, über – ich zitiere Euch – ›das große, das großartige Projekt‹, das der König für die Zeit vorsieht, wenn sein Thron dereinst gefestigt und er im Besitz seiner Hauptstadt sein wird.«
    »Siorac«, sagte Rosny in so überheblichem Ton, daß ich zusammenzuckte, »hierüber habe ich dem König Schweigen gelobt. Indessen«, setzte er hinzu, als er mich wegen dieses Rüffels rot anlaufen sah, »hegt Seine Majestät volles Vertrauen zu Euch, und so werde ich ihn fragen, ob ich Euch hierin zufriedenstellen darf, sieht es doch ganz so aus, als ob er Eurer Talente zu seinem großen Vorhaben bedürfen wird.«
    |373| Worauf ich ihn bat, mich zu beurlauben, und sehr erstaunt war, daß er mich zum Abschied herzlich umarmte, was doch sonst nicht seine Art war. Durch dieses Zeugnis der Zuneigung für die kleine Kränkung immerhin entschädigt, trat ich auf die Straße, und wen sehe ich mir entgegenkommen, wenn nicht meinen Miroul? Elegant, zierlich, doch mit knappstem Gruß, Eis im blauen Auge wie im braunen.
    »Moussu«, sagte er unwirsch, »wenn Ihr keinen Sekretär mehr benötigt, verwende ich meine Habe, das Gut La Surie zu kaufen, das an Eure Baronie Chêne Rogneux grenzt, und spiele den Landmann, was mich darüber trösten wird, daß meine Dienste vom undankbarsten aller Herren verschmäht werden.«
    »Sankt Antons Bauch, Miroul!« sagte ich und faßte ihn am Arm, »dein Zorn ist früh aufgestanden!«
    »Nicht so früh wie Ihr, Moussu! Ihr verließt Euer Zimmer vor Tag, ohne daß Ihr mich zu wecken geruhtet.«
    »Du schliefst wie ein Stein.«
    »Erst seit kurzem. Denn wenn unsere englische Gastgeberin Euer Lager teilt, hat sie einen sehr geräuschvollen Schlaf!«
    »Du hast geschlafen, basta. Sollte ich dich wachrütteln?«
    »Das hättet Ihr sollen. Daß Ihr mich auslaßt, wenn Ihr den König aufsucht, meinetwegen. Aber Monsieur de Rosny!«
    »Woher wußtest du, daß ich ihn besucht habe.«
    »Sehergabe.«
    »Und woher weißt du, daß La Surie zum Verkauf steht?«
    »Von meiner Florine. Sie hat es mir geschrieben.«
    »Also hat sie ein Auge darauf.«
    »Zu Unrecht, Moussu. Der Bissen ist für mein kleines Maul zu groß.«
    »Erkläre.«
    »Meine Sankt-Bartholomäus-Beute ist dank meines ehrbaren Juden zu Bordeaux in fünfzehn Jahren auf viertausend Ecus angewachsen.«
    »Hinzu kamen«, sagte ich, »vor zwei Jahren die siebenhundertfünfzig Ecus des Chevalier d’Aumale. Mit Zinsen vielleicht tausend Ecus. Dann Florins Ersparnisse, dann deine.«
    »Moussu, rechnet nicht weiter. Das Ganze ergibt nicht einmal die Hälfte der Summe, die der Vitzdom für La Surie verlangt.«
    »Ich könnte dir die andere Hälfte leihen.«
    |374| »Ah! So begierig seid Ihr, mich loszuwerden!« Und er warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu, daß ich getroffen war.
    »Nicht doch, Miroul«, sagte ich, einen großen Knoten im Hals. Und indem ich stehenblieb, faßte ich seine Hände und drückte sie energisch. »Ich werde nie einen anderen Sekretär haben als dich, das schwöre ich dir! Aber deine Florine und du, ihr müßt euch doch einmal niederlassen, wenn wieder Frieden ist.«
    »Und woher nehme ich die Zeit, Euer Sekretär zu sein, Moussu«, sagte er widerborstig, »wenn ich mich dann in der Landwirtschaft vergrabe?«
    »Wer redet denn von Vergraben? Wenn deine und meine Äcker aneinander grenzen, kann ich dir gut und gern meine Leute und meinen Verwalter ausborgen, damit sie deine kleine Herrschaft mit bestellen.«
    Das Wort »Herrschaft« – auch wenn ich es für zu früh hielt, ihm von meinem diesbezüglichen Ersuchen beim König zu sprechen – bewegte ihn stark, wie

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