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Parker Pyne ermittelt

Parker Pyne ermittelt

Titel: Parker Pyne ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ich jedes einzelne Wort auch so gemeint habe vor Iris? Ich weiß nicht, warum ich so lange blind gewesen bin. Aber seit drei Tagen weiß ich es endlich.«
    »Was weißt du?«, fragte Madeleine mit schwacher Stimme.
    »Dass ich dich angebetet habe. Dass es auf dieser Welt keine andere Frau als dich geben kann. Iris kann ihre Scheidung haben, und wenn die durch ist, dann wirst du mich heiraten, nicht wahr? Bitte sag es, Madeleine, ich vergöttere dich.«
    Er schloss die wie gelähmt wirkende Madeleine in seine Arme, als die Tür erneut aufflog. Diesmal stand eine schlanke Frau vor ihnen. Ihre in Grüntönen gehaltene Kleidung war ziemlich durcheinandergeraten.
    »Das habe ich mir doch gedacht!«, rief sie. »Ich bin dir gefolgt! Ich wusste, du würdest zu ihr gehen!«
    »Ich kann ihnen versichern – «, begann Mr Parker Pyne, der aus seiner Benommenheit wiedererwacht war.
    Der Eindringling achtete nicht auf ihn und stürmte voran: »Oh, Reggie, du willst mir doch nicht das Herz brechen! Bitte komm zu mir zurück! Ich werde kein einziges Wort darüber verlieren! Ich werde Golf spielen lernen. Ich werde keine Freunde mehr haben, die dich nicht interessieren. Nach all diesen glücklichen gemeinsamen Jahren – «
    »Ich bin bis heute nicht glücklich gewesen«, sagte Mr Wade und starrte weiterhin Madeleine an. »Zur Hölle damit, Iris, du wolltest diesen Esel heiraten, diesen Sinclair. Warum machst du das denn nicht einfach?«
    Mrs Wade jammerte laut. »Ich hasse ihn! Ich kann seinen Anblick nicht ertragen.« Sie wandte sich an Madeleine. »Sie niederträchtiges Wesen! Sie furchtbare Blutsaugerin – Sie haben mir meinen Ehemann gestohlen.«
    »Ich will Ihren Ehemann nicht«, sagte Madeleine verwirrt.
    »Madeleine!« Mr Wade starrte sie schmerzerfüllt an.
    »Bitte gehen Sie«, sagte Madeleine.
    »Aber hör doch, jetzt meine ich es doch ernst.«
    »Oh, geh weg!«, schrie Madeleine hysterisch. »Geh weg!«
    Reggie ging zögerlich zur Tür. »Ich werde wiederkommen«, warnte er sie. »Du hast mich nicht zum letzten Mal gesehen.« Er ging hinaus und schlug die Tür hinter sich zu.
    »Mädchen wie Sie sollte man auspeitschen und brandmarken«, schrie Mrs Wade. »Reggie war ein wahrer Engel, bis Sie aufgetaucht sind. Jetzt hat er sich so verändert, dass ich ihn überhaupt nicht mehr wiedererkenne.« Schluchzend folgte sie ihrem Ehemann.
    Madeleine und Mr Parker Pyne schauten einander an.
    »Ich kann doch nichts dafür«, meinte Madeleine hilflos. »Er ist ein wirklich süßer Kerl – echt nett –, aber ich will ihn nicht heiraten. Ich hatte überhaupt keine Ahnung davon. Wenn Sie wüssten, wie schwierig es war, ihn dazu zu bringen mich zu küssen!«
    »Ähem!«, hüstelte Mr Parker Pyne. »Ich bedaure es eingestehen zu müssen, dass ich die Sachlage falsch eingeschätzt habe.« Er schüttelte traurig den Kopf, zog Mr Wades Akte hervor und schrieb auf das Deckblatt:
     
    MISSERFOLG – aufgrund höherer Gewalt
    HINWEIS – hätte vorhergesehen werden müssen

Der Fall des Büroangestellten
     
    M r Parker Pyne lehnte sich nachdenklich in seinem Drehstuhl zurück und begutachtete sein Gegenüber. Er sah einen kleinen, stämmigen Mann von fünfundvierzig Jahren vor sich, der ihn aus verwirrten, verschüchterten und sehnsüchtigen Augen ansah. Sein Blick brachte Hoffnung zum Ausdruck, aber auch Sorge. – »Ich habe Ihre Anzeige in der Zeitung gelesen«, sagte der nervöse, kleine Mann.
    »Sie sind in Schwierigkeiten, Mr Roberts?«
    »Nein – nicht direkt in Schwierigkeiten.«
    »Sind Sie unglücklich?«
    »Das möchte ich eigentlich auch nicht von mir behaupten. Es gibt eine Menge, für das ich dankbar sein muss.«
    »Das gilt für uns alle«, sagte Mr Parker Pyne. »Aber wenn wir uns dessen erinnern müssen, dann ist das normalerweise ein schlechtes Zeichen.«
    »Ich weiß«, stimmte ihm der kleine Mann eifrig zu. »Genau das ist es! Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen, Sir!«
    »Wie wäre es, wenn Sie mir alles über sich erzählen?«, schlug ihm Mr Parker Pyne vor.
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen, Sir. Wie ich schon sagte, es gibt eine Menge, für das ich dankbar sein muss. Ich habe Arbeit; ich habe ein wenig Geld sparen können; die Kinder sind gesund und munter.«
    »Was fehlt Ihnen also?«
    »Ich – ich weiß es nicht.« Er lief hochrot an. »Ich nehme an, dass das albern für Sie klingt, Sir.«
    »Überhaupt nicht«, widersprach ihm Mr Parker Pyne.
    Durch geschicktes Fragen konnte er dem Mann weitere

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