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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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auf seinem Kissen zurück. »Ich dachte, dass ich Mei nie wieder sehen würde, nachdem man mich gefangen genommen hatte; aber sie konnte entkommen, und sie hat hier auf mich gewartet. Vor mehr als einem Jahr geriet Daac ebenfalls in die Fänge der Dead Hearts. Er erzählte mir, dass er Mei kenne, und hat mir versprochen, mich aus diesem Loch herauszubringen.«
    »Was wollte er dafür haben?«
    Sto schüttelte lächelnd seinen Kopf. »Das ist das Besondere an Daac, Parrish. Er möchte nicht, dass ich mich bei ihm revanchiere. Er war früher einmal eine treibende Kraft hier; seine Familie gehört zu den Alten des Tert. Schau dir doch diesen Ort hier an.«
    Ich war noch nie zuvor in Tower Town gewesen. Man trieb sich nicht einfach ohne guten Grund im Territorium anderer Gangs herum. Aber ich musste zugeben, dass alleine die medizinische Ausstattung schon beeindruckend war. Sto gegenüber erwähnte ich das jedoch nicht.
    »Und warum ist Daac in den Minen gelandet?«
    »Ich weiß nicht genau, wie es dazu gekommen ist.« Er senkte die Stimme. »Irgendjemand hat ihn an die Dead Hearts verraten, und nur einen Augenblick später fand er sich im Arbeitslager wieder. Dort war er nur ein weiteres Stück Fleisch… genau wie ich.«
    »Aber er ist entkommen.«
    »Seine Familie hat die Gangster bestochen. Die gleichen, die ihn dorthin gebracht haben, haben ihn auch wieder herausgeholt. Und mich mit ihm.«
    Man muss die Geschäftswelt einfach lieben! »Dann seid ihr hierher gekommen?«
    »Nicht auf direktem Wege. Daac hat Freunde. Viele Freunde. Wir haben uns in Viva versteckt, bis er Vorkehrungen für unsere Rückkehr in den Tert getroffen hatte. Er wollte möglichst lautlos zurückkehren…«
    »… aber du hattest Pech und hast dich als Anhalter von einem Killer mitnehmen lassen«, brachte ich den Satz zu Ende.
    Sto grinste reumütig und zuckte mit den Schultern. »Daac hat eine Menge Feinde hier. Vielleicht steckt einer von ihnen hinter der ganzen Sache. Vielleicht war es aber auch einfach nur Pech.«
    Ich hätte darauf wetten können, dass Daac viele Feinde hatte. »Dann bin ich aufgetaucht. Das hat Daac etwas Luft verschafft, während er sich um seine eigenen Angelegenheiten gekümmert hat.«
    Sto ließ seinen Kopf sinken. »Ja, so ist es gewesen.«
    Einen Augenblick lang herrschte völlige Ruhe; Sto starrte stumm vor sich hin.
    »Weißt du, Daac hat Pläne.«
    Ich strich mit dem Finger über meine Augenbrauen. Wie viel wusste Sto über Daacs wahre Absichten?
    »Er sagt, die Zeit in den Minen der Dead Hearts hätte ihn gelehrt, wie man auf seinen eigenen Hintern Acht gibt – eben die Art von Gerissenheit, die auch seine alten Leute beherrscht haben. Er hat wirklich gut für Mei und mich gesorgt. Jetzt ist er heimgekehrt, um sich auch um den Rest zu kümmern.«
    Sto verstummte. Das Reden hatte ihn scheinbar erschöpft.
    »Du bist ihm nicht für ewig etwas schuldig«, sagte ich, »nur weil er dich rausgehauen hat.«
    Sto schüttelte den Kopf. Seine Augen füllten sich schon wieder mit Tränen. »Du solltest es besser wissen, Parrish. Leute wie Mei und ich haben nie eine richtige Chance im Leben gehabt. Nun gut, Mei vielleicht eher als ich. Sie ist zumindest clever und sieht gut aus. Aber Daac wird für uns sorgen: regelmäßiges Essen, ordentlichen Stoff, medizinische Versorgung, wenn man sie braucht…«
    Ich stieß einen Seufzer aus. Leute wie Sto brauchten einfach jemanden, der sie behütete. Bis vor kurzem war es mir selbst ähnlich ergangen, doch jetzt hatte ich die Seiten gewechselt, war selbstbewusst und stark geworden, und ich fragte mich ernsthaft, was die ›Daacs‹ dieser Welt dazu antrieb, auf andere Leute aufzupassen.
    Zumindest hatte ich am eigenen Leib erfahren, warum Jamon Mondo gerne Menschen in der Hand hatte. Und dafür werde ich ihn kaltmachen.
    »Du hast im Moment eine Menge Ärger am Hals – großen Ärger«, sagte ich.
    Stos Lippen zitterten zustimmend.
    »Ich hoffe, dass er sein Versprechen dir gegenüber hält.«
    Sto sah mich resigniert an. »Es spielt keine Rolle, ob er das tut. Egal, was passiert, es gibt jetzt jemanden, an den wir glauben können.«
    »Ja, ich verstehe schon. So jemanden können wir alle brauchen.«
    Sto berührte meine Hand; dann sagte er etwas zu mir, das ich gar nicht gerne hörte:
    »Weißt du, Parrish, du bist ihm sehr ähnlich. Die Leute glauben an dich.«
     
    Daac zeigte in Richtung Nord-Osten. Er stand auf einem Dachfirst inmitten unzähliger Reihen von Schlafkokons, die

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