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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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sollte immer gut angezogen in die Stadt gehen. Ich zog mir einen Overall über, feuerfest und giftabweisend und der wohl mit Abstand teuerste Kleidungsfetzen, den ich besaß.
    Als ich ein letztes Mal meine Ausrüstung durchsah, erschien ein verschwommenes Bild vor meinen Augen…
    Ein Engel mit großen, rot-goldenen Flügeln. Mein Engel.
    Ich setzte mich mit einem Ruck auf.
    Mein Engel?
    Wie kam ich auf diesen Gedanken? Vielleicht hatte mich dieses Voodoo-Gerede doch mehr beeinflusst, als ich mir selbst eingestanden hatte.
    Wenn ich mit Jamon fertig war, würde ich zu den Muenos zurückkehren und mich vergewissern, dass sich Pas um die Straßenkinder kümmerte. Dann würde ich auch versuchen, mehr über die Federn und das Blut zu erfahren – und ich wollte mehr über die Oya wissen.
    Vielleicht wusste Mei ja etwas darüber, aber ich vertraute ihr nicht mehr. Hatte ich das überhaupt je getan? Sicherlich war ich ihr gegenüber sehr hart gewesen, aber sie hatte schließlich die Regeln gebrochen: Hintergehe niemals deine Freundinnen, nicht einmal für einen Mann.
    Nicht in meiner Welt.
    Aus einem Impuls heraus wählte ich Minojs Nummer auf dem Com. Zuerst erschien sein Mund auf dem Schirm, dann folgte der Rest seines Gesichts. Glänzendes Haar und weiße Zähne. Seltsam!
    »Was könnte das bekannteste Mädchen im Viertel wohl von mir wollen?«
    Ich ignorierte die Schmeichelei. »Eine Zuflucht?«
    Minojs Bild erstarrte, während er über meine Frage nachdachte. Er schätzte meinen Wert ein.
    »Warte.« Nur die Lippen bewegten sich.
    Der Bildschirm wurde für einige Sekunden schwarz, dann erschien sein Gesicht wieder, diesmal älter, ungewaschen und mit schmutzigen Zähnen. Der wahre Minoj.
    »Was willst du, Parrish? Das hier ist gefährlich für mich. Du bist ein heißer Kunde.«
    »Wann bin ich das nicht?«, entgegnete ich und grinste ihn an.
    Minoj lachte nicht. Vorsichtig sprach ich weiter. »Ich brauche Informationen über einen Typ. Er hat vor einigen Jahren hier gelebt. Ein Möchtegern mit ein wenig Anhang, der plötzlich von der Bildfläche verschwunden ist.«
    Minoj seufzte erschöpft. »Weißt du eigentlich, wie viele es von solchen Gestalten gibt?«
    »Dieser ist anders als die anderen. Man sagt, seine Familie gehöre zu den Alten. Der Mann nennt sich Daac.«
    Minoj kratzte mit dem Finger über seine Schneidezähne. Das war vermutlich das Höchstmaß an Hygiene, dass er seinen Zähnen zukommen ließ. »Klingt, als hättest du dich verliebt, Parrish.«
    Ich blickte ihn finster an.
    »Ich glaube, ich erinnere mich an so jemanden. Groß, sehr dünn. Er war ein User, hauptsächlich Amphetamine und solches Zeug. Doll Feast war damals seine Dealerin. Dann ist er verschwunden. Er muss jemandem auf die Füße getreten sein.«
    Doll? »Auf wessen Füße, Minoj?«
    »Oh, ich glaube, so gut arbeitet mein Gedächtnis auch nicht mehr… jedenfalls nicht ohne ein wenig Bakschisch, meine kleine Oya.«
    Mir gefror das Blut in den Adern. »Woher hast du diesen Namen?«
    »Die Muenos bauen Heiligenschreine für dich in ihren kleinen Hütten. Sie beten dafür, dass du gut über sie denkst.« Er rollte mit den Augen. »Topaz ist nicht wirklich glücklich über diese Konkurrenz. Wirklich Pech für ihn, dass sich genau vor seiner Nase eine Orisha manifestiert, wo es doch so lange Zeit keine mehr gegeben hat.«
    Ich bereite Topaz Kopfzerbrechen? Da ist er nicht der Einzige. Soll er sich doch hinten anstellen!
    »Wie viel muss ich dir bezahlen, damit du mir sagst, wer es auf Daac abgesehen hat?«
    Ein seltsamer Ausdruck legte sich auf Minojs Gesicht. »Bist du in deiner Wohnung?«
    »Ja«, antwortete ich vorsichtig. »Warum?«
    »Oh, Parrish! Ich hätte dir ein wenig mehr zugetraut.«
    »Was meinst du…?«
    Das Hämmern an meiner Tür war kurz, aber deutlich.
    »Au revoir, Kleine. Grüß die Dead Hearts von mir.«
    Er kappte die Verbindung.
    Die Dead Hearts! Minojs Warnung rief Panik in mir hervor.
    Ich drehte meinen Stuhl herum, stellte mich auf ihn und warf meine Ausrüstung durch das Loch in der Decke; aber irgendetwas stimmte nicht: Die Falltür ließ sich nicht öffnen, egal wie sehr ich auch drückte. Nichts.
    Jemand hatte mich eingeschlossen.
    Bisher hatte ich nur ein einziges Mal erfahren, was Gefangenschaft bedeuten konnte…
     
    Meine Arme schmerzten, gewaltsam auseinander gestreckt von zwei Dingomutanten; die Innenseiten meiner Oberschenkel waren mit Schrammen und Blutergüssen übersät, und der Schmerz pochte in meinen

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