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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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die Stadt im Namen der Liga mit hundertfünfzig Mann Kavallerie hält.«
    »Bah! Die eine Kompanie!« sagte Rosny abfällig.
    »Eine sehr gute Kompanie«, sagte der König. »Und ein sehr guter Hauptmann. Und beste Mauern: Sie zu brechen, würde uns einen Monat kosten. Ohne daß der Erfolg sicher wäre. Und das wäre jammerschade, Meaux ist eine reiche Stadt, nur einen Tagesritt weit von der Kapitale entfernt. Außerdem beherrscht sie das Marne-Tal und deckt Paris im Osten.«
    »Sire«, fragte ich, »hat Mayenne Vitry diese Kompanie anvertraut?«
    |412| »Nein, sie gehört Vitry, ihm allein. Deshalb ist es besser, sie zu gewinnen als zu vernichten.«
    »Sie gewinnen, Sire?« fragte Rosny.
    »Wer Vitry gewinnt, gewinnt seine Kompanie, und wer Vitry und seine Kompanie gewinnt, gewinnt Meaux. Und wer Vitry und Meaux gewinnt, kann vielleicht auch Orléans gewinnen, wo Monsieur de La Châtre befehligt, ein guter Freund von Monsieur de Vitry. Nun, ich habe einen Brief von besagtem Vitry an Mayenne abgefangen, worin er sich beklagt, daß die Liga ihm siebenundzwanzigtausend Ecus für den Unterhalt seiner Kompanie in Meaux schuldet, wo sie in Herbergen logieren muß; daß er von besagter Liga bislang nicht einen lumpigen Sou erhalten hat; daß er es leid ist, Mayenne auf eigene Kosten zu dienen; und daß er sich zudem Skrupel macht, weil die Dinge seit der Bekehrung des Königs erheblich anders aussehen.«
    »Schöner Apostel!« sagte Rosny. »Schickt ihm Mayenne die siebenundzwanzigtausend Ecus, packt er seine Skrupel ein.«
    »Glaubt Ihr«, sagte Henri lachend, »daß Mayenne die Summe auspackt?«
    Er wollte weitersprechen, da klopfte es auf jene bestimmte Weise, die ich schon kannte, der Diener gebärdete sich wie ein Springteufel, als er öffnen ging, der König setzte sich gerade, stellte die Ohren auf wie ein Vorstehhund und gebot uns glänzenden Auges kurz und knapp, durch die kleine Tür rechts von seinem Bett zu verschwinden. Ich aber solle am nächsten Abend wiederkommen, dann erhielte ich meine Instruktionen.
    Am Schluß jenes neuerlichen Gesprächs aber, das allerdings erst zwei Tage später stattfand, erzählte ich dem König, was Madame de Nemours mir gesagt hatte, und er hörte es halb ernst, halb lächelnd.
    »Meine gute Kusine Nemours ist nicht dumm«, sagte er. »Und wenn sie weint, so weil es für ihre Familie bergab geht und für mich bergauf. Meine Bekehrung, Graubart, hat den Feinden das Religionsmäntelchen heruntergerissen. Jetzt sind sie nackt! Und was sieht man? Ehrgeizlinge, die durchaus nicht die heiße Liebe bewegt, die ich für meine Untertanen hege, sondern der blanke Eigennutz. Deshalb ist die öffentliche Meinung mehr und mehr für mich.«
    »Aber Philipp II., Sire?«
    |413| »Ha, Philipp!« sagte der König, »der ist wahrlich das dicke Ei! Doch ist es mit seiner Diplomatie wie mit den Schiffen der Unbesieglichen Armada: langsam, schwerfällig, ungeschickt. Weshalb Drakes leichte, wendige Schiffe ihr überlegen waren, der Armada, meine ich. Und im gegenwärtigen Fall: Philipp hätte die Generalstände nicht den jungen Guise wählen lassen dürfen, sondern den Sohn von Mayenne. Wie kann er erwarten, daß Mayenne sich aus den Federn wälzt, seinen Wanst schüttelt und das Schwert zieht, wenn er nicht wenigstens Vater des Königs von Frankreich und Schwiegervater der Infantin wird? Graubart«, setzte er hinzu, indem er mich lustig anblickte, »vergiß nicht, wenn du zu Vitry kommst und mit ihm unter vier Augen sprichst, daß du deine Maske lüftest und dich zu erkennen gibst als der, der du bist: der Marquis de Siorac.«
    »Aber, Sire«, sagte ich stutzig, »ich bin doch nicht Marquis.«
    »Wie, Graubart?« sagte der König, indem er auf seine spottlustige Art die Brauen hob, »du wagst es, deinem König zu widersprechen? Du bist Marquis! Du warst es mit der Minute, in welcher ich dich mit dem Titel ansprach. Die Urkunden folgen.«
    »Sire!«
    »Hör zu: Erstens ist es das geringste, Graubart, was ich zum Dank für deine Dienste für dich tun kann. Zweitens ist Vitry selber Marquis, der verhandelt nicht mit einem unter ihm Stehenden. Drittens beruhige ich hiermit das Gewissen meiner guten Kusine Nemours, wenn du das nächste Mal ihre Hände vernaschst.«
    Am Tag darauf ließ ich Quéribus durch einen Boten ersuchen, er möge binnen kurzem zu mir nach Saint-Denis kommen. Zwei Stunden später – soviel benötigte mein Quéribus für seine Toilette – erschien er im Haus von Mylady Markby, von

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