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Parker Pyne ermittelt

Parker Pyne ermittelt

Titel: Parker Pyne ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Stellung äußerst stark u n terschieden, sich aber verblüffend ähnlich sahen, haben dieselbe strukturelle Veranlagung auf gewi e sen.
     
    Mrs Rymer warf die Zeitung von sich. »Dieser Halunke! Dieser dunkelhäutige Halunke!«
    Jetzt verstand sie alles! Es war ein heimtückischer Plan, um an ihr Geld heranzukommen. Diese Hannah Moorhouse war Mr Pynes Marionette gewesen – vermutlich eine Unschuldige. Er und dieser Teufel Constantine hatten den fantastischen Coup gelandet.
    Aber sie würde ihn entlarven! Sie würde ihn bloßstellen! Sie würde ihn vor Gericht bringen! Sie würde es allen erzählen…
    Plötzlich hielt Mrs Rymer in ihren wilden Fantasien inne, die ihrer Empörung entsprungen waren. Sie erinnerte sich an die erste Meldung. Hannah Moorhouse war kein fügsamer Erfüllungsgehilfe gewesen. Sie hatte sich gewehrt, ihre Individualität verteidigt. Und was war geschehen?
    »Sie haben sie in eine Irrenanstalt gesteckt, das arme Mädchen«, sagte Mrs Rymer.
    Es lief ihr kalt den Rücken hinunter.
    Eine Irrenanstalt. Sie brachten dich dorthin und ließen dich nie wieder raus. Je häufiger du betonen würdest, dass du vollkommen zurechnungsfähig wärst, umso weniger würden sie dir glauben. Wenn du erst mal dort wärest, würdest du nie mehr rauskommen. Nein, dieses Risiko wollte Mrs Rymer nicht eingehen.
    Die Tür öffnete sich und Mrs Gardner kam herein.
    »Ah, du hast deine Suppe gegessen, meine Liebe. Das ist sehr schön. Du wirst dich bald wieder besser fühlen.«
    »Wann bin ich denn krank geworden?«, fragte Mrs Rymer.
    »Lass mich nachdenken. Das war vor drei Tagen – am Mittwoch. Das war der Fünfzehnte. Du bist etwa gegen vier Uhr krank geworden.«
    »Ah!« Ein bedeutungsschwerer Stoßseufzer. Es war etwa vier Uhr, als Mrs Rymer auf Doktor Constantine getroffen war.
    »Du bist in deinem Stuhl zusammengebrochen«, sagte Mrs Gardner. »›Oh!‹, hast du mit einer verträumten Stimme gesagt. ›Ich glaube, ich schlaf ein.‹ Und dann bist du eingeschlafen. Wir haben dich ins Bett gebracht und einen Arzt geholt, und seitdem bist du hier.«
    »Ich nehme an«, erlaubte sich Mrs Rymer zu fragen, »es gibt eine Möglichkeit, wie Sie feststellen können, wer ich bin – mal abgesehen von meinem Gesicht, meine ich?«
    »Also, die Frage finde ich schon ein wenig merkwürdig«, meinte Mrs Gardner. »Woran sollte man denn einen Menschen besser erkennen als an seinem Gesicht, nicht wahr? Du hast aber ein Muttermal, falls es dich beruhigen sollte.«
    »Ein Muttermal?«, fragte Mrs Rymer erleichtert. Sie hatte kein Einziges.
    »Ein großes Blutschwämmchen unter deinem rechten Ellbogen«, sagte Mrs Gardner. »Schau doch einfach nach, meine Liebe.«
    »Das ist der Beweis«, sagte sich Mrs Rymer. Sie wusste, dass sie unter ihrem rechten Ellbogen kein derartiges Muttermal hatte. Sie schob den Ärmel ihres Nachthemds zurück. Das Blutschwämmchen war da.
    Mrs Rymer brach in Tränen aus.
     
    Vier Tage später stand Mrs Rymer aus ihrem Bett auf. Sie hatte sich mehrere Vorgehensweisen überlegt und alle als unzureichend abgelehnt.
    Sie könnte die Zeitungsmeldung Mrs Gardner und dem Doktor zeigen und alles erklären. Würden sie ihr glauben? Mrs Rymer war sich sicher, dass das nicht der Fall wäre.
    Sie könnte zur Polizei gehen. Würden sie ihr Glauben schenken? Auch das hielt sie für unwahrscheinlich.
    Sie könnte Mr Pynes Büro aufsuchen. Diese Idee gefiel ihr zweifellos am besten. Sie würde diesem schmierigen Halunken gerne mal sagen, was sie von ihm hielt. Diese Möglichkeit blieb ihr aber versagt, denn um diesen Plan in die Tat umzusetzen, hätte sie ein wesentliches Hindernis überwinden müssen. Im Moment war sie in Cornwall (so viel hatte sie herausgefunden), und sie hatte kein Geld für eine Reise nach London. Ihre finanziellen Mittel schienen sich auf zwei Schilling und vier Pence in einem alten, abgetragenen Portemonnaie zu begrenzen.
    Also traf Mrs Rymer nach vier Tagen die unternehmungslustigste aller Entscheidungen. Sie würde die Dinge vorläufig einfach so hinnehmen! Sie war Hannah Moorhouse. Nun, dann würde sie eben Hannah Moorhouse sein. Fürs Erste würde sie ihre Rolle annehmen, und später, wenn sie genügend Geld gespart hätte, würde sie nach London reisen und sich in die Höhle des Schwindlers wagen.
    Da sich Mrs Rymer einmal entschieden hatte, akzeptierte sie ihre Rolle in bester Laune und sogar mit einer Art hämischer Freude. Geschichte wiederholt sich halt immer wieder. Dieses Leben

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