Parker Pyne ermittelt
Jim Hurst war mal ein Dieb, Mr Pyne. Er wurde in unserem Haus erwischt. Er – er tat mir leid. Er sah so jung und verzweifelt aus – «
»Und ist so gut aussehend«, dachte sich Mr Parker Pyne.
»Ich habe Papa überredet, ihm eine Chance zu geben, alles wiedergutzumachen. Mein Vater würde alles für mich tun. Nun, er hat Jim die Chance gegeben, und Jim hat es wiedergutgemacht. Vater hat sich immer mehr auf ihn verlassen und ihm seine Geschäftsgeheimnisse anvertraut. Und am Ende wird er seine Meinung komplett ändern, oder er hätte sie geändert, wenn das nicht geschehen wäre.«
»Wenn Sie sagen ›seine Meinung ändern‹ – «
»Ich meine damit, dass ich Jim heiraten will, und er will mich heiraten.«
»Und Sir Donald?«
»Sir Donald ist Vaters Idee. Ganz bestimmt nicht meine. Glauben Sie wirklich, ich möchte so einen komischen Kauz wie Sir Donald heiraten?«
Ohne seine Meinung zur Beschreibung des jungen Engländers zu äußern, fragte Mr Parker Pyne: »Und was meint Sir Donald?«
»Ich wage zu behaupten, dass er mich für seinen verarmten Grundbesitz als echte Bereicherung ansehen würde«, sagte Carol verächtlich.
Mr Parker Pyne überdachte die Situation. »Ich möchte Ihnen zu zwei Dingen Fragen stellen«, sagte er. »Gestern Abend wurde die Aussage getroffen, ›einmal ein Dieb, immer ein Dieb.‹«
Die junge Frau nickte.
»Ich verstehe jetzt, warum diese Bemerkung einen so peinlichen Moment heraufbeschworen hat.«
»Ja, es war Jim sehr peinlich – und mir und Papa auch. Ich hatte solche Angst, dass man es Jim ansehen könnte. Also habe ich einfach das Erstbeste von mir gegeben, was mir einfiel.«
Mr Parker Pyne nickte nachdenklich. Dann fragte er: »Aber warum hat Ihr Vater darauf bestanden, auch durchsucht zu werden?«
»Das haben Sie nicht verstanden? Papa dachte sich vermutlich, ich würde die ganze Geschichte als abgekartetes Spiel gegen Jim verstehen. Sie müssen wissen, dass ihm die Vorstellung, ich könnte einen Engländer heiraten, sehr gefällt. Nun, er wollte mir nur beweisen, dass er Jim nicht reingelegt hatte.«
»Ach du meine Güte!«, sagte Mr Parker Pyne, »das ist alles sehr aufschlussreich. In einem sehr allgemein gefassten Sinn. Es hilft uns vermutlich wenig bei unserem eigentlichen Problem.«
»Sie werden aber jetzt nicht die Flagge streichen, oder?«
»Nein, nein.« Er schwieg einen Moment und sagte dann: »Was genau möchten Sie eigentlich von mir, Miss Carol?«
»Beweisen Sie, dass nicht Jim diese Perle genommen hat.«
»Und nur mal angenommen – ich bitte um Verzeihung –, dass er es doch getan hat?«
»Wenn Sie das glauben, dann liegen Sie falsch – so was von falsch.«
»Sicher, aber haben Sie sich diesen Fall wirklich genau überlegt? Glauben Sie nicht, dass die Perle Mr Hurst plötzlich in Versuchung gebracht hat? Der Verkauf würde eine beträchtliche Summe einbringen – die Grundlage, auf die er spekuliert, um, sagen wir mal? – unabhängig zu sein, damit er heiraten kann, ob mit oder ohne Zustimmung Ihres Vaters.«
»Jim hat es nicht getan«, sagte die junge Frau lediglich.
Diesmal akzeptierte Mr Parker Pyne ihre Aussage. »Gut, ich werde mein Bestes geben.«
Sie nickte unvermittelt und verließ das Zelt. Mr Parker Pyne setzte sich aufs Bett und ließ sich die ganze Sache durch den Kopf gehen. Plötzlich lachte er in sich hinein.
»Ich werde langsam schwer von Begriff«, sagte er laut.
Beim Mittagessen war er sehr gut gelaunt.
Der Nachmittag verlief friedlich. Die meisten von ihnen schliefen. Als Mr Parker Pyne um Viertel nach vier das große Zelt betrat, befand sich nur Doktor Carver dort. Er untersuchte gerade einige Keramikscherben.
»Ah!«, sagte Mr Parker Pyne und zog einen Stuhl an den Tisch heran. »Sie sind genau der Mann, den ich gesucht habe. Dürfte ich ein wenig von dem Knetgummi haben, den Sie bei sich tragen?«
Der Doktor suchte in seinen Taschen, bis er eine Stange Knetgummi fand und sie Mr Parker Pyne reichte.
»Nein«, sagte Mr Parker Pyne und wies sie ab. »Das ist nicht das Stück, das ich haben möchte. Ich möchte den Klumpen, den Sie gestern Nacht bei sich hatten. Um ehrlich zu sein, möchte ich gar nicht den Knetgummi haben. Ich möchte den Inhalt haben.«
Eine Pause folgte, und dann sagte Doktor Carver leise: »Ich glaube, ich verstehe Sie nicht ganz.«
»Ich denke schon, dass Sie mich verstehen«, sagte Mr Parker Pyne. »Ich will Miss Blundells Ohrring.«
Eine Minute lang herrschte Totenstille. Dann griff
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