Parker Pyne ermittelt
umbringen können, wenn sie es gewollt hätten. Es ist der Wille, jemanden zu töten, der von Bedeutung ist – das Instrument an sich ist unwichtig. Es lässt sich immer irgendetwas finden.«
Es wurde dunkel, und sie rannten zurück zur Festung.
Dann nahmen sie ein mehrgängiges Abendessen aus Konservendosen zu sich. Anschließend saßen sie beisammen und rauchten. Um zwölf Uhr sollte der Dreiachser weiterfahren.
Der Fahrer wirkte nervös.
»Hier in der Gegend sind ein paar böse Stellen«, sagte er. »Wir könnten stecken bleiben.«
Sie kletterten in den großen Wagen und nahmen Platz.
Miss Pryce war erbost, weil sie nicht an ihren Koffer durfte.
»Ich möchte gerne meine Pantoffeln«, sagte sie.
»Sie bräuchten wohl eher Gummistiefel«, meinte Smethurst. »Wenn ich mich nicht allzu sehr täusche, dann werden wir in einer Schlammflut stecken bleiben.«
»Ich habe noch nicht mal Ersatzstrümpfe dabei«, sagte Netta.
»Das ist schon in Ordnung. Sie bleiben sitzen. Nur die Männer müssen aus dem Wagen und schieben.«
»Ich habe immer ein zusätzliches Paar dabei«, sagte Hensley und tippte an seine Manteltasche. »Man weiß ja nie.«
Die Lichter wurden ausgeschaltet. Der große Wagen fuhr hinaus in die Nacht.
Sie kamen nur schlecht voran. Sie wurden nicht durchgeschüttelt, wie es in einem Tourenwagen der Fall gewesen wäre, aber den einen oder anderen schmerzhaften Ruck mussten sie über sich ergehen lassen.
Mr Parker Pyne saß auf einem der Vordersitze. Auf der anderen Seite des Gangs befand sich die armenische Dame, die sich in Schals und Umhänge gehüllt hatte. Ihr Sohn saß hinter ihr. Hinter Mr Parker Pyne saßen Miss Pryce, die jüngere, und Miss Pryce, die ältere. Der General, Smethurst, Hensley und die Soldaten hatten alle hinten Platz genommen. Der Wagen pflügte durch die Nacht. Mr Parker Pyne hatte Schwierigkeiten einzuschlafen. Er befand sich in einer recht verkrampften Position, denn die Füße der armenischen Dame nahmen auch seinen Platz in Anspruch. Immerhin sie hatte es gemütlich.
Alle anderen schienen zu schlafen. Mr Parker Pyne spürte, wie die Müdigkeit ihn überkam, als ein plötzlicher Ruck ihn bis zum Wagendach hochwarf. Von der Rückbank des Dreiachsers kam schlaftrunkener Protest: »Mal langsam hier. Wollt ihr uns das Genick brechen?«
Dann kehrte die Müdigkeit zurück. Wenige Minuten später senkte sich Mr Parker Pynes Hals in eine unbequeme Position, doch er schlief ein…
Plötzlich wurde er wach. Der Dreiachser hatte angehalten. Einige der Männer stiegen aus. Hensley sagte nur kurz: »Wir stecken fest.«
Mr Parker Pyne wollte unbedingt alles mitbekommen und stieg behutsam hinaus in den Schlamm. Es regnete nicht. Der Mond schien auf sie herab, und in seinem Licht konnte man sehen, wie die Fahrer hektisch mit Wagenhebern und Steinen daran arbeiteten, die Räder anzuheben. Die meisten Männer halfen ihnen dabei. Die drei Frauen schauten aus den Wagenfenstern zu; Miss Pryce und Netta mit großem Interesse, die armenische Dame mit kaum verhohlener Abscheu.
Auf den Befehl des Fahrers hin wuchteten die männlichen Passagiere gehorsam den Wagen hoch.
»Wo ist dieser armenische Bursche?«, fragte O’Rourke. »Der will wohl keine kalten Füße kriegen und macht es sich drinnen bequem. Der sollte hier draußen mal mithelfen.«
»Captain Smethurst auch«, fügte General Poli hinzu. »Er ist nicht bei uns.«
»Der Nichtsnutz schläft noch. Schauen Sie ihn sich an.«
Es stimmte. Smethurst saß immer noch auf seinem Platz. Sein Kopf war nach vorne gebeugt, sein ganzer Körper in sich zusammengesackt.
»Ich werde ihn mal aufwecken«, sagte O’Rourke.
Er riss die Tür auf und sprang hinein. Eine Minute später kehrte er zurück. Sein Tonfall war verändert.
»Hören Sie mal. Ich glaube, er ist krank – oder so was. Wo ist der Arzt?«
Squadron Leader Loftus, der Royal-Air-Force-Arzt, ein ruhig wirkender grauhaariger Mann, trat hervor.
»Was ist denn los mit ihm?«, fragte er.
»Ich – weiß es nicht.«
Der Arzt stieg in den Wagen. O’Rourke und Parker Pyne folgten ihm. Er beugte sich über die zusammengesackte Gestalt. Ein Blick und eine Berührung reichten aus.
»Er ist tot«, sagte er leise.
»Tot? Aber wodurch?« Fragen schwirrten durch die Luft. »Oh! Wie schrecklich!«, sagte Netta.
Loftus schaute sich genervt um.
»Er muss sich den Kopf am Dach gestoßen haben«, sagte er. »Wir sind über eine richtig schlimme Bodenwelle gefahren.«
»Das würde ihn
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