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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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– die meisten Klone waren sehr jung gestorben oder hatten Selbstmord begangen.
    Andererseits: Vielleicht waren die Replikate auch zu nah an den Originalen dran…
    Es gab eine andauernde Diskussion über die ethischen Konsequenzen der Technik, aber solange die Musiker-Klone genügend Umsatz machten, sah man nicht so genau hin.
    Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, zog ich mich aus und stieg in die San-Einheit. Ich ließ den heißen Wasserstrahl auf mich hinabstürzen, bis meine Haut aufgeweicht war.
    Anschließend trocknete ich mich ab und setzte mich nackt auf die Bettkante. In meinen schmutzigen Nylonstrümpfen suchte ich nach der Disk, die mir Lang gegeben hatte.
    Ich betrachtete das kleine Rechteck in meiner Hand und dachte an seine Worte:
    »Hier ist eine Adresse. Bring mir alle Daten, die du dort auf dem Computer findest. Sollte dich jemand dabei sehen, töte ihn…«
    Die Adresse auf der Diskhülle war mir nicht vertraut, sie war… Nein, das konnte nicht sein… Das war doch nicht möglich! Circe Crescent 18, M’Grey Island, Viva.
    Verflucht! Wie sollte ich dorthin gelangen? Ich knabberte an dem Problem, bis Merry 3# einen Trommelwirbel imitierte und ihren neuesten Tanzschritt vorführte.
    Ich wartete ungeduldig. Dieses durchsichtige Ding wurde langsam zu einer wahren Nervensäge.
    »Mail für dich, Parrish.«
    »Ja, schon gut, komm endlich zur Sache.«
    Es hätte mich nicht gewundert, wenn es mein Vermieter gewesen wäre, einer von Jamons alternden Dingomutanten. Aber die erste Mail war von Jamon. Sein dünnes Schlangengesicht war blass und zerknittert.
    »Ich schätze es nicht, wenn du ohne Erklärung verschwindest, Parrish. Komm am Wochenende zu mir, oder ich hetze dir meine Jungs auf den Hals.«
    Die zweite Mail hatte keinen Absender und war offensichtlich synthetisch verfasst worden.
    »Die Ware muss wie vereinbart bis Montag geliefert werden!«
    Lang!
    Eine schwere Last legte sich auf meine Schultern. Es war Freitag. Jamon wollte meine Gesellschaft, heute, und Lang wollte mich auf geheimer Mission in Viva sehen.
    Jesus, ich hatte wirklich kein glückliches Händchen bei der Auswahl meiner Dates; aber in dieser Situation blieb mir keine Alternative: Um Jamon loszuwerden, musste ich für Lang auf Beutezug gehen.
    Ich wühlte in meinem Küchenschrank und fand noch einige Packungen Trockenfutter. Dann kümmerte ich mich um meine Ausrüstung. Ich wollte hier verschwinden, bevor Jamon zu dem Schluss kam, dass er lange genug gewartet hatte und mir seine Dingomutanten auf den Hals hetzte. Ohne Zweifel überwachten sie bereits meine Haustür.
    Ich steckte ein 7,62 mm Scharfschützengewehr ein und die Glock-Kopie. In meinem Tank-Top verstaute ich zwei frische Giftpfeile. Natürlich durfte mein Talisman nicht fehlen, ein Armband, das ich bei meinem bisher lukrativsten Job erhalten hatte: ein Äquatorialhändler, der hochrangige Kontakte in der Waffenbranche hatte und einen Schutzengel brauchte, während er sich in Torley auf der Suche nach einem guten Geschäft herumgetrieben hatte. Das Armband enthielt kleine Betäubungsgranaten; außerdem konnte es ein halluzinogenes Gas versprühen – hilfreich in kleinen Räumen.
    Meine Arbeitsausrüstung bestand zudem aus einem SOG, das übliche Multifunktionsmesser wie Nagelfeilen aussehen ließ, und einem ›Hacker-Dream-Pack‹ – Wurm, Gateway und Passwort-Knacker, eine kleine Gefälligkeit von Raul Minoj. Für professionelle Standards war mein Equipment nicht besonders gut, aber andererseits gehörten Einbruch und Diebstahl auch nicht gerade zu meinem Alltagsgeschäft. Mit meiner Größe gab man ein leichtes Ziel ab, wenn man sich bis unter die Zähne bewaffnete und zu unbeweglich wurde.
    Abgesehen davon hatte ich auch ein kleines moralisches Problem mit meinem Auftrag. Anderen Leuten etwas zu stehlen war eigentlich nicht meine Art. Meiner Meinung nach zeigte so etwas nur, dass einem die gewisse Klasse fehlte.
    Ich versuchte daher, Langs Auftrag rational zu betrachten. In diesem Fall ging es nicht darum, Wertgegenstände zu entwenden, sondern lediglich um Informationen, und um ehrlich zu sein: Wenn ich auf diese Weise Mondos Hintern hinter Gitter bringen konnte, hätte ich auch dem König von Viva die Eier abgeschnitten.
    Mein Kleiderschrank bot mir keine große Auswahl; lediglich eine khakifarbene Hose und ein Arbeitshemd sowie mein glänzend schwarzer Anzug hingen darin. Ich entschied mich für den Anzug. Ich bin ja vielleicht eitel, aber eine Frau

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