Parker Pyne ermittelt
wirkte es nicht wirklich wie ein Palast, und mit den Vergnügungen war es auch nicht weit her. Verschiedenste Damen tanzten ohne große Begeisterung. Der Applaus war schwach.
Plötzlich entdeckte Mr Parker Pyne Smethurst. Der junge Mann saß allein an einem Tisch. Sein Gesicht war hochrot angelaufen, und Mr Parker Pyne schien es, dass er mehr getrunken hatte, als gut für ihn war. Er ging hinüber und gesellte sich zu dem jungen Mann.
»Skandalös, wie einen diese Mädels behandeln«, sagte Captain Smethurst bedrückt. »Ich habe ihr zwei Drinks ausgegeben – drei Drinks – unheimlich viele Drinks. Und dann rauscht sie lachend mit so einem Spaghettifresser ab. Eine Schande ist das.«
Mr Parker Pyne zeigte Verständnis. Er schlug eine Tasse Kaffee vor.
»Ich kriege gleich ordentlich Arak«, sagte Smethurst. »Das ist ein prima Zeug. Solltest du mal probieren.«
Mr Parker Pyne kannte einige der vorzüglichen Eigenschaften von Anisschnaps und lehnte höflich ab. Smethurst schüttelte den Kopf.
»Ich stecke ein bisschen in der Patsche«, sagte er. »Muss mich mal ein wenig aufmuntern. Ich weiß nicht, was du an meiner Stelle tätest. Du würdest einen Kameraden doch auch nicht im Stich lassen, oder? Eigentlich will ich’s ja sagen – und trotzdem – was soll man als Kerl schon machen?«
Er betrachtete Mr Parker Pyne, als ob er ihn zum ersten Mal sähe.
»Wer bist du?«, verlangte er in aller Knappheit zu wissen, die nur seiner Zecherei zugeschrieben werden konnte. »Was machst du beruflich?«
»Ich erschleiche mir Vertrauen«, meinte Mr Parker Pyne langsam.
Smethurst starrte ihn ziemlich besorgt an.
»Was – du auch?«
Mr Parker Pyne zog einen Zeitungsausschnitt aus seiner Brieftasche. Er legte ihn vor Smethurst auf den Tisch.
»Sind Sie unglücklich?« (So lautete die Frage.) » Wenn ja, dann we n den Sie sich an Mr Parker Pyne.«
Es kostete Smethurst einige Mühe, den Text zu lesen.
»Verdammt noch mal«, stieß er hervor. »Meinst du etwa – die Leute kommen zu dir und erzählen dir irgendwelche Sachen?«
»Sie vertrauen mir – ja.«
»Ein Haufen dummer Weiber, nehme ich an.«
»Eine ganze Menge Frauen«, gab Mr Parker Pyne zu. »Aber auch Männer. Was ist mit Ihnen, mein junger Freund? Wollten Sie gerade einen Ratschlag?«
»Halt deine verdammte Klappe«, sagte Captain Smethurst. »Das geht niemanden was an – nur mich. Wo bleibt der verdammte Arak?«
Mr Parker Pyne schüttelte bedauernd den Kopf.
Er sah Captain Smethurst bereits als verloren an.
Der Konvoi nach Bagdad fuhr um sieben Uhr morgens los. Ihre Gruppe bestand aus zwölf Teilnehmern. Mr Parker Pyne und General Poli, Miss Pryce und ihre Nichte, drei Offiziere der Royal Air Force, Smethurst und Hensley sowie eine armenische Frau und ihr Sohn namens Pentemian.
Die Reise begann ereignislos. Sie ließen die Obstbäume von Damaskus bald hinter sich. Der Himmel war bewölkt, und der junge Fahrer beäugte ihn ein- oder zweimal skeptisch. Er wechselte einige Worte mit Hensley.
»Auf der anderen Seite von Rutbah hat es ordentlich geregnet. Ich hoffe, wir bleiben nicht stecken.«
Gegen Mittag legten sie eine kurze Pause ein, und in viereckigen Pappschachteln wurde ihr Essen herumgereicht. Die beiden Fahrer kochten Tee, den sie in Pappbechern anboten. Sie fuhren weiter über die flache, unendliche Ebene.
Mr Parker Pyne dachte an die langsamen Karawanen auf ihrer wochenlangen Reise…
Kurz vor Sonnenuntergang erreichten sie die Wüstenfestung Rutbah.
Das große Tor wurde entriegelt, und der Dreiachser fuhr auf den Innenhof der Festung.
»Das ist so aufregend«, sagte Netta.
Nachdem sie sich erfrischt hatte, wollte sie unbedingt einen kleinen Spaziergang machen. Flight Lieutenant O’Rourke und Mr Parker Pyne boten sich als Begleitung an. Als sie sich auf den Weg machten, kam der Geschäftsführer zu ihnen und bat sie inständig, nicht zu weit wegzugehen, denn es könnte schwierig werden, in der Dunkelheit den Weg zurückzufinden.
»Wir gehen nicht weit weg«, versprach O’Rourke.
Der Spaziergang war allerdings nicht besonders spannend, denn die Umgebung wirkte recht eintönig.
Einmal bückte sich Mr Parker Pyne und hob etwas auf.
»Was ist das denn?«, fragte Netta neugierig.
Er hielt es ihr hin.
»Ein prähistorischer Feuerstein, Miss Pryce – ein Bohrer.«
»Haben sie – sich damit gegenseitig umgebracht?«
»Nein – er wurde für friedlichere Zwecke genutzt. Aber ich nehme an, sie hätten sich damit
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