Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Parker Pyne ermittelt

Parker Pyne ermittelt

Titel: Parker Pyne ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
ihnen ihren wirklichen Namen genannt hatte? Wo war sie, und was war geschehen?
    Sie schlüpfte aus dem Bett. Sie fühlte sich noch ein wenig wacklig auf den Beinen, ging aber langsam zu dem kleinen Dachfenster und schaute hinaus – auf einen Bauernhof! Sie ging völlig verblüfft wieder zurück ins Bett. Was um aller Welt machte sie auf einem Bauernhof, den sie noch nie zuvor gesehen hatte?
    Mrs Gardner kam mit einem Tablett, auf dem eine dampfende Suppenschüssel stand, zurück ins Zimmer.
    Mrs Rymer begann ihr Fragen zu stellen. »Was mache ich in diesem Haus?«, verlangte sie zu wissen. »Wer hat mich hierhergebracht?«
    »Niemand hat dich hierhergebracht, meine Liebe. Das ist dein Zuhause. Zumindest hast du die letzten fünf Jahre hier gelebt – und ich hatte zu keinem Zeitpunkt auch nur die geringste Ahnung, dass du zu Anfällen neigst.«
    »Hier gelebt! Fünf Jahre?«
    »Genauso ist es. Warum fragst du das, Hannah? Du willst mir doch nicht sagen, dass du dich nicht erinnerst?«
    »Ich habe hier niemals gelebt! Ich habe Sie in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.«
    »Weißt du, du bist krank geworden, und du hast es einfach vergessen.«
    »Ich habe hier niemals gelebt.«
    »Doch, das hast du, meine Liebe.« Plötzlich huschte Mrs Gardner zum Schubladenschrank und brachte Mrs Rymer ein vergilbtes Foto in einem Bilderrahmen.
    Darauf war eine vierköpfige Gruppe zu sehen: ein bärtiger Mann, eine mollige Frau (Mrs Gardner), ein großer, schmächtiger Mann mit einem verlegenen, aber sympathischen Lächeln und jemand in einem hübsch gemusterten Kleid und einer Schürze – sie selbst!
    Bestürzt starrte Mrs Rymer auf das Foto. Mrs Gardner stellte die Suppe neben sie und verließ wortlos den Raum.
    Mrs Rymer aß die Suppe, ohne darüber nachzudenken. Es war eine gute, kräftige und heiße Suppe. Ihre Gedanken rasten wie wild. Wer war verrückt? Mrs Gardner oder sie selbst? Einer musste es ja sein! Aber dann war da noch der Doktor.
    »Ich bin Amelia Rymer«, sagte sie entschieden zu sich selbst. »Ich weiß, dass ich Amelia Rymer bin, und niemand wird mir etwas anderes einreden.«
    Sie hatte die Suppe aufgegessen und stellte die Schüssel wieder auf das Tablett. Ihr Blick fiel auf eine gefaltete Zeitung. Sie nahm sie in die Hand und suchte nach dem Datum. Der 19. Oktober. Wann war sie in das Büro von Mr Parker Pyne gegangen? Entweder am 15. oder 16. Dann musste sie drei Tage lang krank gewesen sein.
    »Dieser gemeine Arzt!«, sagte Mrs Rymer wutentbrannt.
    Dennoch war sie ein wenig erleichtert. Sie hatte von Fällen gehört, bei denen Menschen über Jahre hinweg vergaßen, wer sie waren. Sie hatte Angst gehabt, dass ihr etwas Ähnliches zugestoßen wäre.
    Müßig blätterte sie die Zeitung durch und las die eine oder andere Kolumne. Eine Meldung erweckte ihr besonderes Interesse.
     
    Mrs Abner Rymer, Witwe von Abner Rymer, dem › Ö senknopfkönig‹, wurde gestern in eine privat geführte Irrenanstalt eingewiesen. In den zwei Tagen zuvor hatte sie darauf bestanden ein Dienstmädchen n a mens Hannah Moorhouse zu sein.
     
    »Hannah Moorhouse! Das ist es also!«, sagte Mrs Rymer. »Sie ist ich, und ich bin sie. Etwa wie das doppelte Lottchen, nehme ich an. Nun, das lässt sich bald klarstellen. Wenn dieser schmierige Heuchler namens Parker Pyne irgendein Spielchen mit mir treibt – «
    Doch in diesem Augenblick fiel ihr Blick auf einen Namen, der sie nahezu von der gedruckten Seite ansprang: Constantine. Diesmal war es eine Schlagzeile.
     
    Dr. Constantines Behauptungen
     
    Bei seiner Abschiedsvorlesung vor seiner Japanreise hat Dr. Claudius Constantine einige aufsehenerregende Theorien vorg e stellt. Er erklärte, dass es möglich wäre die Existenz der Seele nachz u weisen, indem man eine Seele von einem Körper auf einen anderen überträgt. Im Laufe seiner Experimente im Fernen O s ten hat er, so seine Behauptung eine solche Doppelübertragung e r folgreich vorgenommen – die Seele eines hypn o tisierten Körpers A wurde in den hypnotisie r ten Körper B übertragen und umgekehrt. Nachdem A aus dem hypnot i schen Schlaf erwachte, erklärte sie B zu sein, und B behauptete von sich A zu sein. Der E r folg des Experiments hing von der Suche nach zwei körperlich sehr ähnl i chen Menschen ab. Es wurde als unbezweifelbarer Fakt anges e hen, dass zwei einander sehr ähnliche Menschen en rapport w ä ren. Im Fall von Zwilli n gen war dies besonders auffällig aber zwei Fremde, die sich in ihrer sozialen

Weitere Kostenlose Bücher