Parker Pyne ermittelt
Neuigkeit mitzuteilen.
»Sie sagt, sie habe über alles nachgedacht und es sei nicht fair von ihr, jetzt zu gehen, wo sie doch zugestimmt hat, sechs Monate zu bleiben. Aber sie sagt, wenn ich schon meine Freunde einladen kann, dann wüsste sie nicht, warum sie das nicht auch machen darf. Sie hat Sinclair Jordan eingeladen.«
»Ist er das?«
»Ja, zum Teufel! Ich werde ihn ganz bestimmt nicht in mein Haus lassen!«
»Das müssen Sie«, sagte Madeleine. »Machen Sie sich keine Sorgen, ich kümmere mich um ihn. Sagen Sie ihr, Sie hätten auch noch mal drüber nachgedacht und hätten keinerlei Einwände. Sie würden es zu schätzen wissen, dass sie sicherlich nichts dagegen hat, wenn ich noch länger bleibe.«
»Ach du meine Güte!«, seufzte Mr Wade.
»Verzagen Sie nicht!«, sagte Madeleine. »Alles läuft wie am Schnürchen. Noch zwei Wochen – und all ihre Sorgen werden Geschichte sein.«
»Zwei Wochen? Glauben Sie das wirklich?«, fragte Mr Wade.
»Glauben? Ich bin mir absolut sicher«, antwortete Madeleine.
Eine Woche später betrat Madeleine de Sara Mr Parker Pynes Büro und ließ sich müde in einen Stuhl fallen.
»Auftritt: Die Königin der Vamps«, sagte Mr Parker Pyne mit einem breiten Lächeln.
»Vamps!«, sagte Madeleine und lachte dumpf. »Ich musste als Vamp noch nie eine solche Ochsentour hinter mich bringen. Dieser Mann ist von seiner Frau besessen! Es ist wie eine Krankheit.«
Mr Parker Pyne lächelte. »Ja, in der Tat. Nun, es hat uns in einer Hinsicht die Arbeit leichter gemacht. Meine liebe Madeleine, ich würde nicht jeden Mann so leichtfertig Ihren Reizen aussetzen.«
Die junge Frau lachte herzlich. »Wenn Sie wüssten, wie schwierig es war, ihn dazu zu bringen, mich so zu küssen, als ob er es gerne tat!«
»Für Sie, meine Liebe, sicherlich eine vollkommen neue Erfahrung. Nun, haben Sie Ihre Mission erfüllt?«
»Ja. Ich denke, jetzt ist alles in Ordnung. Letzte Nacht hatten wir einen prächtigen Streit. Lassen Sie mich überlegen. Meinen letzten Bericht habe ich vor drei Tagen eingereicht?«
»Korrekt.«
»Nun, wie ich schon sagte, musste ich mir diesen widerlichen Wurm, Sinclair Jordan, nur einmal anschauen. Er konnte die Finger nicht von mir lassen – vor allem, da er aufgrund meiner Kleidung annahm, ich sei auch noch wohlhabend. Mrs Wade war natürlich wütend, denn ihre beiden Männer schenkten nun mir all ihre Aufmerksamkeit. Ich habe bald durchblicken lassen, wen ich bevorzuge. Ich habe mich vor ihr über Sinclair Jordan lustig gemacht und ihm das auch ins Gesicht gesagt. Ich habe mich über seine Kleidung lustig gemacht und über seine Haarlänge. Ich habe freundlich darauf hingewiesen, dass er X-Beine hat.«
»Eine erstklassige Methode«, meinte Mr Parker Pyne anerkennend.
»Die Ereignisse gestern Nacht haben dann das Fass zum Überlaufen gebracht. Mrs Wade ist mit der Wahrheit rausgerückt. Sie hat mir vorgeworfen, ihre Ehe zerstören zu wollen. Reggie Wade erwähnte im Nebensatz die Sache mit Sinclair Jordan. Sie sagte, das sei nur wegen ihrer Unzufriedenheit und Einsamkeit geschehen. Sie habe die geistige Abwesenheit ihres Manns schon vor einiger Zeit bemerkt, aber nicht gewusst, was der Grund dafür sei. Sie sagte, sie seien immer absolut glücklich gewesen. Sie vergöttere ihn und er wisse auch, dass sie ihn wolle und nur ihn.«
»Ich sagte, dazu sei es jetzt wohl zu spät. Mr Wade hat seine Anweisungen hervorragend befolgt. Er sagte, ihm sei das verdammt egal. Er würde mich heiraten! Mrs Wade könne ja ihren Sinclair gerne haben. Es gäbe keinen Grund, die Scheidungsformalitäten nicht sofort in Angriff zu nehmen. Weitere sechs Monate zu warten wäre doch absurd.«
»Er sagte zu ihr, sie würde binnen weniger Tage die notwendigen Unterlagen erhalten und könne ihre Anwälte entsprechend anweisen. Er sagte, er könne nicht ohne mich leben. Dann griff sich Mrs Wade an die Brust und sprach über ihr schwaches Herz und brauchte einen Brandy. Er ist nicht eingeknickt. Er ist heute Morgen in die Stadt gefahren, und ich bin mir sehr sicher, dass sie ihm gefolgt ist.«
»Also geht das in Ordnung«, sagte Mr Pyne fröhlich. »Ein sehr zufriedenstellender Fall.«
Die Tür flog auf. Reggie Wade stand im Türrahmen.
»Ist sie hier?«, verlangte er zu wissen, als er ins Zimmer kam. »Wo ist sie?« Er erblickte Madeleine. »Liebling!«, rief er und ergriff ihre Hände. »Liebling, Liebling. Du wusstest doch, dass das letzte Nacht alles echt war – nicht wahr? Dass
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