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Parker Pyne ermittelt

Parker Pyne ermittelt

Titel: Parker Pyne ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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nun, wie ich schon sagte, dass man Sie übers Ohr gehauen hat.«
    »Aber – «
    »Mein lieber Mr Jeffries, Sie haben keine Ahnung von Frauen. Wenn eine Frau zwischen einem Trottel und einem Don Juan zu wählen hat, dann wird sie sich immer für Don Juan entscheiden. Ihre Ehefrau, Mr Jeffries, ist ein bezauberndes, unschuldiges, aber zugleich anspruchsvolles Ding, und wenn sie irgendwie mit Ihnen Freude am Leben haben soll, dann sollten Sie ihr das Gefühl vermitteln, dass sie einen Schwerenöter an die Kandare genommen hat.«
    Edward Jeffries starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Ich meine es so, wie ich es sage«, fuhr Mr Parker Pyne fort. »In diesem Moment ist Ihre Frau in Sie verliebt, aber es gibt Anzeichen dafür, dass dies nicht so bleiben wird, wenn Sie weiterhin ein solches Vorbild an Tugendhaftigkeit und Rechtschaffenheit abgeben, dass es fast schon langweilig ist.«
    Edward zuckte zusammen.
    »Gehen Sie zu ihr, mein Junge«, sagte Mr Parker Pyne freundlich. »Gestehen Sie alles – und zwar so viel, wie Ihnen nur einfällt. Dann erklären Sie ihr, dass Sie dieses Leben in dem Moment aufgegeben haben, als Sie sie kennengelernt haben. Sie wird Ihnen begeistert verzeihen.«
    »Aber wenn es doch nichts zu verzeihen gibt -?«
    »Was ist Wahrheit?«, fragte Mr Parker Pyne. »Meinen Erfahrungen nach alles, was die Pferde scheu macht! Es ist ein fundamentaler Grundsatz jeglichen Ehelebens, dass Sie Ihre Frau anlügen müssen! Sie liebt es! Gehen Sie und lassen Sie sich vergeben, mein Junge. Und leben Sie glücklich bis ans Ende Ihrer Tage. Ich wage zu behaupten, dass Ihre Frau in Zukunft immer ein wachsames Auge auf gut aussehende Frauen in Ihrer Nähe haben wird – einige Männer würde das stören, Sie aber sicherlich nicht.«
    »Ich möchte keine andere Frau als Elsie anschauen«, sagte Mr Jeffries lediglich.
    »Wunderbar, mein Junge«, sagte Mr Parker Pyne. »Aber ich würde sie das nicht wissen lassen, wenn ich Sie wäre. Welche Frau weiß es schon zu schätzen, dass sie sich einen zu leichten Job ausgesucht hat?«
    Edward Jeffries stand auf. »Glauben Sie wirklich -?«
    »Ich weiß es«, sagte Mr Parker Pyne mit Entschiedenheit.

Das Tor nach Bagdad
     
    » V ier große Tore hat die Stadt Damaskus…«
     
    Mr Parker Pyne wiederholte leise Fleckers Gedicht.
     
    »Die Pforte des Schicksals,
    das Tor zur Wüste,
    die Höhle des Unheils,
    die Festung der Furcht,
    Ich bin der Weg nach Bagdad,
    der Pfad nach Diyarbakir.«
     
    Er stand auf den Straßen von Damaskus. Vor dem Oriental Hotel hatte einer der riesigen, sechsrädrigen Pullmans Aufstellung genommen, der ihn und elf weitere Mitreisende am Morgen durch die Wüste nach Bagdad bringen sollte.
     
    »Durchschreite es nicht, oh Karawane,
    oder entsage deinem Gesang.
    Hast du Die Stille toter Vögel gehört,
    und dennoch zwitschert es in der Luft?
    Unter ihm hauchst du dein Leben aus, oh Karawane,
    Karawane des Schicksals,
    Karawane des Todes.«
     
    Ein kleiner, aber bedeutsamer Unterschied zu heute. Früher war das Tor nach Bagdad wirklich das Tor des Todes gewesen. Die Karawanen hatten vierhundert Meilen Wüste zu durchqueren. Eine monatelange, beschwerliche Reise. Jetzt schafften die allgegenwärtigen, benzinfressenden Monster dieselbe Strecke in sechsunddreißig Stunden.
    »Was sagten Sie gerade, Mr Parker Pyne?«
    Die begeisterte Stimme gehörte Miss Netta Pryce, die nicht nur der lebende Beweis für die neue Welt des Tourismus war, sondern vermutlich auch der jüngste und bezauberndste. Sie schaffte es, sich an den albernsten Kleinigkeiten zu erfreuen, auch wenn nur wenige dieser Amüsements dem kritischen Urteil der strengen, älteren Miss Pryce standgehalten hätten. Ihre Tante war eine Dame mit deutlichem Bartansatz, die an allem, was nur im Entferntesten einen biblischen Bezug hatte, größtes Interesse hegte.
    Mr Parker Pyne wiederholte die Zeilen aus Fleckers Gedicht.
    »Wie aufregend«, sagte Netta.
    Drei Männer in Royal-Air-Force-Uniformen standen in ihrer Nähe, und einer von ihnen, ein Bewunderer Nettas, sprang darauf an.
    »Auch bei dieser Reise gibt es durchaus noch aufregende Momente«, sagte er. »Selbst heute wird der Konvoi manchmal noch von Banditen angegriffen. Und dann kann man sich auch mal verfahren – das passiert ab und zu. Und dann schickt man uns los, um sie zu finden. Ein Kerl war fünf Tage lang in der Wüste verloren gegangen. Glücklicherweise hatte er genügend Wasser dabei. Und dann die Unebenheiten. Das ist eine

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